Sorge um Situation Investoren drängen Deutsche Bank zur Kapitalerhöhung

Vor einem Jahr hat die Deutsche Bank zuletzt neue Aktien ausgegeben. Vielen Großanlegern reicht das nicht, sie verlangen laut einem Medienbericht neue Taten. Die Kernkapitalquote lässt im Vergleich zu wünschen übrig.

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Beleuchteter Schriftzug der Deutschen Bank an der Frankfurter Zentrale: Großanleger machen dem Geldhaus einem Bericht zufolge Druck bei der Kapitalrücklage. Quelle: Reuters

Frankfurt/Düsseldorf Die Deutsche Bank hat in zwei Jahren ihre harte Kernkapitalquote von 5,9 auf 9,7 Prozent Ende 2013 gesteigert. Zahlreichen Investoren fordern trotzdem weitere Schritte, um die Finanzsituation zu verbessern. Das berichtet die „Financial Times“ (FT) am Donnerstag, ohne konkrete Quellen zu nennen. Als Zielmarke hat sich die Bank für das Jahr 2015 zehn Prozent gesetzt.

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschlands größtes Geldhaus mit seiner Kapitalquote hinterher – und liegt mittlerweile wieder im hinteren Viertel. Den Investoren ist dem „FT“-Bericht seit der letzten Kapitalerhöhung vor zwölf Monaten zu wenig passiert. Damals hatte die Deutsche Bank mit der Ausgabe neuer Papiere drei Milliarden Euro eingenommen. Die Bank wollte sich zur mutmaßlichen Forderung der Großanleger der Zeitung gegenüber nicht äußern.

Der Deutschen Bank drohen neue Belastungen wie verschärfte Regeln der Aufseher, die künftig für Anlagen in den Büchern des Instituts mehr eigenes Kapital fordern. Analysten zufolge könnten die Regeln erneut eine Kapitallücke in Milliardenhöhe entstehen lassen. Die Londoner EU-Bankenregulierungsbehörde EBA hatte Anfang April – fast unbemerkt von der Öffentlichkeit – ihren Entwurf für die Umsetzung der Eigenkapital-Richtlinie CRD IV vorgestellt, der strengere Anforderungen stellt, als die Deutsche Bank sie bisher in ihren Büchern anwendet.

„Das ist ein weiteres großes Thema für die Deutsche Bank“, sagte Mediobanca-Analyst Christopher Wheeler Anfang April. Sein JP-Morgan-Kollege Kian Abouhossein hat berechnet, dass der deutsche Branchenprimus weitere 2,2 Milliarden Euro an Kapital braucht, wenn er den EBA-Standard umsetzt. „Die Regeln gelten unmittelbar für alle Mitgliedstaaten“, betonte eine EBA-Sprecherin.

Die Londoner Behörde fordert von den Banken unter anderem vorsichtigere Bewertungen, unabhängige Bewertungsgutachten für verschiedene Posten in ihren Bilanzen und zusätzliche Rückstellungen für drohende Verluste. Großbritannien hat seine Banken bereits angehalten, die neuen EBA-Regeln anzuwenden, die in Grundzügen schon länger klar sind. Bei Barclays etwa machte das 2,1 Milliarden Pfund (2,5 Milliarden Euro) aus. Nach einer Studie der EBA müssen die Banken durch die Neuregelungen im Schnitt mit einem Verlust von 1,5 Prozent ihres Kernkapitals rechnen. Zudem muss die Deutsche Bank ihr US-Geschäft künftig mit mehr Kapital unterlegen. Auch mit der Aufarbeitung von Altlasten sind die Investoren dem „FT“-Bericht zufolge unzufrieden.

Die Deutsche Bank hatte bereits im Geschäftsbericht vor größeren Schwankungen in ihrem Eigenkapitalpolster in diesem Jahr gewarnt, ohne eine Begründung dafür zu geben. Analysten erwarteten zuletzt aber nicht, dass die Bank noch einmal die Aktionäre um frisches Kapital bitten muss, um die Lücke zu schließen. Kostensenkungen, die Einbehaltung von Gewinnen und eine schrumpfende Bilanz reichten.

JP-Morgan-Analyst Abouhossein schätzte aber, dass das Geldhaus die Dividende deshalb für weitere drei Jahre auf dem derzeitigen Stand von 75 Cent je Aktie halten werde. Das wäre für viele Aktionäre enttäuschend: Sie erwarten nach Daten von Thomson Reuters im Schnitt für das laufende Jahr 90 Cent je Aktie und bis 2016 ein Wachstum auf 1,45 Euro. Die Deutsche Bank legt am Dienstag die Zahlen für das erste Quartal vor.

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