BMW, Innogy, Deutsche Bank Deutsche Konzerne kämpfen für Europa

Bei der Wahl in Frankreich ging es noch mal gut – die Sorgen um den Zusammenhalt in Europa bleiben aber. Auch in der Wirtschaft. Volkswagen, Deutsche Bank, Telekom, Innogy & Co. wollen jetzt gemeinsam für die EU kämpfen.

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Der Niederländer fühlt sich von der Krise Europas persönlich betroffen. Quelle: Screenshot: Innogy

Düsseldorf Es ist ein illustrer Kreis, der das Papier schon unterschrieben hat – und er wird immer größer. Die Deutsche Bank und die Deutsche Telekom waren von Anfang an dabei, die Autokonzerne BMW und Volkswagen, die Energiekonzerne Innogy und RWE, Thyssen-Krupp, Axel Springer und Lanxess. Am Montag stieß der europäische Luftfahrtkonzern Airbus dazu - und schon bald wollen sich weitere Schwergewichte anschließen.

Das Schreiben trägt den Titel „Bekenntnis zu Europa“, es ist ein flammendes Plädoyer für die Europäische Union und es ist erst der Auftakt der breit angelegten Initiative „We4Europe“ – „Wir für Europa“: Die Konzerne wollen von nun an stärker und gemeinsam für die europäische Idee kämpfen, die sie spätestens seit dem Brexit im vergangenen Jahr gefährdet sehen.

„Unternehmen und Millionen von Arbeitnehmern in Europa profitieren seit über einem halben Jahrhundert von Frieden, Freiheit und wirtschaftlichem Miteinander. Das ist die Grundlage für unseren wirtschaftlichen Wohlstand und unsere Lebensqualität. Und diese Grundlage darf nicht gefährdet werden. Deshalb legen wir als international agierende Unternehmen ein gemeinsames Bekenntnis ab – zu einem offenen, zu einem vereinten, zu einem starken Europa“, heißt es in dem Schreiben.

Der Zeitpunkt für den Start der Initiative war bewusst gewählt. Am Freitag vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich, bei der der europafreundliche Emmanuel Macron gegen die rechtsextreme und europakritische Marine Le Pen antrat, schalteten die Unternehmen auf ihren Homepages die ersten Internetseiten zur Initiative. Macron setzte sich zwar durch, die Sorgen bleiben aber.

„Wir als international agierende Unternehmen sind uns einig: Europa bringt viele Vorteile. Jetzt ist der richtige Moment für uns, etwas zurückzugeben“, heißt es in dem gemeinsamen Bekenntnis. Die Konzerne erinnern an die Gründung der Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) vor 60 Jahren, die nach den zwei Weltkriegen das „wirtschaftliche und politische Zusammenwachsen Europas“ befördert habe. Jetzt sei Europa der „größte Binnenmarkt der Welt“ und „ein Schwergewicht im internationalen Handel“. „Wir haben einen Grad an persönlichem Wohlstand und Freiheit erreicht, der direkt nach dem Ende des Krieges so nicht vorstellbar war.“

Die Unternehmen räumen zwar auch Probleme ein, sie kritisieren aber, dass „die Vorteile der europäischen Integration oft als Normalität angesehen“ würden. „Auch wenn diskutiert werden muss, welchen Themen die EU sich selbst widmen sollte und welche sie den Mitgliedsstaaten überlässt – anstatt immer nur über Bürokratie und Regulierung zu klagen, sollten wir wieder die Vorteile der Union in den Mittelpunkt stellen.“

Vereinzelt hatten die Manager der beteiligten Unternehmen schon in der Vergangenheit das Wort für Europa ergriffen. Innogy-Chef Peter Terium etwa trat vor zwei Wochen bei der Hauptversammlung seines Unternehmens am Ende seiner Rede noch mal frei auf die Bühne und hielt ein flammendes Plädoyer für Europa. Er sorge sich um das vereinte Europa, sagte der Innogy-Chef.

„Diese Krise trifft mich ganz persönlich“, hielt der Niederländer fest, „ich bin ein Kind Europas“. „Ich fühle mich verpflichtet, mich zu Wort zu melden“, versprach Terium, „ich werde das Thema Europa auf die Tagesordnung setzen.“ Mit dem gesamten Management wolle er sich in und außerhalb des Unternehmens für das vereinte Europa einsetzen: „Die Zukunft Europas ist verdammt noch mal unsere Verantwortung.“

Gemeinsam mit den Chefs anderer Großunternehmen setzt Terium das Versprechen jetzt in die Tat um. „Wir unterstützen die gesellschaftlichen Kräfte, die sich aktiv und konstruktiv für die Einheit Europas einsetzen“, heißt es in dem Bekenntnis der Konzerne. „Und wir möchten die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dazu aufrufen, ein geeintes Europa weiter zu stärken und gemeinsam voranzubringen. Dazu möchten wir als international agierende Unternehmen unseren Teil beitragen. Für Frieden, für Freiheit und für Wohlstand – für ein geeintes Europa.“

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