Überweisungsgebühr Postbank droht Kunden mit Kontokündigung

Ab dem 1. April macht die Postbank ernst: Sie verlangt künftig 99 Cent für eine Überweisung per Papierbeleg. Kunden, die sich weiter dagegen sträuben, droht die Bank das Konto zu kündigen.

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Künftig verlangt die Postbank 99 Cent für eine Überweisung per Papierbeleg. Quelle: dpa

Wenn Jörg Schädtler sich das jüngste Schreiben der Postbank durchliest, muss er erstmal laut lachen. „Galgenhumor“ nennt er das. Nein, witzig fänden es viele Postbank-Kunden nicht, was ihnen mit Schreiben vom 26. Februar ins Haus geflattert ist, sagt Schädtler, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft für Bankkunden. Für ihn ist das Vorgehen der Postbank „oberdreist“.

Das Schreiben von Ende Februar ist unmissverständlich: Höflich aber bestimmt bittet die Postbank ihre Kunden, ihren Widerspruch doch noch einmal zu überdenken. Ansonsten werde man das Girokonto mit einer Frist von zwei Monaten kündigen. Die Postbank hat dem Schreiben auch gleich noch ein Formular beigelegt, mit dem geläuterte Kunden ihren Widerspruch wieder zurücknehmen können.

Die wertvollsten Namen der Bankenwelt
Die spanische Großbank Santander eröffnet das Ranking der wertvollsten Bankenmarken der Welt. Die Auswertung für das vergangene Jahr lieferte das Magazin „The Banker“. Bei der Bewertung der Marke spiele besonders der Geschäftsausblick (Gewinnprognose) und die Wahrnehmung von Risiken eine entscheidende Rolle. Viele Institute arbeiten an ihrem Markenwert, der sich nicht nur in Kundenvertrauen widerspiegelt, sondern auch in Eigenständigkeit und Innovation. Sprich: Eine starke Marke fällt im Wettbewerb auf. Die Spanier kommen auf einen Markenwert von 18,7 Milliarden US-Dollar, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Das Markenrating ist AAA-. Quelle: Reuters
Die Bank of China zählt zu den vier riesigen Staatsbanken der Volksrepublik. Ihr Umsatz liegt bei über 300 Milliarden Yuan im Jahr. Das entspricht grob 40 Milliarden Euro. Im Boomland China haben die regulierten Institute reichlich zu tun. Die Bank of China wird zudem vom Finanzstabilitätsrat als systemrelevant überwacht und muss strenge Auflagen erfüllen. Der Markenwert beträgt rund 20,4 Milliarden Dollar, 22 Prozent mehr als zuletzt. Quelle: dpa
Die teilverstaatlichte chinesische Bank ist eine der größten ihrer Art. Die ABC hat schätzungsweise 320 Millionen Privatkunden und etwa 2,7 Millionen Geschäftskunden. Fast eine halbe Million Menschen arbeitet in knapp 24.000 Filialen. 2010 sammelte die Bank mit ihrem Börsengang 22,1 Milliarden Dollar ein. Ihr Markenwert beträgt 22,7 Milliarden Dollar, ein Plus von 28 Prozent. Quelle: REUTERS
First, we take Manhattan: JP Morgan Chase sitzt in New York und ist nach Marktkapitalisierung die größte Bank der USA und nach Eigenkapital das zweitgrößte Finanzinstitut der Welt. Den Markenwert können da auch die hohen Handelsverluste – also Fehlspekulationen – aus dem Jahr 2012 nicht nachhaltig schmälern. Die Marke Chase ist rund 24,8 Milliarden Dollar schwer. Der Zuwachs beträgt sieben Prozent. Quelle: DAPD
25,7 Milliarden Dollar beträgt der Markenwert der Bank of America – noch, muss man sagen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Minus von vier Prozent. Das Fachmagazin „The Banker“, was die BoA 2008 noch als wertvollste Bankmarke führte, bescheinigt dem Finanzriesen, nach Eigenkapital das größte Institut seiner Art zu sein. Auch die Bank of America darf sich über das Prädikat „systemrelevant“ freuen – das stärkt natürlich das Markenvertrauen. Quelle: dpa
Wie die BoA gehört auch die Citigroup zu den „Big Four“ der US-Banken. Zuletzt lag die Bilanzsumme des Riesen bei 1,88 Billionen Dollar, der Umsatz 76,4 Milliarden. Sie ahnen es – systemrelevant, streng kontrolliert. Der Markenwert beträgt 26,2 Milliarden Dollar, was einem Plus von sieben Prozent entspricht. Quelle: DAPD
China wächst buchstäblich in den Himmel. In den zahlreichen Millionenmetropolen kommen mit dem Industrie-Boom auch die Wolkenkratzer. Der Bauwirtschaft kommt das gelegen – und damit der China Construction Bank, die rund 27 Prozent aller Baukredite im Reich der Mitte vergibt. Der Markenwert liegt bei 26,4 Milliarden Dollar. Das sind stolze 39 Prozent mehr als im Vorjahr. Quelle: REUTERS

Der Hintergrund: Wer seine Überweisung auf die altgediente Art per Papierbeleg einreicht, der soll ab dem 1. April auch dafür bezahlen. 99 Cent pro Überweisung, das fanden viele der fünf Millionen Girokonto-Kunden nicht akzeptabel – und widersprachen der Gebühr. Ihnen droht jetzt die Kontokündigung, sollten sie den Widerspruch nicht zurücknehmen.

