Betrieb wird stillgelegt BenQ Mobile muss Insolvenz anmelden

Der deutsche Handy-Hersteller BenQ Mobile ist nicht mehr zu retten. Weil sich kein Investor bis Silvester ein Angebot abgegeben hat, steht die Schließung der Werke unmittelbar bevor.

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HB MÜNCHEN. Bis Silvester habe kein Investor ein Angebot für das Unternehmen mit 3000 Beschäftigten abgegeben, sagte eine Sprecherin von Insolvenzverwalter Martin Prager an Neujahr. Über die ehemalige Mobiltelefon-Sparte von Siemens wird damit in den nächsten Tagen das Insolvenzverfahren eröffnet. Der Betrieb von BenQ Mobile - die Zentrale in München und die zuletzt kaum noch ausgelastete Produktion in Kamp-Lintfort am Niederrhein - werden stillgelegt. Prager, der drei Monate lang einen Käufer gesucht hatte, werde sich voraussichtlich am Dienstag zum weiteren Vorgehen bei BenQ Mobile äußern, sagte die Sprecherin. Die Beschäftigten von BenQ müssen nun darauf hoffen, dass ein Investor die Fertigung aus der Insolvenzmasse herauskauft. Auf diesem Weg könnte er sich - anders als bei einer Übernahme des gesamten Unternehmens - der Verpflichtungen gegenüber den Arbeitnehmern entledigen. BenQ-Betriebsratschef Michael Leucker und die IG Metall hatten vor dem Wochenende erklärt, ein deutsch-amerikanischer Investor wolle schon Anfang Januar ein Angebot für die Anlagen in Kamp-Lintfort vorlegen. Dabei soll es sich um eine Investorengruppe aus dem IT- und Halbleiterbereich handeln, die von einem Münchner Rechtsanwalt vertreten wird. Es werde zu 75 Prozent damit gerechnet, dass dieser Kandidat Anfang Januar ein konkretes Angebot auf den Tisch legt, hieß es. Dann könnte zumindest ein Teil der Mitarbeiter - nach Angaben der IG Metall bis zu 800 - weiterbeschäftigt werden. Der Interessent strickt nach Angaben der IG Metall an einer Finanzierung, doch bestehen aber Zweifel an seiner langfristigen Finanzkraft. Ein zweiter Interessent hat sich laut IG Metall zuletzt nicht mehr gemeldet. Diejenigen Mitarbeiter von BenQ, die bisher keinen neuen Job gefunden haben, erhalten ihren Lohn ab Januar von einer Transfergesellschaft, die zum größten Teil von Siemens finanziert wird. Von dort sollen sie auf neue Stellen vermittelt werden. Die Beschäftigungsgesellschaft ist maximal für ein Jahr aktiv. BenQ Mobile hatte Ende September Insolvenz angemeldet, nachdem der taiwanische Elektrokonzern BenQ der verlustträchtigen Handy-Sparte nur ein Jahr nach der Übernahme überraschend den Geldhahn zugedreht hatte. Die Asiaten hatten für das Mobiltelefongeschäft von Siemens mehr als 400 Millionen Euro an Mitgift erhalten. Eigenen Angaben zufolge steckte BenQ nochmals mehr als 800 Millionen Euro in die deutsche Tochter, die stetig Marktanteile verlor. Nach der Insolvenzanmeldung war das Geschäft mit Handys der Marke BenQ Siemens fast vollständig zum Erliegen gekommen. Der Siemens-Vorstand um Klaus Kleinfeld war nach der Pleite zur Zielscheibe der Kritik von Öffentlichkeit und Mitarbeitern geworden. Der Absturz von BenQ stürzte auch deren Zulieferer in die Krise. So musste Balda drei Werke verkaufen und sich damit von 1000 der 1600 Mitarbeiter in Deutschland trennen. Zusätzlich strich das Unternehmen 250 Stellen. Der Chipkonzern Infineon will wegen der Pleite seines Großkunden 400 Arbeitsplätze abzubauen. Die Telekommunikationschip-Sparte des Münchener Unternehmens werde zwei Quartale länger rote Zahlen schreiben als geplant.

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