Dennoch zieht sich die Leidensgeschichte der Bank wohl noch länger hin. Das einstige Vorzeigeinstitut der britischen Bankbranche gilt noch immer als einer der größten Sanierungsfälle weltweit. Die Royal Bank of Scotland leidet auch vier Jahre nach der Lehman-Pleite noch unter der Übernahme der niederländischen Bank ABN Amro, mit der sie sich seinerzeit verhoben hatte. Die britische Regierung musste 2008 mit einer Finanzspritze von mehr als 45 Milliarden Pfund einspringen. Inzwischen hat die RBS bereits 700 Milliarden Pfund an Risiko aus der Bilanz genommen und 35.000 Stellen gestrichen.
Keine Rückkehr zur Selbstständigkeit in Sicht
Erst kürzlich berichtete die Financial Times, dass es daher in Regierungskreisen Bestrebungen gebe, die RBS nun doch komplett zu verstaatlichen. Einige Politiker seien erbost, dass die RBS zu wenig Kredite vergeben würde – und damit ihrer Kernaufgabe nicht gerecht würde. Die darbende britische Konjunktur könnte nämlich einen Investitionsschub gut gebrauchen. Hinter den Überlegungen zur Komplettverstaatlichung steht offenbar die Vorstellung, dass die Regierung dann direkt eingreifen könnte, ohne Rücksicht auf andere Aktionäre zu nehmen. Die Kosten für ein Herausdrängen der übrigen Anteilseigner würden bei rund fünf Milliarden Pfund liegen. Angesichts der bereits geflossenen Beträge klingt das fast günstig.
Allerdings lehnt Finanzminister George Osborne bislang eine Komplettübernahme ab. Auch Gegner einer Komplettübernahme durch den Staat betonen, dass dem Steuerzahler so noch weitere Risiken aufgedrückt würden. Dies werde sich noch weiter verstärken, wenn die Regierung die Bank zu einer stärkeren Kreditvergabe drängen würde. Zudem gebe es wettbewerbsrechtliche Hürden seitens der Europäischen Union. Von einer Rückkehr in die Hand privater Eigentümer war die Bank jedoch kaum jemals weiter entfernt als heute. Von einer Erfolgsgeschichte wie bei AIG kann überhaupt keine Rede sein.
Zumindest für Aktionäre gab es bei der RBS-Aktie einen kleinen Trost: Im Juni sprang der Kurs vom Tief bei 0,14 Euro auf knapp drei Euro. Aber der alte Höchstkurs von mehr als acht Euro ist noch immer in weiter Ferne. Sollte es zu kompletten Verstaatlichung der RBS kommen, würden die übrigen Aktionäre vermutlich herausgedrängt und preiswert abgefunden. Eine Investmentstory ist das nicht.