Stresstest Banken und EZB begraben das Kriegsbeil

Keine Angst vor dem „big bang“: Kreditinstitute und Zentralbank haben sich für den kommenden Stresstest auf einige Maßnahmen geeinigt. Die Banken sollen vor Veröffentlichung die Stresstest-Ergebnisse erhalten.

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Dunkle Wolken im Abzug: Die Banken fühlen sich offenbar für den EZB-Stresstest gewappnet. Quelle: dpa

Frankfurt Wer einen Banker in den vergangenen Monaten auf die Palme bringen wollte, musste ihn auf den Gesundheitscheck für europäische Geldhäuser ansprechen. Die stabilen deutschen Institute würden beim Stresstest benachteiligt, schimpfte beispielsweise Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon. Es gebe zahlreiche Ungereimtheiten bei der größten Banken-Prüfung in Europa aller Zeiten. Viele Kalkulationen der Europäischen Zentralbank (EZB) seien nicht nachvollziehbar, kritisierten andere Banker. Und sie warnten, die Veröffentlichung der Ergebnisse am 26. Oktober könne ein Kommunikations-GAU werden.

Doch die Wogen scheinen sich mittlerweile geglättet zu haben. Viele bislang nörgelnde Banker äußern sich heute positiv über die Arbeit der Notenbank, die Anfang November die Aufsicht über die wichtigsten Geldhäuser der Euro-Zone übernimmt. Speziell im Streit über die Veröffentlichung der Ergebnisse sei die EZB auf die Banken zugegangen, sagten mehrere mit dem Verfahren vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Lange hat die EZB den Banken erklärt, sie bekämen ihre Ergebnisse erst zwei Tage vor der Veröffentlichung. Viele der rund 130 unter die Lupe genommenen Geldhäuser liefen dagegen Sturm. Das sei viel zu kurz, um die Daten zu prüfen und eventuelle Fehler zu beseitigen, klagte beispielsweise Liane Buchholz, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands öffentlicher Banken. Nun sollen die Institute die „vorläufigen endgültigen Ergebnisse“ schon drei Tage vor der Veröffentlichung erhalten, wie mehrere Insider sagten. Sie haben somit mehr Zeit, die Zahlen im Vorstand zu diskutieren und eine Bekanntgabe der Ergebnisse vorzubereiten.

Unsicherheit herrschte bei den Banken außerdem lange darüber, ob sie nach dem Erhalt der Ergebnisse bestätigen müssen, dass diese vollständig und richtig sind. Die meisten Bankvorstände hatten dies aus juristischen Gründen abgelehnt. Nun müssen sie bis zum 25. Oktober vermutlich nur erklären, dass sie mit der Veröffentlichung der Ergebnisse durch die EZB einverstanden sind, wie mehrere Spitzenmanager berichten. "Da sehe ich keine Schwierigkeiten mehr", sagt ein Bankchef.


„Alle anderen werden betonen, wie toll sie sind.“

Die EZB steht in engem Kontakt mit den nationalen Aufsichtsbehörden und den Banken. Über die Details der Ergebnis-Veröffentlichungen halte sie alle Beteiligten auf dem Laufenden, erklärte eine EZB-Sprecherin. „Wir werden sicherstellen, dass die vorläufigen Befunde den Banken früh genug übermittelt werden.“ Die final abgesegneten Ergebnisse erhielten die Institute aber erst am Tag der Veröffentlichung am 26. Oktober.

Erste Signale zu ihrem Abschneiden haben die Banken in den vergangenen Wochen bereits im sogenannten „Supervisory Dialogue“ erhalten. In diesen Gesprächen, die meist zwei bis drei Stunden dauerten, erläuterten die Prüfer, wo sie im Test noch Anpassungsbedarf sahen. „Ich habe den Eindruck, dass keine Bank von den Ergebnissen überrascht wurde, die ihr im Supervisory Dialogue präsentiert wurden“, sagt der Vorstandsvorsitzende eines deutschen Geldhauses. Das spreche dafür, dass der Austausch zwischen Banken und EZB gut funktioniert habe.

Die Aufsichtsgespräche hätten in sehr freundlicher Atmosphäre stattgefunden und geholfen, die Berechnungen der EZB nachzuvollziehen, sagte ein anderer Bankchef. Er sehe der Veröffentlichung der Ergebnisse deshalb nun deutlich gelassener entgegen als vor einigen Monaten. Ein anderer Bankmanager sagte, er halte einige Berechnungen der EZB nach wie vor für falsch. Da sein Institut den Test locker bestehen werde und ein gutes Verhältnis zum künftigen Aufseher EZB haben wolle, werde die Bank darauf aber nicht weiter herumreiten.

Dass es nach der Veröffentlichung der Ergebnisse einen „big bang“ am deutschen Bankenmarkt gibt, den einige Manager anfangs vorausgesagt hatten, glaubt in der Finanzbranche heute kaum noch jemand. Die Institute, die den Test nicht bestanden haben, werden nach Einschätzung eines Branchenvertreters umgehend beteuern, dass sie die Kapitallücken mittlerweile schon geschlossen haben oder dies relativ leicht tun können. „Alle anderen Institute werden betonen, wie toll sie sind.“

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