Die berufliche Zukunft von Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon bleibt offen. Der in eine Steueraffäre verwickelte Chef des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) äußerte sich auch am Mittwoch nicht zu der Frage, ob er sein Amt vorzeitig aufgibt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt könne der DSGV „zu dem Sachverhalt keine Angaben machen“, sagte ein Verbandssprecher am Mittwoch auf Anfrage in Berlin.
Das sind Deutschlands Sparkassenverbandspräsidenten seit 1953
Der Banker leitete den Sparkassenverband bei dessen Wiederbelebung nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Zentrale saß damals noch nicht in Berlin sondern am Finanzplatz Frankfurt und später in der damaligen westdeutschen Bundeshauptstadt Bonn.
Der 2015 verstorbene Ludwig Poullain war ein legendärer Banker und führte vor seiner Zeit als Sparkassenpräsident die nordrhein-westfälische Landesbank WestLB. Das war zu deren besseren Zeiten. Nach der Finanzkrise musste das Institut auf Geheiß der EU-Kommission abgewickelt werden. Die Rechnung zahlten – Ironie der Geschichte – die Sparkassen in NRW. Und die deutschen Steuerzahler.
Der CSU-Politiker Helmut Geiger eröffnete den Reigen von Unionspolitikern auf dem Sparkassenthron. Drei seiner Nachfolger haben ein schwarzes Parteibuch von CDU oder CSU.
Dass der CDU-Politiker Horst Köhler es bis zum deutschen Staatsoberhaupt bringen sollte, ahnte während seiner Zeit als Sparkassenpräsident noch niemand. Der spätere Bundespräsident leitete nach seinem Abschied aus dem DSGV zunächst den Internationalen Währungsfonds.
Der Jurist Dietrich Hoppenstedt begann seine Karriere im niedersächsischen Sparkassenverband. Er dominierte die Sparkassenwelt so stark, dass diese nach seinem Abgang als Präsident einen Zerfall fürchtete.
Der baden-württembergische CDU-Politiker Heinrich Haasis führte den DSGV durch die Weltfinanzkrise und bewältigte in seiner Amtszeit die Krise der Landesbank Berlin. Zudem sorgte er für die Komplettübernahme der Sparkassen-Fondstochter Deka von den durch die Finanzkrise angeschlagenen Landesbanken.
Der CSU-Politiker Georg Fahrenschon war bayerischer Finanzminister und löste überraschend das Unionsticket nach Berlin. Der bis dahin jüngste Sparkassenpräsident musste die Abwicklung der NRW-Landesbank WestLB bewältigen und verhinderte den Bruch des Haftungsverbunds aus Sparkassen und Landesbanken. Seine sicher geglaubte Wiederwahl im November 2017 scheiterte, weil überraschend öffentlich wurde, dass er seine persönlichen Steuererklärungen verspätet abgegeben hatte.
Helmut Schleweis ist derzeit noch Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Heidelberg. Er ist bereits Bundesobmann der Sparkassen und damit ranghöchster Vertreter der knapp 400 Institute im Lobbyverband DSGV. Die Chefs der regionalen Sparkassenverbände schlugen den 63-Jährigen als Fahrenschon-Nachfolger vor. Er soll das Amt noch im Dezember 2017 antreten.
Der frühere bayerische Finanzminister Fahrenschon hatte seine Steuererklärungen für 2012 bis 2014 erst im vergangenen Jahr beim Finanzamt eingereicht. Deshalb erließ das Münchner Amtsgericht einen Strafbefehl wegen Steuerhinterziehung. Der Fall wurde in der vergangenen Woche bekannt, am Tag vor der geplanten Wiederwahl Fahrenschons als Verbandspräsident. In der Sparkassenorganisation wird ihm vor allem vorgeworfen, die Angelegenheit verheimlicht zu haben.
Beim einem Treffen am Dienstag verständigten sich die regionalen Sparkassenverbände nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ darauf, dass Fahrenschon seinen Posten bis zum Ende der Amtszeit im Mai 2018 ruhen lassen soll. Dessen Aufgaben solle DSGV-Vizepräsident Thomas Mang aus Niedersachsen übernehmen. Ob Fahrenschon diesem Vorgehen zustimmt, blieb bis Mittwoch unklar.