"Up or out" Wie Goldman-Sachs-Manager Deutschland erobern

Von Goldman Sachs an die Spitze: Ex-Manager der bewunderten wie berüchtigten US-Investmentbank besetzen immer mehr Schlüsselpositionen in der Wirtschaft.

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Alexander Dibelius Quelle: dpa

Es ist eine Übernahmeschlacht, wie sie Deutschland noch nicht erlebt hat. Und Marcus Schenck ist mittendrin. Der junge Investmentbanker in Diensten der US-Investmentbank Goldman Sachs soll dem britischen Mobilfunkkonzern Vodafone Ende 1999 zur Übernahme des deutschen Konkurrenten Mannesmann verhelfen.

Und das macht Schenck mit Bravour, sagt einer, der damals eng mit ihm zusammengearbeitet hat. Schenck sei ein absoluter Teamspieler, hoch diszipliniert, voll auf Geschäft und Kunden konzentriert. Und dabei sogar noch ungewöhnlich cool. „Wenn die Stimmung extrem angespannt war, hat er sie mit einem Scherz wieder gelockert“, sagt der Weggefährte.

Zu den Personen

Solche Qualitäten schätzt offenbar auch sein früherer Chef. Paul Achleitner stand von 1994 bis 2000 an der Spitze des Deutschland-Ablegers von Goldman Sachs, seit 2012 ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank. In der Funktion hat er seinen alten Kollegen Schenck abgeworben. Als künftiger Finanzchef ist der einer von zwei neuen Männern im Vorstand, mit deren Hilfe Deutschlands größtes Kreditinstitut möglichst schnell wieder auf Kurs kommen soll. Das ist dringend nötig. Die Bank ächzt unter einem riesigen Berg von Altlasten und musste zuletzt einen Quartalsverlust verkünden. Der bisher siebenköpfige Vorstand war mit der Fülle der Probleme schlicht überfordert.

Neben der Deutschen Bank vertraut künftig auch die Deutsche Börse auf die Kompetenz eines Ex-Goldies. Fast zeitgleich mit Schencks Wechsel verkündete sie, dass der Investmentbanker Carsten Kengeter im kommenden Frühjahr den aktuellen Vorstandschef Reto Francioni ablösen soll. Zu Kengeter fallen früheren Kollegen ähnliche Attribute wie zu Schenck ein. Bei allem persönlichen Ehrgeiz gilt auch er als extrem kollegial, zurückhaltend, unglaublich diszipliniert und voll fokussiert auf die Interessen des Kunden.

Die spektakulärsten Bankensitze weltweit
Die großen Banken verwalten unser Geld von imposanten Firmensitzen aus. Die zwölf eindrucksvollsten und innovativsten Büros hat der Gebäude-Informationsanbieter "Emporis " nun exklusiv zusammengestellt. Zu den außergewöhnlichsten Bankenzentralen gehört zweifellos der eine Milliarde US-Dollar teure Bank of America Tower im New Yorker Stadtteil Manhattan. Das Gebäude, welches der gegenwärtig größten US-Bank als repräsentatives Verwaltungsgebäude dient, ist eines der auffälligsten der Wolkenkratzer-Metropole. Der Mast des insgesamt 366 Meter hohen Turms ist keine aufgesetzte Antenne, sondern ragt als fester Teil aus dem gläsern verkleideten Bauwerk empor. Der Wolkenkratzer wurde für seine besonders umweltfreundliche und energiesparende Bauweise ausgezeichnet. Quelle: Tectonic Photo Quelle: Presse
Zweifellos gehört auch der Bank of China Tower in Hongkong zu den kreativsten Arbeitsplätzen weltweit. Der Turm hat als erstes Gebäude außerhalb der USA die 1000-Fuß-Marke durchbrochen und zählt bis heute zu den höchsten Firmensitzen der Welt. Die aus Dreieckselementen zusammengefügte Bauform, die reflektierenden Außenflächen und die bei Nacht beleuchteten Stahlträger erinnern an einen gigantischen Kristall. Quelle: Johannes Kaira Quelle: Presse
Auch die Skandinavier haben schicke Hochhäuser: Das DnB NOR-Gebäude in Oslo ist Sitz des größten Finanzdienstleistungsunternehmens in Norwegen. Das Gebäude ist 80.000 Quadratmeter groß. Unterschiedlich angeordnete Würfel geben jeder Etage eine individuelle Note. Quelle: ausfi Flickr Quelle: Presse
Luxemburg beherbergt die Europäischen Investitionsbank - und wie! Den Glaspalast hat das Düsseldorfer Architektenbüro Ingenhoven entworfen. Die v-förmigen Büros, die durch Atrien und Wintergärten miteinander verbunden sind, werden vollständig von Glas überspannt. Quelle: Wolfgang Bauer Quelle: Presse
Das ING House ist der Hauptsitz des weltweit tätigen ING Group. Zu besichtigen ist das kreative Gebäude in Amsterdam. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Form trägt der Bau auch die Spitznamen „Schuh“ und „Handstaubsauger“. Ausgedacht hat sich das Konstrukt das Architektenbüro Meyer en Van Schooten. Quelle: Michiel van Dijk Quelle: Presse
Der Isbank Tower in Istanbul ragt 181 Metern in den Himmel. Mit dieser Höhe war der Wolkenkratzer, der sich im Stadtteil Besiktas befindet, bis zum Jahr 2012 das höchste Gebäude in der Türkei. Mehrere Details der Fassade erinnern an den Trump Tower in New York City, der wie auch der türkische Tower, von dem Architekten Swanke Hayden entworfen wurde. Quelle: Tunc Quelle: Presse
In der Hafenstadt Dschidda in Saudi-Arabien hat die Islamic Development Bank Hauptquartier bezogen. Die zwei Türme sind durch eine Dachkonstruktion vereint. Das über 100 Meter hohe Gebäude verfügt über ein einzigartiges Design: Mithilfe schmaler Fensterschlitze in den Außenmauern wird das starke Sonnenlicht blockiert, während die zentralen Terrassen mit Glas verhüllt sind, um natürliches Licht hereinzulassen. Hier war das japanische Architektenbüro Nikken Sekkei am Werk. Quelle: Zohair Alghamdi Quelle: Presse

Oberste Etage

Das ist kein Zufall. Denn die Werte bekommen Goldman-Banker wieder und wieder mit Nachdruck eingebimst. „So unterschiedlich wir auch sind, so sehr haben wir die Goldman-Kultur zutiefst verinnerlicht“, sagt einer, der mit Schenck und Kengeter bei der Bank war. Die Qualitäten sind offenbar höchst begehrt. Mit den beiden Wechseln wächst die ohnehin schon beachtliche Zahl der Banker, die prägende Karriereschritte in den obersten Etagen des Frankfurter Messeturms getan haben und heute Schlüsselpositionen in der deutschen Finanzwirtschaft besetzen.

Zu ihnen zählt etwa Dorothee Blessing, die nach mehr als 20 Jahren im Geschäft mit Firmenkunden bei Goldman seit Kurzem einen Top-Job im europäischen Investmentbanking des Konkurrenten JP Morgan hat. Theodor Weimer, seit 2009 an der Spitze der HypoVereinsbank, hat vorher sieben Jahre bei der US-Investmentbank gearbeitet. Auch Axel Hörger, der noch bis März das Deutschland-Geschäft der Schweizer UBS leitet, gilt als typischer Vertreter der Generation Goldman.

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