"Wiso"-Bankentest Bankberater zocken Omas ab

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Letzter Ausweg: Baumarkt

Die versteckten Zusatzgebühren sind eine Geschichte für sich. So verlangt die Hypo Vereinsbank zum Beispiel sieben Euro, wenn die Karte gesperrt wird, die Targo Bank 7,50 Euro. Das ist nicht nur recht teuer, sondern auch noch unzulässig: Banken sind durch den Gesetzgeber dazu verpflichtet, die Karten im gegebenen Fall zu sperren (Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf).

Nun hat Oma Hanne aber noch immer nicht ihre Küche bekommen. Auch bei der Santander Consumer Bank prallte sie an der Altersgrenze ab. Das will die Bank aber nicht so direkt sagen, sie behauptet, die Oma würde über zu wenig Sicherheiten verfügen – dabei fließt ihre Rente jeden Monat, wie es im Film heißt, „sicherer als jedes Gehalt“. In Wirklichkeit geht es aber auch hier nur um Hannes 76 Jahre. Die Partnerversicherung der Bank hat nämlich eine Altershöchstgrenze, und die liegt bei 70 Jahren. Einziger Ausweg bei Santander wäre eine Eins-zu-Eins-Absicherung: Wer also 4000 Euro möchte, muss bereits 4000 Euro vorweisen können.

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Im Jahre 2012 hatten die deutschen Bürger ein Gesamtvermögen von rund 4,94 Billionen Euro. Bis auf die Jahre 2002 und 2008 stieg das Vermögen der Deutschen stetig. Wie stark es zugenommen hat, zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 1991. Zu dieser Zeit kumulierten die privaten Haushalte ein Kapital von gerade einmal 1,9 Billionen Euro. Die Übersicht zeigt, wo sich das Geld der Deutschen befindet. Quelle: dpa
In festverzinsliche Wertpapiere wurden im vergangenen Jahr nur 238 Milliarden Euro investiert. Zwar gelten zum Beispiel Staatsanleihen aus Deutschland als besonders sicher, doch die Rendite bewegt sich oft sogar unter dem Inflationsniveau. Staatsbonds aus den Euro-Krisenländern Spanien und Italien werfen hingegen recht hohe Zinsen ab, doch das Verlustrisiko ist dementsprechend hoch. Quelle: dpa
Seit 2007 nimmt das angelegte Geld in festverzinsliche Finanzprodukte ab. 2011 lagen noch 247,1 Milliarden Euro in Staats-, Wandel, und Indexanleihen, um nur einige festverzinsliche Anlagemöglichkeiten zu nenne. Indexanleihen werden in Deutschland bisher allerdings nur selten vergeben. Emissionen solcher Anleihen erfolgen nur unter Genehmigung der Bundesbank. Quelle: dpa
Rund 259 Milliarden Euro liegen in Aktien. In Relation zum Gesamtvermögen sind das gerade einmal fünf Prozent. Anfang der 1960er-Jahre betrug der Aktienanteil noch 20 Prozent. Die Scheu, Geld in Aktien anzulegen, kann nicht mit den Renditen erklärt werden. Denn 1987 notierte der Dax noch bei 1.000 Punkten, mittlerweile hat sich der Kurs, trotz mehrfacher Rückschläge, mehr als verachtfacht. Keine andere Analagemöglichkeit bietet langfristig so hohe Renditen. Quelle: dpa
Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt aber, dass der Aktienanteil zyklischer Veränderung unterliegt. Je nach Börsengeschehen verändert sich der Anteil. Während 2007 knapp 371 Milliarden Euro in Aktien investiert waren, verringerte sich das Volumen im darauffolgenden Jahr auf 182 Milliarden Euro. Die Veränderung von 2011 auf 2012 hingegen war von 222 Milliarden auf 259 Milliarden Euro wieder eine positive. Quelle: dpa
Investmentfonds unterliegen den gleichen Schwankungen wie Aktien. Im vergangenen Jahr investierten die Deutschen rund 420 Milliarden Euro in solche Fonds und damit knapp 25 Milliarden mehr als noch 2011. Doch bereits 2007 lagerten die Bundesbürger über 467 Milliarden Euro in Investmentfonds. Quelle: dpa
Geldanlagen bei Versicherungen stehen bei den Deutschen hoch im Kurs. Rund 1,5 Milliarden Euro des Geldvermögens liegen bei den Versicherungen. Besonders beliebt sind Lebensversicherung, Pensionskassen und Versorgungswerke. Quelle: dpa

Als sich Oma Hanne schon auf offenem Feuer kochen sieht, gibt es bei Santander dann doch noch den entscheidenden Tipp: Sie solle es doch mal direkt im Baumarkt versuchen. Und tatsächlich: Bei „Obi“ gibt der Berater Omas Daten ein, und zack: der Kredit ist bewilligt. Durch ein Angebot sogar zu null Prozent Zinsen – diese übernimmt der Baumarkt. Doch die Freude hat auch hier einen gewichtigen Haken: Oma Hannes Sicherheiten werden überhaupt nicht kontrolliert, der Kredit kommt ohne besondere Prüfung der Verhältnisse zustande. „Obi“ interessiert nicht einmal Omis Einkommen. Der Verbraucherschutz bleibt so auf der Strecke.

Die Partner-Bank von Obi ist dabei übrigens – Santander. Warum der Kredit im Baumarkt im Gegensatz zur Bank-Filiale so problemlos klappt, erklärt das Geldinstitut so: Küchenfinanzierungen im Baumarkt seien ein Massengeschäft, einzelne Kreditausfälle wären da aus geschäftspolitischen und wirtschaftlichen Gründen leichter zu verkraften.

Nicht nur Omas wären auf der Suche nach einem geeigneten Kredit bei den getesteten Geldinstituten aufs Glatteis geraten: Wer den Worten der Bank-Berater bereitwillig glaubt, findet sich hinterher oftmals mit dem falschen Produkt in der Tasche auf dem Heimweg wieder. In jedem der gezeigten Beispielen mutierten die Berater in Sekundenschnelle zu Verkäufern, die dem Kunden konsequent andere Produkte aufschwatzen wollten als der eigentlich wollte.

Die beworbenen Kredite dienten dabei nur einem: der Bank. Wer hier nicht gerade einen Finanzexperten im Ohr hat, sollte sich eine vorschnelle Unterschrift genau überlegen. Die Banken und ihre Mitarbeiter haben in den letzten Jahren viel Vertrauen verspielt – der Test von hat deutlich „Wiso“ gezeigt, warum.

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