Brioni-Chef Pesci Der Schneider von Bond und Schröder

Seite 2/4

Francesco Pesci Quelle: Alessandro Albert

Sie sprachen vom Idealtypus des Kunden, der sich seiner Sache sicher ist. Sind die neuen Märkte schon so weit, dass die Kunden dort Luxusprodukte so schätzen und einordnen, wie das in den klassischen Märkten der Fall ist?

Wir sind erst am Anfang, die Kunden sondieren noch: Wer ist erfolgreich? Welche sind die wichtigen, die guten Marken? Sie schauen, was in den klassischen Märkten etabliert ist, in den USA und in Europa. Das Handwerk, das in unseren Produkten steckt, steckt, muss in China erst vorgestellt werden, damit die Kunden den Mehrwert erkennen: dass ein Luxusprodukt nicht wegen seines Images einzigartig ist, sondern weil es mit mehr Aufwand produziert wurde.

Gilt das für alle Produkte?

Nicht gleichermaßen. Bei Uhren ist die Sachkenntnis der chinesischen Käufer sehr groß. Bei Männermode hingegen ist es nötig, die Unterschiede zwischen Massenware und Luxusprodukt deutlicher herauszustellen. Aber das ändert sich mit der Zeit, wie man an den russischen Kunden erkennen kann, die binnen zehn Jahren erheblich sachverständiger geworden sind.

Benötigen neue Märkte auch neue, spezifische Luxusprodukte für den dortigen Geschmack?

Unser Haus hatte schon immer die Fähigkeit, unterschiedliche Geschmäcker zu respektieren, ohne die eigene Herkunft zu verleugnen. Es geht um Eleganz – das bedeutet aber nicht überall das Gleiche. Und das müssen Marken berücksichtigen, die international erfolgreich sein wollen. In Deutschland verkaufen wir zum Beispiel sehr viele grüne Jacketts – die verkaufen wir nirgendwo sonst auf der Welt. Grün ist hier sehr beliebt. Trotzdem vermeiden wir es, nach Märkten getrennte Kollektionen zu entwerfen. Spezielle Wünsche eines bestimmten Marktes berücksichtigen wir nur dann, wenn das Ergebnis im Großen und Ganzen auch in anderen Kulturen akzeptiert würde.

Unser westlicher Kulturkreis exportiert im Luxussegment seine Vorstellung  von Luxus und Eleganz in die neuen  Märkte. Wird sich das ändern, wenn die dortigen Märkte größer sind als die klassischen?

Da wirken sehr komplexe Mechanismen. Es geht um weit mehr als nur um die Gestaltung. Die Vormachtstellung der west‧lichen Luxusmarken ist untrennbar verbunden mit der Dominanz der west‧lichen Kultur – Musik, Film, Essen.

Das indische Segment Bollywood produziert bereits jetzt mehr Filme als Hollywood.

Ja, trotzdem sind auch dort die US-amerikanischen Produktionen die erfolgreichsten. Warum? Weil die amerikanische Kultur noch immer in der gesamten Welt die größte Dominanz besitzt. Sie hat viel mehr Einfluss auf die indische Kultur als umgekehrt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%