BP Der teuerste Putzjob der Welt

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BP- und Araltankstelle in Quelle: REUTERS

Castrol, in Europa Nummer eins, weltweit Nummer drei nach dem Schmierstoffgeschäft von Exxon und Shell, wird von deutschen Investmentbankern auf einen Wert von 2 Milliarden Dollar geschätzt – auch aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades und Marketingwertes. Castrol war einer der Hauptsponsoren der Fußballweltmeisterschaft 2010.

„Aral wird einen Verkaufserlös von knapp unter 2 Milliarden bringen, dieser Betrag wurde genannt, als Aral im Wege eines Tauschgeschäfts zwischen dem früheren Aral-Miteigentümer Veba und dem Ruhrgas-Aktionär BP den Besitzer wechselte“, erinnert sich ein Investmentbanker. BP bekam bei diesem Geschäft die Aral-Kette, Veba-Nachfolger E.On von BP im Gegenzug die Ruhrgas-Anteile.

Total interessiert sich nicht nur für Aral, sondern auch für Castrol, berichteten Investmentbanker vor zwei Wochen der WirtschaftsWoche (siehe Heft 28/2010).

Dass Übernahmegerüchte auch durch unbekannte Unternehmen realistisch sein können, zeigt das Beispiel Frankreich. BP wird seine 416 französischen Tankstellen an das israelische Unternehmen Delek verkaufen. Von Delek hatte man bis dato noch nichts gehört.

Nicht nur die europäischen Stationen bieten sich als Leckerbissen an. In den USA betreibt BP 10.000 Tankstellen unter der grünen Marke, sie wurden dem BP-Reich Ende der Neunzigerjahre von Amoco einverleibt. Weitere 1500 Stationen betreibt BP unter dem unauffälligen Markennamen Arco an der Westküste der USA. Dort weiß kaum ein Konsument, dass Arco zu BP gehört – wie Aral in Deutschland. Arco und das amerikanische BP-Tankstellennetz gelten als Verkaufskandidaten. Als Kaufanwärter wird unter anderem die chinesische PetroChina gehandelt, berichtet das US-Magazin „The New Republic“.

Kein Aus- oder Notverkauf

Mit Dudleys Verkaufsaktion steht der BP-Konzern vor einer gewaltigen Zerreißprobe nach genau 101 zumeist fetten Jahren. Sein Vorläuferunternehmen war die Anglo Persian Oil Company, die 1909 nach einem Ölfund des britischen Unternehmers William Knox D’Arcy in Burma gegründet wurde. Winston Churchill machte daraus das britische Staatsunternehmen British Petroleum. Margaret Thatcher privatisierte BP schließlich 1987.

Aber Dudleys BP-Rosskur darf nicht einem Aus- oder gar Notverkauf ähneln. Das könnte weitere Investoren vertreiben und den BP-Aktienkurs, der zuletzt bei 409 Pence lag – gegenüber 655 Pence vor der Katastrophe im April – weiter nach unten drücken. Je tiefer der Börsenwert fällt, desto größer die Gefahr, dass BP selber mit seinem hohen Streubesitz doch noch zum Übernahmekandidaten wird.

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