Call-Center-Krise Telekom bangt um Walter Services

Der größte konzernunabhängige Call-Center-Betreiber Walter Services steckt in der Krise. Die Aufträge brechen weg, auf dem Unternehmen lasten Schulden in Höhe von 170 Millionen Euro. Nun will die Telekom das Unternehmen retten - auch um einen Imageschaden abzuwenden.

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Ein Herz für Ex-Mitarbeiter? Die Telekom soll Walter Services helfen. Quelle: dpa

DÜSSELDORF. Die finanzielle Schieflage des größten konzernunabhängigen Call-Center-Betreibers Walter Services alarmiert die Deutsche Telekom. Der Bonner Konzern hatte Ende 2006 und Anfang 2007 sieben Call-Center mit rund 1 000 Mitarbeitern an Walter verkauft. Die Telekom garantierte Walter ein bestimmtes Auftragsvolumen - auch um die Jobs der Ex-Konzernangestellten fünf Jahre lang zu sichern.

Offenbar hat das nicht ausgereicht. Walter Services leidet unter Schulden in Höhe von 170 Millionen Euro und dem Wegbrechen von Aufträgen aus der Telekombranche.

Im Umfeld der Telekom heißt es, der Konzern habe großes Interesse daran, Walter zu stabilisieren. Man führe bereits Gespräche mit dem Dienstleister. Die Telekom selbst erklärte dazu nur, Walter sei ein Dienstleister, mit dem man natürlich in so einer Situation spreche.

Lothar Schröder, Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi und stellvertretender Telekom-Aufsichtsratchef ist überzeugt, dass die Telekom für ihre Ex-Mitarbeiter immer noch Verantwortung trägt. "Das Thema kann sich für die Telekom schnell zu einem politischen Skandal der Kategorie von BenQ und Siemens entwickeln", sagte er dem Handelsblatt.

Siemens hatte seine Handy-Sparte im Jahr 2005 an den Elektronikhersteller BenQ aus Taiwan verkauft, der ein Jahr später Insolvenz für die Handy-Sparte anmeldete. 3300 Mitarbeiter wurden damals arbeitslos. Für Siemens wurde die Insolvenz zum Imagedesaster.

Die Telekom weist eine Parallele zu Siemens von sich. "Walter war zum Zeitpunkt des Verkaufs gut aufgestellt", sagt ein Sprecher. Die Verantwortung für die Mitarbeiter liege bei Walter. Ansonsten halte die Telekom sich an ihre Zusagen wie den garantierten Auftragsvolumina. Gehe Walter pleite, würden die mit in die Insolvenzmasse eingehen. Zusätzlich zahlt die Telekom Walter Zuschüsse, um die Differenz zwischen den höheren Gehältern der Ex-Telekom-Mitarbeiter und den Walter-Beschäftigten auszugleichen.

Am Donnerstag beginnen die Verhandlungen zwischen Walter und den Gläubigerbanken. Walter-Chef Ralf Kogeler zeigt sich überzeugt, eine positive Lösung mit den Banken zu finden. Im Intranet ließ er gestern mitteilen, es gebe keinen Grund zur Besorgnis, was die Zukunft der Firma angeht. Die Mitarbeiter müssten nicht um ihren Arbeitsplatz bangen. Nach Informationen des Handelsblatts sind im Sanierungsgutachten von Pricewaterhouse Coopers allerdings konkrete Standortschließungen geplant.

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