Chemie BASF übernimmt Cognis - und das ist erst der Anfang

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF kauft das Spezialchemie-Unternehmen Cognis aus Monheim bei Düsseldorf. Weitere Akquisitionen werden folgen.

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Das Logo des Chemiekonzerns Quelle: dpa

Rechtzeitig zum wichtigen WM-Spiel Deutschland gegen Ghana haben sie es nun doch noch geschafft. Nach monatelangen Verhandlungen einigten sich BASF und Cognis, bislang im Besitz der Finanzinvestoren Permira und Goldman Sachs, auf die Übernahme. Inklusive Schulden bewerten die Ludwigshafener ihre Neuerwerbung mit 3,1 Milliarden Euro. Cognis (Umsatz: 2,6 Milliarden Euro; etwa 5600 Mitarbeiter) liefert vor allem Grund- und Zusatzstoffe für die Wasch-, Reinigungs- und Kosmetikindustrie.  

Die BASF wird  durch den Kauf ihr Chemie-Portfolio aufhübschen. Künftig will der Konzern mehr Vorprodukte an Konsumgüterunternehmen wie Procter & Gamble und L’Oreal liefern und sich so vom konjunktursensiblen Industriegeschäft unabhängiger machen. Konsumprodukte wie Waschmittel oder Kosmetika sind schließlich auch in der Krise noch gefragt – während Industriechemikalien teils heftige Nachfragerückgänge hinnehmen müssen. 

„Mit dem Erwerb von Cognis stärken wir unser Portfolio mit konjunkturrobusten und ertragsstarken Geschäften“, sagt BASF-Vorstandschef Jürgen Hambrecht.  „Durch die Akquisition wollen wir der global führende Anbieter von Inhaltsstoffen für die Kosmetikindustrie werden und unsere führende Position bei Wasch- und Reinigungsmitteln weiter ausbauen“, ergänzt Vorstandskollege John Feldmann. Erste Reaktionen bei Analysten zeigen: Der Kauf macht strategisch Sinn, der Kaufpreis ist gerechtfertigt.  Um sich vom konjunktursensiblen Geschäft unabhängiger zu machen, hatte die BASF vor zwei Jahren etwa den Schweizer Spezialchemie-Konzern Ciba übernommen. Dagegen trennte sich BASF-Vostandschef Jürgen Hambrecht zunehmend von Massenkunststoffen und –chemikalien.

Übernahme-Karussell beginnt sich zu drehen

Dem Cognis-Kauf durch die BASF werden bald weitere Übernahmen in der Branche folgen. „Ich rechne mit mehr Akquisitionen“, sagt etwa Wolfgang Falter, Partner bei der Unternehmensberatung Alix Partners. „Die Unternehmen sind niedrig bewertet, das Geschäft zieht wieder an. Es werden vor allem Unternehmen auf den Markt kommen, die sich – wie Cognis – in der Hand von Finanzinvestoren befinden, die jetzt verkaufen wollen.“ Zu den Käufern dürften nach seiner Einschätzung auch arabische Unternehmen zählen, die über einen günstigen Zugang zu Rohstoffen verfügen und ihre Wertschöpfung ausbauen möchten.

Doch auch deutsche Unternehmen werden mitmischen. In  der aktuellen WirtschaftsWoche erklärt Klaus Engel, Chef des Chemie- und Energiekonzerns Evonik, dass sein Unternehmen „mittelgroße Akquisitionen“ stemmen könnte: „Wir sehen uns ständig Übernahmekandidaten an.“ Auch an Cognis war Evonik interessiert.

Für BASF-Chef Jürgen Hambrecht dürfte es – vermutlich – der letzte große Kauf gewesen sein. Im Mai kommenden Jahres läuft sein Vertrag aus; sein Nachfolger wird der amtierende BASF-Finanzvorstand Kurt Bock. Den Aktienkurs von BASF hat die Cognis-Übernahme kaum bewegt. Schließlich war schon monatelang klar, dass die Ludwigshafener wahrscheinlich den Zuschlag erhalten werden. Bereits vor zwei Jahren hatten beide Unternehmen schon mal um eine Übernahme verhandeln – und jetzt zogen sich die Gespräche. Was lange währt, wird endlich gut.      

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