Boehringer Ingelheim-Chef Andreas Barner "Unlautere Praktiken gehören sich nicht"

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Und was kommt 2010?

2010 wird für uns zum ersten Male seit Langem ein Jahr ohne nennenswertes Wachstum werden. Das liegt daran, dass wichtige Patente ablaufen – etwa für unser Mittel Flomax gegen gutartige Prostatavergrößerung. Ab 2011 erwarten wir dann dank unserer neuen Medikamente den Beginn einer neuen Wachstumsphase.

Eines Ihrer neuen Medikamente ist das Anti-Thrombosemittel Pradaxa. Ihr Konkurrent Bayer arbeitet nahezu zeitgleich an einem ähnlichen Präparat namens Xarelto. Wer gewinnt?

Erst mal finde ich es gut, dass zwei deutsche Unternehmen sich anschicken, die Thrombosegefahr und die Schlaganfallgefahr mit neuen Therapieprinzipien anzugehen und die Therapie – im Vergleich zu etablierten Medikamenten, die schon seit 50 Jahren auf dem Markt sind – zu verbessern. Wir sind mit Pradaxa in einer ersten Indikation bereits in 41 Ländern vertreten...

...auch die Bayer-Pille ist ja bereits in der Europäischen Union zugelassen.

Wir wollen Pradaxa künftig auch zur Vorbeugung gegen Schlaganfall einsetzen; Bayer will das mit seinem Mittel ebenfalls. Nur sind wir mit unseren Studien weiter. Wir werden am 30. August auf dem Europäischen Kardiologenkongress in Barcelona eine große Studie mit 18.000 Patienten präsentieren. Die Vorbeugung gegen Schlaganfall ist ein wichtiges medizinisches Problem; die derzeitigen Therapien sind nicht effizient genug und in der Handhabung komplex und risikoreich. Allein in den USA, Japan und Westeuropa gibt es sechs Millionen Patienten. die unter bestimmten Herzrhythmusstörungen leiden und unbehandelt ein beträchtliches Schlaganfallrisiko haben.

Wie weit sind Sie mit dem Medikament Flibanserin, welches das sexuelle Verlangen von Frauen steigern soll?

Wenn Sie sich mit Frauen und ihren Ärzten unterhalten, merken Sie, dass das ein ernsthaftes medizinisches Problem ist. Wir haben das Mittel an unserem Standort in Biberach entwickelt; in zwei bis drei Jahren könnte Flibanserin auf dem Markt sein. Wir testen das Präparat weltweit bereits an 5000 Patientinnen.

Kommt da eine Art Viagra für Frauen?

Nein, eben nicht. Es geht hier um eine langfristige Therapie und nicht um akute Stimulanz. Die Wirkungsweise ist auch unterschiedlich: Flibanserin soll Botenstoffe im Gehirn beeinflussen; Viagra dagegen reguliert die Blutzufuhr.

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