Britischer Wasserversorger RWE verkauft Thames Water an Macquarie

Das monatelange Tauziehen um den Verkauf der britischen RWE-Tochter Thames Water hat ein Ende. Die Essener verkaufen Thames Water an Kemble Water, ein Konsortium unter der Führung von Macquarie's European Infrastructure Funds, für 4,8 Milliarden Pfund (7,1 Milliarden Euro).

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RWE-Chef Roels will sich künftig auf die Kernkompetenzen konzentrieren, Archivbild: AP

Aus dem Verkauf erwartet RWE einen Buchgewinn mindestens in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionen Euro Betrag. „Die Veräußerung von Thames Water ist ein entscheidender Schritt bei der Umsetzung unserer Strategie einer konsequenten Konzentration auf unsere Kernkompetenzen in den zusammenwachsenden Strom- und Gasmärkten in Europa“, sagte Harry Roels, Vorstandsvorsitzender der RWE, bei Bekanntgabe der Transaktion gestern Abend. Im vergangenen November hatte RWE die beabsichtigte Trennung von der britischen Thames Water und der American Water Works bekannt gegeben. Neuigkeiten zum Stand bei American Water Works wurden am gestern Abend nicht veröffentlicht Die Transaktion umfasst die Aktivitäten von Thames Water in Großbritannien sowie den wesentlichen Teil des internationalen Geschäfts des Unternehmens. Transaktionswert 8 Milliarden Pfund Das Closing werde für Anfang Dezember erwartet. Auf Basis des Kaufpreises von 4,8 Milliarden Pfund und pro forma Nettofinanzverbindlichkeiten in Höhe von 3,2 Milliarden Pfund betrage der Transaktionswert 8,0 Milliarden Pfund. Die Transaktion bedürfe noch der Zustimmung des Aufsichtsrats der RWE AG, der am kommenden Wochenende tagen wird, sowie der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden. Thames Water mit Sitz in Reading in Großbritannien, ist den Angaben zufolge das führende Wasser- und Abwasserunternehmen in Großbritannien. Es versorgt acht Millionen Menschen mit Trinkwasser und reinigt das Abwasser für 13 Millionen Menschen. Im regulierten Geschäft in Großbritannien erwirtschaftete das Unternehmen laut RWE im Geschäftsjahr 2005 einen Umsatz von 1,9 Milliarden Euro und ein betriebliches Ergebnis von 687 Millionen Euro. Konzentration auf Kernkompetenz Mit dem Verkauf der britischen Tochter Thames Water treibt RWE-Chef Roels die weitgehende Trennung vom ungeliebten Wassergeschäft voran. Unter Roels' Vorgänger Dietmar Kuhnt war der Essener Konzern groß in die Wasserversorgung eingestiegen, weil RWE zum Rundumversorger werden sollte. Neben dem Strom- und Gasgeschäft wollte sich das Unternehmen mit Dienstleistungen für Trink- und Abwasser ein drittes profitables Standbein aufbauen. Für Thames Water blätterte RWE vor sechs Jahren 7,1 Milliarden Euro hin, einschließlich Schulden waren es über elf Milliarden. Drei Jahre später kam American Water für weitere 4,5 Milliarden Euro hinzu. Sein US-Wassergeschäft legt RWE ebenfalls trocken: Die Tochter soll spätestens 2007 an die Börse gebracht werden. Den weitgehenden Rückzug aus dem Wasser - RWE ist noch an regionalen Wasserversorgern in Berlin und Dortmund beteiligt - hatte Roels vor einem Jahr angekündigt. „Das Konzept eines weltweiten Wasseranbieters ist nicht aufgegangen“, zog er nüchtern Bilanz. RWE verwies auf geringe Synergien zwischen dem nordamerikanischen und britischen Wassergeschäft einerseits sowie zwischen Wasser, Strom und Gas andererseits. „Mehr Fokus auf Energie“ lautet die Losung des Niederländers. RWE will sich mit dem Verkaufserlös für Thames und American Water für Zukäufe im margenstarken Strom- und Gasgeschäft konzentrieren. Vorbild dafür ist der größere Rivale E.On. Spielraum für Investitionen erweitert Das Wassergeschäft zahlte sich für RWE trotz sprudelnder Investitionen nicht aus. Zwar konnte Thames Water sein betriebliches Ergebnis im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf 1,4 Milliarden Euro steigern. Das Gesamtniveau des Gewinns und die Zuwächse lagen aber weit unter denen der Ertragsperlen RWE Power und RWE Energy, die jeweils um mehr als 14 Prozent auf 2,1 und 2,5 Milliarden Euro zulegten. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) blieb mit 7,4 Prozent weit hinter der des Gesamtkonzerns (14,7 Prozent) zurück. Zudem drohten bei Thames Water und American Water in den kommenden Jahren große Investitionen in die Infrastruktur. Doch gleichzeitig können die Wasserversorger ihre Preise unter den Daumenschrauben der Regulierungsbehörden nur begrenzt erhöhen. Für RWE ist der Verkauf deshalb ein Befreiungsschlag: „Ohne den geplanten Verkauf würden fast 40 Cent von jedem Euro, der uns für Investitionen zur Verfügung steht, in das Wassergeschäft nach London oder in die USA fließen“, hatte Roels gesagt. Thames Water war immer wieder wegen maroder Leitungen im Großraum London in die Schlagzeilen geraten. Kunden klagten im Sommer über Einschränkungen beim Wasserverbrauch, während aus den lecken Leitungen Millionen Liter im Erdreich versickerten. Im Juli erklärte sich Thames Water unter dem Druck der Behörden bereit, bis 2010 zusätzlich 216 Millionen Euro in die Sanierung zu stecken. Zuvor hatte der Versorger bereits Investitionen in das Leitungsnetz von 1,4 Milliarden Euro angekündigt.

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