Bosch-Chef Franz Fehrenbach "Mir dreht sich der Magen um"

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Bosch-Chef Franz Fehrenbach Quelle: dpa

Für den „alten Bosch“, der vor 125 Jahren den heutigen Weltkonzern gründete, kam die Sicherung des Unternehmens immer vor persönlichem Profit, er bezahlte seine Leute überdurchschnittlich gut und spendete für soziale und kulturelle Zwecke. Steht dieses unternehmerische Modell vor einer Renaissance?

Die Unternehmensverfassung von Bosch hat mich schon 1975 bei der Wahl des Arbeitgebers überzeugt. Was das Unternehmen an Wertschöpfung erzielt, fließt in Löhne und Gehälter, eine bescheidene Dividende fließt an die Familie, ein größerer Teil an die Stiftung, die es dann wieder für gemeinnützige Zwecke einsetzt, und der Rest bleibt im Unternehmen und sichert dessen Zukunftsentwicklung ab. Das ist auch der Grund, weshalb wir bei Bosch so viel in Forschung und Entwicklung stecken können. Weshalb wir innovativ sind und so viele Neuheiten für Fahrzeuge und andere Technikbereiche hervorgebracht haben.

Sie haben zuletzt kräftig in Umwelttechnik investiert und sogar die Nutzung der Atomkraft infrage gestellt. Ist bei Bosch ein Grüner an der Macht?

Politisch bin ich neutral. Aber wir versuchen bei Bosch seit Gründung des Unternehmens, den Gleichklang zwischen Ökonomie und sozialer Verantwortung herzustellen. Und schon seit Längerem ist uns zusätzlich die Ökologie enorm wichtig.

Dann müssten Sie ja froh sein, dass Baden-Württemberg jetzt eine grün-rote Regierung hat. Deren Chef, Winfried Kretschmann, hat aber „weniger Autos“ gefordert. Ein Sakrileg, oder?

Das Missverständnis wurde mittlerweile geklärt. Der Ministerpräsident kann zuhören, und wie wir will er ein starkes Baden-Württemberg, etwa um in die Bildung der jungen Menschen investieren zu können. Die Energiewende war man in Deutschland etwas zögerlich angegangen...

...man hätte früher umsteuern müssen...

Umfragen zufolge gibt es ja einen breiten Konsens in der Bevölkerung. Doch es ist klar, dass wir auch an einem gut gelegenen Schwarzwaldhang mal ein Windrad sehen werden, Leitungen zum Transport des Ökostroms brauchen wir auch.

Und das sagt einer, der als Winzersohn auf dem Land groß wurde.

Auch damals gab es schon Strommasten auf den Äckern...

Und woher kommt die Atom-Skepsis?

Ich bin nicht grundsätzlich gegen Kernkraft – das haben manche falsch verstanden. Aber man darf einfach keine Atomkraftwerke auf Erdbebenspalten und in andere gefährdete Gebiete setzen. Als Unternehmen investieren wir weiterhin sehr viel Geld in erneuerbare Energien.

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