Zinsskandal Crédit Agricole wehrt sich gegen Vergleich mit EU

Die französische Großbank Crédit Agricole lehnt im Streit um manipulierte Zinssätze einen Vergleichsvorschlag der EU ab. Vorstandschef Jean-Paul Chifflet will keine Verantwortung für den Skandal einräumen.

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Filiale der Crédit Agricole: Die französische Bank lehnt eine Verantwortung für den Zinsskandal ab. Quelle: Reuters

Paris Im Bankenskandal um manipulierte Zinssätze weist die französische Großbank Crédit Agricole einen Vergleichsvorschlag der EU zurück. „Ich habe ein Abkommen abgelehnt, das der Anerkennung einer Verantwortung gleichkommt“, sagte Vorstandschef Jean-Paul Chifflet am Donnerstag in Paris. Er ist der erste Banker, der sich öffentlich zur möglichen Strafe der EU äußert. Der Manager betonte zugleich, mit der EU weiter über eine Lösung zu sprechen.

Am Vortag hatten mehrere Medien berichtet, dass die EU-Kommission bei der Aufarbeitung des Skandals um die Manipulation von Referenzzinssätzen Druck macht. Noch in diesem Jahr wollten sich die Wettbewerbshüter mit der Deutschen Bank und fünf weiteren internationalen Finanzinstituten auf Strafen jeweils im dreistelligen Millionenbereich verständigen. Offiziell hatten bislang weder die EU noch die Banken etwas dazu gesagt.

Laut „Financial Times“ wollen neben der Deutschen Bank auch die Royal Bank of Scotland (RBS) und die französische Société Générale das Angebot der EU annehmen. Société Générale wollte das am Donnerstag bei Vorlage der Quartalszahlen nicht bestätigen.

Das Institut erhöhte aber im abgelaufenen Quartal seine Rückstellungen für Rechtsrisiken um 200 Millionen Euro. Neben Crédit Agricole lehnen den Berichten nach auch die US-Bank JP Morgan und die britische HSBC den Vergleichsvorschlag ab.

Die seit zwei Jahren laufenden Ermittlungen der EU konzentrieren sich vor allem auf die Manipulation des Euribor-Zinssatzes, dem europäischen Bruder des in London festgestellten Libor. Diese Referenzkurse gelten als Basis für Finanzgeschäfte von Hunderten Billionen Dollar. Zahlreiche Kredite sind an sie gekoppelt.

Mitarbeiter verschiedener Banken sollen sich bei der Manipulation in kleinen Kartellen abgesprochen haben. Der Fall hat sich zu einem weltweiten Skandal entwickelt. Gegen mehr als ein Dutzend Institute wird ermittelt. Wegen des Libor-Skandals haben die Aufseher weltweit bislang Strafen von insgesamt rund 3,7 Milliarden Dollar ausgesprochen.

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