Chemie Die Stärken und Schwächen des neuen BASF-Chefs Kurt Bock

Der künftige BASF-Chef Kurt Bock soll BASF konjunkturunabhängiger machen. Persönlich punktet der Finanzexperte mit trockenem Humor und Bescheidenheit, doch einige Dinge muss Bock für seine neue Aufgabe noch lernen.

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Der neue BASF-Chef Kurt Bock Quelle: dpa

Chemiker prägen BASF. Und doch führt künftig ein Finanzfachmann den weltgrößten Chemiekonzern mit mehr als 50 Milliarden Euro Umsatz und weltweit über 100 000 Mitarbeitern. Am 6. Mai 2011 übergibt Vorstandschef Jürgen Hambrecht den Stab an Finanzvorstand Kurt Bock. Damit setzt sich der 51-Jährige gegen seinen Vorstandskollegen durch.

Kurt Bock, gebürtiger Westfale und promovierter Betriebswirt, beginnt seine Laufbahn 1985 bei der BASF im Finanzbereich. Als ihm die Karriere zu langsam vorankommt, wechselt er in den Neunzigerjahren zum Autozulieferer Bosch, für den er unter anderem nach Brasilien geht. 1998 kehrt er zur BASF zurück. Bock erwirbt sich Meriten bei der Sanierung des US-Geschäfts und zieht 2003 in den Vorstand ein. Nun tritt er ein großes Erbe an: Hambrecht gilt über BASF hinaus als einer der einflussreichsten deutschen Manager und ist politisch gut vernetzt. Das ist neues Terrain für Bock, der sich bisher vor allem in Finanzzirkeln bewegt hat.

Ziele & Visionen

Bock soll die BASF wetterfester machen. Noch ist ein Großteil des Geschäfts stark von der Konjunktur abhängig. Um gegenzusteuern, hat BASF zuletzt einige Spezialchemieunternehmen erworben. Bock arbeitet derzeit intensiv an der Übernahme von Cognis, der früheren Henkel-Chemie. Bis zum Jahr 2020 will die BASF ihren Umsatz von derzeit 50 auf mehr als 90 Milliarden Euro steigern. Ein besonderer Schwerpunkt der Investitionen dürfte in Asien liegen. Über Visionen mag Bock nicht sprechen. „Wenn Sie nur von Visionen reden und keine Leistung bringen, sind Sie nicht mehr glaubwürdig“, sagte Bock einmal.

Vorlieben & Abneigungen

Alles hat seinen Preis: Für den Chefposten muss Bock, der bisher auch das US-Geschäft der BASF führt, nun wohl seine Wohnung in New York aufgeben. Der Manager fühlt sich wohl in Manhattan mit seinen Museen, Theatern und der lebendigen Musikszene. Ablenken kann sich Bock auch durch Sport: Der asketisch wirkende Mann mit der hohen Stirn schnürt häufig die Laufschuhe, um den Stress hinter sich zu lassen. Auf Wohltätigkeitsläufen der BASF wurde er bereits gesichtet.

Auch im Sport gilt er als ambitioniert. Die amerikanische Lust am Small Talk hat sich auf den Westfalen Bock nicht übertragen. Mit Plaudereien tut sich der künftige BASF-Boss eher schwer. Viel lieber parliert Bock in feinstem Finanz-Denglisch über Themen wie das „Delisting von der Nyse“. Oder über „sehr sophisticatete Investoren“, wie er Private-Equity-Investoren („Heuschrecken“) einmal nannte. Ansonsten gibt sich der mehrfache Familienvater sehr wertebewusst. Zu seinen bevorzugten Eigenschaften zählen Familiensinn, Loyalität und ein Hang zur Sparsamkeit.

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