CD-Tipps Karajans beste Aufnahmen

Herbert von Karajan hat rund 700 Werke von 130 Komponisten eingespielt; weltweit wurden rund 300 Millionen Tonträger verkauft, die sich mit seinem Namen verbinden. Die Deutsche Grammophon (DG), Karajans Haus-Label seit den Sechzigerjahren, macht mit ihm bis heute ein geschätztes Drittel ihres Umsatzes.

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Der österreichische Dirigent Quelle: dpa

Anton Bruckner, Symphonie No. 8

Bruckners monumentales Adagio darf sich nirgends ehrfürchtiger verströmen, „feierlich langsam, doch nicht schleppend“, ganz so wie der katholische Alpenkomponist es wollte. Und höre da: Beim dreimaligen Aufstieg in den Himmel reichen die Wiener Philharmoniker dem lieben Gott die Hand. (DG 1988)

Claude Debussy, La Mer

Debussy gestaltet seine Mittelmeer-Meditationen nicht, er entfaltet sie. Weil auch Karajan weniger in Formen als in Prozessen dachte, folgen wir ihm willenlos ins hitzig-schwüle Geschehen. Erst Pierre Boulez gelang drei Jahrzehnte später ein gleißend kühler Gegenentwurf zu dieser Aufnahme. (DG 1965)

Arthur Honegger, Symphonie No. 3

Honegger hat seine Dritte, komponiert 1945/46, als „Auflehnung des modernen Menschen gegen die Flut der Barbarei“ verstanden. Entsprechend kontrastreich geht es zu: Einem walzend maschinistischen ersten Satz folgen ein Gebet und eine Friedensbotschaft. Karajans Glut ist unvergleichlich. (DG 1969)

Gustav Mahler, Symphonie No. 9

Karajans Version von Mahlers Abschiedssymphonie zeichnet sich durch die detailversessene Emphase aus, mit der er im ersten Satz die symphonischen Bauelemente ausbreitet und miteinander verfugt. Christa Ludwig singt die Rückert- und Kindertotenlieder betörend schön. (DG 1974/79)

Giacomo Puccini, Madame Butterfly

Puccinis Opern sind schwieriges Terrain. Es ist furchtbar leicht, sich in billiger Rührung zu verlieren. Karajan musiziert großflächig impressionistisch gegen diese Gefahr an – und lässt dem mit Mirella Freni (Butterfly), Luciano Pavarotti (Pinkerton) und Christa Ludwig (Suzuki) dreifach ideal besetzten Drama seinen ergreifenden Lauf. (Decca 1974)

Jean Sibelius, Symphonien No. 4 und 5

Karajan befreit Sibelius aus der finnischen Waldeinsamkeit, stellt ihn als visionären Symphoniker vor. Die Schründe der statisch felsigen Vierten leuchtet er gewissermaßen aus dem Erdinnern in kräftigen Klangfarben aus, die wellenförmige Motivik der helleren Fünften brandet ohne zierende Schaumkronen an. Unerreicht. (DG 1965).

Richard Strauss, Metamorphosen

Strauss’ kontrapunktisches Spätwerk für 23 Streicher ist ein Paradestück für Karajan; nicht umsonst hat er es mehrfach eingespielt: Kammermusikalisch angelegt und auf Durchhörbarkeit angewiesen, verlangt es doch nach einer großen Linie. An der hat es Karajan nie gefehlt. Die brennende Intensität der Berliner Streicher ist atemberaubend. (DG 1983)

Richard Strauss, Der Rosenkavalier

Die frühen Aufnahmen Karajans klingen so agil und schlank wie klangsatt, farbenfroh, kaleidoskopisch – Strauss’ tropisch üppige Partitur, ihr verschwenderischer Melodienreichtum werden ideal entfaltet. Elisabeth Schwarzkopf als Marschallin und Christa Ludwig als Octavian führen ein perfektes, nie übertrieben „wienerisches“ Ensemble an. (EMI 1956)

Giuseppe Verdi, Falstaff

Seine letzte Oper hat Verdi mit fast 80 Jahren vollendet – und sich wie ein Quirl aus der Welt des Musiktheaters verabschiedet. Karajans Vorbild in puncto rhythmischer Schärfe, Arturo Toscanini, hat den Zweistünder 1950 zackig und forsch hingezaubert, Karajan würzt das Ganze sechs Jahre später mit einer Prise Legato-Eleganz. (EMI 1956)

Giuseppe Verdi, Il trovatore

Karajans dritte Jahrhundertaufnahme aus dem Jahr 1956: Verdis durchpulstes Werk, seine metrische Verve (der Zigeunerchor!) sind bei ihm in besten Händen. Maria Callas, Giuseppe di Stefano und vor allem Fedora Barbierei als Azucena sind elektrisierend, machen das reichlich krude Libretto schnell vergessen. (EMI 1956)

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