Zinsskandal Deutsche Bank rückt verstärkt in den Fokus

Insider vermuten, noch bis zum Sommer wird es weitere Strafen im Libor-Skandal geben. Früher oder später könnte es auch die Deutsche Bank treffen. Die Ermittler müssen allerdings erst den Prüfbericht der BaFin abwarten.

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Die deutsche Bank, hier der Hauptsitz in Frankfurt, steht laut Insidern bereits auf der Vergleichsliste der Libor-Ermittler. Quelle: dpa

Frankfurt/London Im weltweiten Skandal um die Manipulation von Zinsen rückt nun zunehmend die Deutsche Bank ins Visier der Ermittler. Nach den britischen Instituten Barclays und Royal Bank of Scotland (RBS) sowie der Schweizer UBS werden in diesem Jahr weitere Vergleiche mit Geldhäusern erwartet, wie Reuters am Donnerstag aus Reguliererkreisen erfahren hat. Neben der größten deutschen Bank richte sich der Fokus dabei auf die US-Banken Citigroup und JP Morgan sowie das britische Brokerhaus ICAP.

„Deutsche, Citi und JPM sind die Namen, die von Regulierern immer wieder als Kandidaten für die nächsten Vergleiche genannt werden“, sagte eine Person, die mit den weltweiten Ermittlungen gegen mehr als ein Dutzend Institute vertraut ist. „Im ersten Halbjahr wird es weitere Strafen geben“, sagte ein weiterer Insider. „Es gibt Fortschritte und man wird hierzu 2013 noch viel hören.“

Barclays, RBS und UBS mussten zusammen 2,6 Milliarden Dollar zahlen, weil Händler der Institute Referenzzinssätze wie den Libor oder den Euribor zu ihren Gunsten manipulieren konnten. Diese Sätze werden einmal am Tag in London ermittelt und beruhen auf Angaben von Händlern der Geldhäuser zu den Refinanzierungskosten. Die Zinsen sind die Basis für Finanztransaktionen wie Hypothekenkredite oder Derivate im Volumen von mehr als 500 Billionen Dollar. Die britischen und US-amerikanischen Behörden haben die Federführung bei der Aufarbeitung des Skandals – mit ihnen werden auch die Vergleichsverhandlungen geführt.

Die Deutsche Bank sei aber voraussichtlich nicht das unmittelbar nächste Haus, mit dem über ein Vergleich gesprochen werde, sagte ein Regulierer. Grund hierfür ist, dass der Prüfbericht der Finanzaufsicht BaFin erst in den nächsten Wochen vorliegt. „Ohne diesen Bericht können keine Gespräche aufgenommen werden“, betonte ein Insider. Da die Verhandlungen mehrere Monate dauern dürften, ist eine Einigung auf eine Strafzahlung vor Jahresende unwahrscheinlich. „Diese Gespräch sind komplex und aufwendig“, sagte ein Regulierer. In dieser Woche beurlaubte die Deutsche Bank fünf weitere Geldmarkthändler, die in den Skandal verwickelt sein sollen.

BaFin-Präsidentin Elke König lässt offen, ob sie Bankvorstände für mögliches Versagen bei der Kontrolle zur Verantwortung ziehen wird: „Es hat erwiesenermaßen in Einzelfällen Manipulationen gegeben. Ein Fokus liegt darauf zu prüfen, ob es solche Manipulationen auch bei deutschen Instituten gegeben hat und, wenn ja, auf welcher Hierarchiestufe die Verantwortung dafür liegt“, sagte sie zu Reuters. Die Bonner Behörde kann – anders als Aufseher in Großbritannien und in den USA – selbst keine Strafen verhängen. Im Rahmen der Sonderprüfung bei der Deutschen Bank musste auch Co-Chef Anshu Jain aussagen, der früher das Investmentbanking verantwortet hat – in diesem Geschäftsbereich kam es zu den Manipulationen. In Deutschland ist neben der Deutschen Bank vor allem die mittlerweile zerschlagene WestLB im Visier der Ermittler.

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