Bei Kreditmarktplätzen etwa bekommen auch Existenzgründer, Angestellte in der Probezeit oder Studenten aufgrund differenzierterer und digitaler Scoring-Methoden Kredite, die von Banken oft pauschal als „Risikogruppen“ abgelehnt werden. Laut einer aktuellen Studie von PricewaterhouseCoopers können so bis zu 4,3 Millionen mehr Menschen in Deutschland ihre unternehmerischen, beruflichen und privaten Projekte realisieren. Spätestens der Aufschrei zur neuen EU-Immobilienkreditrichtlinie, die den Zugang der Mittelschicht zum Eigenheim deutlich erschwert, hat gezeigt: Kreditzugang und Chancengerechtigkeit sind zwei Seiten derselben Medaille.
Mit ihrem Transparenz- und Teilhabeversprechen heben sich die Fintechs von der behäbigen Selbstgefälligkeit der Banken ab und bieten die Möglichkeit für ein faireres Finanzsystem. Die Konkurrenz der jungen Technologieunternehmen verringert die Abhängigkeit der Kunden von den Banken und gleichzeitig deren Macht. Und, wie im Fall der Marktplatzkredite sind sie ein wirksames Mittel gegen die fatale Too Big to Fail Logik , die dem Misstrauen und der Ablehnung gegenüber Banken seit der Finanzkrise zugrunde liegt. Denn Ausfälle von peer-to-peer Krediten können nicht mehr mit dem Drohpotenzial einer Bankenpleite auf die Allgemeinheit abgewälzt werden – hier tragen die privaten Anleger die Chancen auf hohe Renditen ebenso wie die Risiken von Ausfällen einzelner Kredite.
Welche Rolle werden also die Banken in Zukunft spielen? Banken wird es sicherlich auch noch in zehn Jahren geben, allerdings in einer reduzierteren Rolle, insbesondere im Privatkundengeschäft: Sie werden vor allem die regulatorische Infrastruktur bereitstellen und unterstützende Prozesse abwickeln. Viele Banken werden, ähnlich wie Telekommunikationsunternehmen, lediglich die Dumb Pipe, also die Backend-Prozesse bereitstellen. Die Produktintelligenz und das direkte Geschäft mit den Endkunden werden dagegen neue Player übernehmen.
Damit werden die Fintechs gleichsam zum marktseitigen Regulativ der Banken. Was bislang dem Gesetzgeber nicht gelang, schaffen nun die Gesetze der digitalen Welt: die Macht der Banken zu begrenzen. Die Finanzwelt könnte fairer, offener und zugleich stabiler werden. So bekommt der Finanzsektor am Ende doch noch seine Revolution, ganz ohne brennende Autos, aber vorangetrieben von einer jungen, digitalen Gründergeneration.
Was bleibt also als Strategie für die Banken im Geschäft mit dem Privatkunden? Nicht so viel und deswegen ganz einfach: in FinTechs massiv zu investieren und mit Ihnen zu kooperieren. Das wird am Ende nicht nur dem Geschäft, sondern auch der Innovationskraft im Rest des Hauses helfen — und der Kultur sowieso.
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