Ob Strafzinsen auf Guthaben von Großkunden oder eben Gebühren für Papier-Überweisungen: Unter dem Zinstief leiden nicht nur die Sparguthaben der Verbraucher, sie machen auch den Banken zu schaffen. Deshalb müssen sie kreativ werden, um mit ihren Kunden Geld zu verdienen.

Die Postbank ist nicht die einzige Bank, die Gebühren für Papier-Überweisungen fordert. Das ergibt aus Sicht einer Bank durchaus Sinn, denn der Trend geht in Richtung Online-Banking: Die Bundesbank hat Zahlen herausgegeben, wonach 2013 von 6,3 Milliarden Überweisungen nur noch 816 Millionen schriftlich eingereicht wurden. Rund 5,5 Milliarden Transaktionen waren beleglos, darunter 2,7 Milliarden online.

Kunden, die ihre Überweisungen noch über einen Papierträger erledigen, dürfte das entschlossene Vorgehen der Postbank und eine drohende Kündigung dennoch sauer aufstoßen. Vor allem ältere Menschen erledigen ihre Bankgeschäfte noch über einen Papierbeleg. Eine Umfrage im Auftrag des Bankenverbandes BdB zeigt, dass mit zunehmendem Alter der Anteil der Kunden, die Online-Banking nutzen, sinkt. So nutzen lediglich 22 Prozent der über 70-Jährigen das Internet für ihre Bankgeschäfte.

Schutzgemeinschaft prüft juristische Schritte

„Natürlich ist Onlinebanking nicht nur für Kunden komfortabel, sondern auch für die Banken“, sagt Jörg Schädtler. „Aber man kann einer alten Dame mit schmaler Rente doch nicht auch noch eine solche Gebühr aufs Auge drücken.“

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Vor wenigen Wochen versprach Postbank-Sprecher Ralf Palm, im Einzelfall kulant zu sein: „Wenn sich eine 85-jährige Kundin beschwert, die 20 Kilometer vom nächsten Serviceterminal entfernt wohnt und kein Online-Banking betreiben kann, schauen wir, ob wir eine Kulanzentscheidung treffen können.“

Die Postbank nimmt außerdem wie folgt Stellung: „Dass wir Kunden, die Widerspruch einlegen, auf die Aufkündigung der Geschäftsbeziehung hinweisen, ist ein Schritt, den wir aus juristischen Gründen gehen müssen." Man zeige den Kunden Alternativen auf, um ihre Aufträge auch nach dem 1. April weiterhin kostenlos zu erteilen, erklärt Pressesprecher Ralf Palm. Dafür könnten sie ihre Aufträge online, per Telefon oder an einem Service-Terminal in den Postbank Finanzcentern erteilen oder in das Kontomodell "Postbank Giro extra plus" wechseln, mit Überweisungen mit einem Papierbeleg kostenlos blieben.

Die Schutzgemeinschaft für Bankkunden will nun unterdes in den kommenden Wochen juristisch prüfen, ob und wie sie gegen die neue Preisregelung vorgehen wird. „Ich denke nicht, dass wir die Gebühr komplett kippen können“, sagt Schädtler. „Aber vielleicht könnte zumindest die Höhe begrenzt werden.“

In den kommenden Wochen könnte daher ein Abmahnschreiben der Schutzgemeinschaft mit einer entsprechenden Unterlassungserklärung die Postbank erreichen. Sollte das erfolglos sein, will die Schutzgemeinschaft das Einreichen einer Klage beim zuständigen Landgericht Köln prüfen.

Momentan haben Postbank-Kunden also nur begrenzte Möglichkeiten: Beispielsweise können sie den Widerspruch zurücknehmen. „Dann sollte der Kunde statt des Formulars aber besser ein eigenes Schreiben aufsetzen“, rät Schädtler. Dann muss der Kunde zwar die Überweisungsgebühr erst einmal zahlen, behält sich aber eine Erstattung der Gebühren vor. Sollte eine Klage später erfolgreich sein, können Betroffene die bezahlten Gebühren leichter zurückfordern. Entsprechende Vordrucke gibt es beispielsweise über die Stiftung Warentest.

Oder die Kunden belassen es bei ihrem Widerspruch. Dann aber, so ist Schädtler überzeugt, „wird die Bank Ernst machen und kündigen“.

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