Berater Christian Veith "Musterbeispiel für die ganze Welt"

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Also einen teilweisen Schuldenerlass? Veith: Darauf wird es hinauslaufen, ganz ohne Haircut wird es nicht abgehen.  Gerade wurde über die Rückkehr Griechenlands zur Drachme spekuliert, hierzulande fordern manche die Wiedereinführung der D-Mark oder zumindest eine Teilung des Euro-Raums. Veith: Das wäre für alle Beteiligten eine Katastrophe. Deutschland als Exportnation würde von einem harten Nord-Euro schwer getroffen, und für die Länder mit einer weicheren Süd-Währung wäre der Abbau ihrer Schulden, die ja in harten Euros zurückgezahlt werden müssten, unmöglich. Es war ein Fehler, Griechenland in die Euro-Zone aufzunehmen, aber das kann man nicht durch eine Aufspaltung der Währungsunion rückgängig machen. 

Was sollte die Politik tun? Veith: Die Politik muss in jedem Land dafür sorgen, dass die Hausaufgaben gemacht werden. Dazu gehört neben der Konsolidierung der Staatsfinanzen die Sicherstellung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit. Wenn einzelne Länder bei dieser Aufgabe versagen, haben internationale Organisationen nur begrenzte Möglichkeiten. Für eine gewisse Zeit können Sparauflagen der EU und des Internationalen Währungsfonds ein Land auf den richtigen Weg führen. Eine nachhaltige Wirkung können aber nur die internationalen Kapitalmärkte und vor allem die eigene Bevölkerung erzielen. Langfristig ist niemand gezwungen, unsolide wirtschaftenden Staaten Geld zu leihen. 

Wissenschaftler haben den Euro-Rettungsschirm und die Sparauflagen für die Schuldnerländer kritisiert. Ihr Urteil über das Krisenmanagement der Regierungen? Veith: Insgesamt haben die Regierungen ihre Arbeit in der Krise gut gemacht und manche Kritik erscheint mir professoral und weltfremd. Es ist gelungen, die Märkte wieder zu beruhigen und einen Zusammenbruch zu vermeiden. Vor allem aber haben weder die Weltfinanzkrise noch die Euro-Probleme dazu geführt, dass sich in der Bevölkerung ernsthafte Zweifel an der europäischen Einigung oder an unserer Wirtschaftsordnung ergeben haben. Das ist eine große Leistung der Politik, mit der zu Beginn der Krise nicht zu rechnen war.

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