Boni-Exzesse Dax-Chefs wehren sich gegen Gehaltsdeckel

Gehälter in Millionenhöhe bei Volkswagen, Boni-Exzesse bei der Deutschen Bank: Die SPD fordert schärfere Grenzen bei Managergehältern, wie das Handelsblatt exklusiv berichtete. Dax-Chefs lehnen den Vorschlag jetzt ab.

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„Deutsche Unternehmen und ihre Lenker machen zum überwiegenden Teil einen guten Job und führen ihre Unternehmen zum Wohle der Gesellschaft“, sagt der Adidas-Chef. Quelle: Sebastian Widmann

Düsseldorf Die Chefs mehrerer Dax-Konzerne wehren sich gegen die Pläne der SPD, die Höhe von Managergehältern gesetzlich zu begrenzen. „Deutschland hat mit der sozialen Marktwirtschaft ein exzellentes Wirtschaftsmodell und steht im internationalen Vergleich hervorragend da“, sagt Adidas-Vorstandschef Kasper Rorsted der „Zeit“. Er weist auf die gute Beschäftigungslage und steigende Realeinkommen hin. „Das belegt doch, dass die deutschen Unternehmen und ihre Lenker zum überwiegenden Teil einen guten Job machen und ihre Unternehmen zum Wohle der Gesellschaft führen“, sagt Rorsted.

Auch Nikolaus von Bomhard, scheidender Vorstandschef der Munich Re, warnt: „Die Vorgabe einer Höchstquote wäre ein deutlicher Eingriff in die Eigentümerrechte.“ Persönlich empfinde er seine Vergütung als angemessen, im internationalen Vergleich seien die Vorstandsgehälter in seinem Unternehmen aber „sehr moderat“.

Bayer-Chef Werner Baumann ist der Meinung, dass eine Deckelung der Managergehälter realitätsfern sei: „Beschäftigungsstrukturen und durchschnittliche Einkommen unterscheiden sich von Branche zu Branche erheblich, eine zwangsläufig generalisierende Höchstquote für alle Unternehmen ist kontraproduktiv“, sagt er der „Zeit“.

Das Handelsblatt hatte exklusiv berichtet, dass der Aufsichtsrat von Volkswagen derzeit erwägt, das Gehalt des Vorstandschef auf maximal zehn Millionen Euro jährlich zu deckeln. Bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am 24. Februar sollen die Kontrolleure über ein neues Entgeltsystem beraten und nach Möglichkeit dieses bereits beschließen, wie Konzernkreise dem Handelsblatt berichten.

Für die Mannschaft um VW-Chef Matthias Müller kann dies bedeuten, dass sie künftig weniger verdienen wird. Darauf drängen zumindest das Land Niedersachsen als Großaktionär und die Betriebsräte, die sich regelmäßig für die Rekordgehälter bei Volkswagen rechtfertigen müssen.

Die Bezahlung der VW-Manager ist ein Dauerthema – und ein delikates obendrein, denn in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Streit um die Millionen. Schon im Jahr 2011 sorgte das Rekordgehalt des damaligen Vorstandschefs Martin Winterkorn für Zündstoff. Mit rund 17 Millionen Euro avancierte der VW-Chef zum bestbezahltesten Industriekapitän Deutschlands. Als dann auch noch vor einem Jahr trotz der Affäre um gefälschte Abgaswerte Millionenboni an die Manager ausgeschüttet wurden, kam der Aufsichtsrat endgültig unter Zugzwang.

Die SPD um den kürzlich gekürten Kanzlerkandidaten Martin Schulz will im bevorstehenden Bundestagswahlkampf für ein gerechteres Deutschland starkmachen, die Begrenzung von Managerbezügen ist eine Kernforderung.


„Kein gutes Beispiel für die Kultur in diesem Land“

Die SPD-Bundestagsfraktion hatte bei ihrer Klausur Mitte Januar ein Papier mit dem Titel „Maß und Mitte bei Managergehältern und Boni wieder herstellen“ beschlossen. Der Entwurf lag dem Handelsblatt vorab exklusiv vor. Darin hat die SPD mehrere Gesetzesverschärfungen vorgeschlagen, die „möglichst noch in dieser Legislaturperiode“ umgesetzt werden sollen.

Die Genossen plädieren unter anderem für „ein festgeschriebenes Maximalverhältnis zwischen der Vergütung von Vorständen und dem durchschnittlichen Gehalt ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“. Zudem sollen Versorgungszusagen nicht mehr voll steuerlich abzugsfähig sein, sondern nur noch bis zum Höchstsatz in der gesetzlichen Rentenversicherung.

Der liegt in Westdeutschland bei 76.200 Euro. Für Boni wird eine Grenze von 500.000 Euro vorgeschlagen. Auch soll eine gesetzliche Regelung geschaffen werden, wonach Boni „bei Schlechtleistung oder sogar regelwidrigem Verhalten einbehalten oder nach Auszahlung zurückgefordert werden können“.

Als Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) kürzlich das Handeln von Volkswagen-Managern und Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann in den Blick nahm, wurde er deutlich: „Das ist kein gutes Beispiel für die Kultur in diesem Land.“ Er verwies damals auf die angekündigte Streichung von 23.000 Stellen bei VW in Deutschland und gleichzeitige Diskussionen um Managerboni.

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