"Wir werden eine Erhebung unter den Banken zu ihren Geschäften in Steueroasen starten", kündigte der für die Bankenaufsicht zuständige Exekutivdirektor Raimund Röseler in der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe) an. "Die Institute müssen uns erläutern, was genau sie dort machen - und mit wem sie da Geschäfte abschließen." Die BaFin interessiert sich dabei vor allem für Geschäfte, die die Banken als "Vermögensverwaltung" bezeichnen. "Da finden Sie dann die ganz Reichen dieser Welt. Aber was sich dahinter wirklich verbirgt, wollen wir jetzt genau wissen", sagte er.
Standorte der Dax-Konzerne in Steueroasen
Mehr als 200.000 internationale Konzerne sitzen im Corporation Trust Center in der North Orange Street 1209 von Wilmington im US-Bundesstaat Delaware. Dazu zählen mindestens sieben deutsche Dax-Konzerne. Weitere deutsche Parade-Unternehmen haben sich entweder ebenfalls hier oder anderswo in dem steuerfreundlichen US-Bundesstaat niedergelassen:
Adidas, Allianz, BMW, Daimler, Lufthansa, Siemens, Volkswagen, BASF, Bosch, Commerzbank, Continental, Deutsche Bank, E.On, Fresenius MC, HeidelbergCement, Henkel, Infineon, K+S, Linde, Lanxess, Merck, Munich Re, RWE, SAP, Thyssen Krupp
Allianz, Commerzbank, Deutsche Post, Heidelberg Cement, RWE.
Allianz, Deutsche Post, K+S, Linde,
Commerzbank, Deutsche Post, HeidelbergCement, Henkel, Linde, SAP, Siemens, VW
Lufthansa, Allianz, Commerzbank, Deutsche Bank, Deutsche Post, Deutsche Telekom, EADS, Fresenius MC, HeidelbergCement, SAP, Siemens, VW
Guernsey: Commerzbank, Deutsche Bank, Heidelberg Cement, Linde
Jersey: Lufthansa, Commerzbank, Deutsche Bank, Deutsche Post, Linde, ThyssenKrupp
Lufthansa, Adidas, Bayer, BASF, Beiersdorf, Commerzbank, Deutsche Post, HeidelbergCement, Merck, Siemens, ThyssenKrupp, VW
Bisher habe die Finanzaufsicht allerdings wenig Hinweise darauf, dass die Banken dabei gegen ihre Sorgfaltspflichten verstoßen. Die BaFin habe schon vor einigen Jahren analysiert, was die Institute auf den exotischen Inseln machten, die als Steuerparadiese gelten. "Wir werden das Thema künftig noch systematischer angehen und genauer hinschauen", kündigte der Aufseher an. "Derzeit sind wir noch in der Erhebungsphase. Wenn nach dieser Erhebung noch ein ungutes Gefühl bleibt, werden wir auch Sonderprüfungen durchführen." Das sei auch in Zweigstellen im Ausland möglich. Allerdings würden auch in den Steueroasen legale Geschäfte betrieben, an denen die Aufsicht nichts aussetzen könne, sagte Röseler.
Wie die Zeitung unter Berufung auf die Bundesbank berichtet, haben deutsche Kreditinstitute in Steueroasen Forderungen von 152 Milliarden Euro aufgebaut. Diese seien vor Beginn der Finanzkrise massiv gestiegen und seither stabil geblieben. Deutsche Banken unterhielten in den 22 Steueroasen 25 Niederlassungen mit Banklizenz.
Anfang des Monats war ein globales Netz dubioser Finanzgeschäfte enthüllt worden. Weltweit gerieten Politiker, Unternehmer, Prominente und Millionäre unter Druck. In Deutschland und anderen Ländern mehrten sich die Forderungen, Steueroasen den Kampf anzusagen und Schlupflöcher zu stopfen.