Wegen US-Steuerreform Deutsche Bank schreibt 2017 erneut Verlust

Das Logo der Deutschen Bank Quelle: dpa

Trumps Steuerreform trifft viele Geldhäuser - nun auch die Deutsche Bank. Während deutsche Autobauer jubeln, kann das Geldhaus hohe Verluste aus der Finanzkrise nicht mehr so stark steuerlich geltend machen.

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Die US-Steuerreform von Präsident Donald Trump treibt die Deutsche Bank erneut in die Verlustzone. Während andere Dax-Konzerne in den Genuss üppiger Steuergeschenke kommen, kann Deutschlands größtes Geldhaus Verluste aus Zeiten der Finanzkrise nicht mehr so stark steuerlich geltend machen. Rund 1,5 Milliarden Euro muss die Deutsche Bank im vierten Quartal in der Bilanz abschreiben. Nun erwartet das Institut für das abgelaufene Geschäftsjahr einen „geringen Verlust nach Steuern“, wie es am Freitag mitteilte. Dabei hatte sich Konzernchef John Cryan nach mehreren schwierigen Geschäftsjahren Erholung durch seinen Sanierungskurs versprochen.

Die Börse reagierte entsetzt: Die Aktie, die sich jüngst erst berappelt hatte, fiel um 4,5 Prozentpunkte. Die Deutsche Bank hatte während der globalen Finanzkrise ab 2007 Milliardenverluste geschrieben. Sie konnte diese aber als Verlustvorträge nutzen, um die Steuerlast auf ihre US-Geschäfte über Jahre zu drücken. Mit Trumps Gesetzesänderung sinkt nun die Körperschaftssteuer für Unternehmen in den USA von 35 auf 21 Prozent. So kann die Deutsche Bank in ihrer Bilanz die einstigen Fehlbeträge nicht mehr so gut geltend machen. Mit dem Problem steht die Bank nicht alleine da: Jüngst hatten mehrere Großbanken wie Goldman Sachs und UBS hohe Belastungen gemeldet.

Andere deutsche Großkonzerne hatten dagegen Grund zum Jubel, da ihre Gewinne nicht mehr so hoch besteuert werden. So erwarten Daimler und BMW Milliarden an Sondererträgen, wie sie jüngst berichteten. Auch der Gesundheitskonzern Fresenius, mit seiner Dialysetochter FMC stark in den USA engagiert, kalkuliert mit Buchgewinnen wegen der Steuerreform.

von Cornelius Welp, Hauke Reimer

Die Nachricht zum Jahresverlust ist aber nicht die einzige, die Investoren der Deutschen Bank übel aufstößt. Denn das Geldhaus bereitete die Börse zugleich auf ein schwaches viertes Quartal vor. Zum Jahresende seien die Schwankungen an den Kapitalmärkten gering gewesen. Das belaste den wichtigen Handel mit Aktien, Währungen und festverzinslichen Wertpapieren wie Anleihen sowie das Finanzierungsgeschäft schwer. Dort dürften die Erträge gemessen am Vorjahreszeitraum um 22 Prozent geringer ausfallen, so die Warnung.

Damit wird klar: Das Investmentbanking - einst der Goldesel der Bank - bleibt schwach. Schon länger kämpft das Geldhaus, das weltweit zu den wichtigsten Adressen im Geschäft mit Anleihen und Währungen zählt, hier mit Gegenwind. Auch spricht die Bank von höheren bereinigten Kosten und einem Verlust aus dem jüngsten Verkauf ihres Privat- und Firmenkundengeschäfts in Polen. Dass die Bank für 2017 insgesamt noch einen Vorsteuergewinn erwartet, ist für die Aktionäre da nur ein schwacher Trost. Wie die Zahlen genau ausfallen, teilt die Deutsche Bank am 2. Februar mit.

Die schlechten Nachrichten aus den USA treffen auch die Bemühungen der Deutschen Bank, ihre Kapitaldecke gegen Krisen zu stärken. Sie werde gemessen an der harten Kernkapitalquote leicht um 0,1 Prozentpunkte sinken. Erst zuletzt hatte die Europäische Zentralbank (EZB) dem Geldhaus höhere Kapitalpuffer verordnet, auch weil es an den Kapitalmärkten zu den international besonders stark vernetzten Häusern gehört. Zuletzt lag die Deutsche Bank indes komfortabel über den Anforderungen der Aufseher.

Dass die Deutsche Bank neue Sorgen um ihren Zustand von vornerein ausräumen will, zeigt aber ein Passus in ihrer Meldung. Sie betonte, die fällig Zahlungen bestimmte Nachranganleihen weiter bedienen zu können. Damit sind Forderungen von Gläubigern gemeint, die im Falle einer Insolvenz erst spät ausbezahlt werden. Im Herbst 2016 waren die Risikoaufschläge dieser Papiere in die Höhe geschossen, da Anleger nach einer milliardenschweren Geldstrafe für die Deutschen Bank in den USA nervös wurden. Damals wähnte nicht wenige das Geldhaus schon am Abgrund, der Börsenkurs brach ein. So weit - so die Botschaft der Deutschen Bank - ist es nun lange nicht.

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