Buchhandel Strukturwandel setzt Thalia und Hugendubel zu

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Hugendubel-Konkurrent Thalia hat auf die Herausforderung aus dem Web reagiert, indem er sich am Online-Händler Buch.de beteiligte und dort kürzlich seinen Anteil auf über 60 Prozent ausbaute. „Mit diesem Angebot können sie es tatsächlich mit Amazon aufnehmen“, heißt es zähneknirschend Hugendubel-intern, wo man noch nicht so weit ist. Nina Hugendubel räumt denn auch ein, in der Phase des Flächenwachstums lieber auf neue Läden gesetzt zu haben, statt Geld in den Online-Auftritt zu stecken. Thalia hat einen Vorsprung und setzt auch in seinen neuen Ladenkonzepten diesen Weg fort. Zu besichtigen ist das in der Thalia-Filiale im Einkaufscenter Loop5 in Weiterstadt bei Frankfurt. Dort probt Thalia seit Herbst vergangenen Jahres den Brückenschlag zwischen stationärem Buchhandel und Internet – Multi-Channel heißt das im Fachjargon. Knapp ein halbes Jahr tüftelte der Buchhändler. Herausgekommen ist allerlei technischer Schnickschnack.

Gleich am Eingang kann der Kunde, zusätzlich zum ohnehin üppigen Zeitungen- und Zeitschriftenangebot online auf rund 200 Pressetitel aus aller Welt zugreifen und sie gegen Bezahlung direkt ausdrucken. Alle Buchbesprechungen von Filialleiterin Alexandra Herrmann und ihren 20 Mitarbeitern kann der Buchfan in jeder Abteilung der Buchhandlung via Berührungsbildschirm abrufen und lesen. An mehreren Computerplätzen in der Mitte des Ladens können Kunden zudem selbst Rezensionen eintippen, die dann auf der Thalia-Homepage veröffentlicht werden – Amazon lässt grüßen.

Ideenschmiede der Branche

In einer mit 85 Quadratmetern üppig bemessenen Computerspielabteilung hat Thalia zudem die großen Anbieter an Bord: Nintendo, die Xbox von Microsoft und die Playstation von Sony sind zu testen und zu kaufen. Nebenan in der Kinderbuchabteilung können die Kids an drei Berührungsbildschirmen malen und ihr Bild per E-Mail verschicken. Viele der neuen Angebote dürften für die Generation iPhone so attraktiv sein wie die Gebrauchsanweisung einer Kaffeemaschine. Dennoch: Thalia macht, investiert, wartet nicht ab und versucht sich als Ideenschmiede der Branche zu präsentieren.

Was sich durchsetzen wird, neue Kunden bringt und nachhaltig Umsatz und Gewinn steigert, muss sich noch zeigen. Für ein Resümee, so Thalia-Käpt’n Busch, sei es nach kaum einem halben Jahr „noch zu früh“. Die Konkurrenz beobachtet seinen Kurs mit Argusaugen. „Im Prinzip ist das in Weiterstadt sicher eine gute Buchhandlung“, sagt der Manager eines Konkurrenten, „aber mal abwarten, was vom Schickimicki drum herum am Ende übrig bleibt.“

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