Chief Digital Officer Immer mehr Firmen setzen auf den Digital-Chef

Die digitale Revolution hat eine neue Position in den Führungsetagen geschaffen. Immer mehr Unternehmen setzen auf einen Chief Digital Officer. Eine Studie zeigt: Die Freiräume sind groß, die Anforderungen aber auch.

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Immer mehr Firmen übergeben die Verantwortung für die digitale Transformation an einen dafür eigens vorgesehenen Manager. Quelle: Imago

Düsseldorf Kein Unternehmen produziert heute noch Waren ohne die Hilfe von IT-Systemen. Auch Dienstleistungen sind ohne Computer und Software undenkbar. Doch die Digitalisierung verändert nicht nur Firmen und Berufsfelder, sie schafft auch neue Jobs in der Führungsspitze: den Chief Digital Officer (CDO). Mit diesem Amt ist die Koordination aller Digitalisierungsprojekte gemeint. Bei der Bahn besetzt seit dem 1. April Stefan Stroh diese Funktion.

Der Essener Chemiekonzern Evonik hat sogar eigens eine Tochtergesellschaft für die digitale Zukunft gegründet. Chef der Evonik Digital GmbH ist Henrik Hahn, der zugleich als CDO im Konzern alle Digitalisierungsaktivitäten managt. Aufgabe der 20 Digitalexperten ist es, schnell und mit viel Freiraum Ideen, vor allem ungewöhnliche, zu entwickeln – und umzusetzen.

Immer mehr Firmen übergeben die Verantwortung für die digitale Transformation an einen dafür eigens vorgesehenen Manager: Weltweit hat sich in nur einem Jahr der Anteil der Unternehmen mit einem CDO verdreifacht: Er stieg zwischen 2015 und 2016 von sechs auf 19 Prozent. In Europa liegt der Anteil sogar bei 34 Prozent – vor einem Jahr waren es noch 13 Prozent. Die meisten CDOs gibt es in Frankreich, wo fast zwei von drei größeren Unternehmen (62 Prozent) die Verantwortung für die Digitalisierung einem CDO übergeben haben.

In Deutschland stieg die Quote rasant auf 39 Prozent. 16 Prozent der weltweiten CDOs sind Frauen – in Deutschland beträgt ihr Anteil immerhin zwölf Prozent. Das ermittelten die Experten von Strategy&, dem Strategieberatungsteam von PwC auf Basis einer Befragung der weltweit 2500 größten börsennotierten Unternehmen. Als CDO wurden unabhängig vom tatsächlichen Titel die Managerinnen und Manager definiert, die mit der Digitalisierungsstrategie ihres Unternehmens beauftragt sind.

Bemerkenswert: Mehr als jeder zweite CDO (60 Prozent) wurde in den beiden vergangenen Jahren eingestellt. „Der massive Anstieg ebenso wie die Rekrutierungsbemühungen weltweit verdeutlichen die Professionalisierung der Digitalisierung in den Unternehmen“, analysiert Olaf Acker, Leiter Digital Services bei Strategy&. Die Zeit der Pilotprojekte und Digital-Experimente in verschiedenen Geschäftsbereichen scheine damit vorbei zu sein.

In der Finanzbranche ist der CDO-Anteil weltweit am höchsten. „Während es den konsumentenorientierten Branchen wie der Unterhaltungsindustrie darum geht, Customer Experience und Konnektivität zu verbessern, arbeiten Versicherer und Banken darüber hinaus auch daran, ihre internen Abläufe komplett zu digitalisieren“, so Acker.

Genereller Trend ist, dass Unternehmen mit größerem Börsenwert eher einen CDO beschäftigen als mittelgroße Unternehmen. So verfügt ein Drittel der Konzerne mit einem Börsenwert über 16 Milliarden Euro über einen CDO, bei einem Börsenwert zwischen sieben und 16 Milliarden Euro ist dies nur bei 18 Prozent der Fall.

Mit Blick auf die vorherigen Karrierestationen wird deutlich, dass Unternehmen bei einem CDO einen technischen Hintergrund bevorzugen – oder auf Kenntnisse in Marketing und Kundenorientierung setzen. Aus diesen zwei Bereichen kommen weltweit knapp über 70 Prozent der CDOs. Bei den deutschen CDOs dominiert die Karriere im Marketing: Fast jeder zweite Digital-Experte kommt aus diesem Bereich.

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