Commerzbank-Tochter Finanzinvestor Ripplewood kauft Kleinwort Benson

Statt Opel kauft der Finanzinvestor RHJI nun Kleinwort Benson von der Commerzbank. Hinter dem Geschäft steht Leonhard Fischer: Der RHJI-Chef leitete einst die Investmentbank und wurde dabei zum Wunderkind der Bankenszene.

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Leonhard Fischer, Europachef Quelle: AP

Heute hätte ein großer Tag für Leonhard Fischer sein können. Der Europachef der Beteiligungsgesellschaft RHJ International hatte lange um Opel mit gepokert und zwischenzeitlich schien es, als ob der in Brüssel ansässige Investor den Zuschlag bekommen könnte. Teile des Managements von General Motors setzten auf RHJI, wohl auch um nach einer Sanierung in einigen Jahren die Option zu haben Opel und damit den Kern des GM-Europageschäftes zurück zu kaufen. Doch es kam anders: Magna erhielt den Zuschlag und will heute einen Vorvertrag unterschreiben.

Doch auch RHJI kann einen erfolgreichen Geschäftsabschluss feiern. Der Finanzinvestor übernimmt von der Commerzbank ihre auf Vermögensverwaltung und Treuhandgeschäfte spezialisierte britische Tochter Kleinwort Benson.

Nach Angaben von RHJI beläuft sich der Kaufpreis auf 225 Millionen Pfund (rund 241 Millionen Euro). Alle entsprechenden Verträge seien unterzeichnet worden, teilte die Commerzbank am Donnerstag mit. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2010 abgeschlossen werden. Kartell- und Aufsichtsbehörden müssen dem Verkauf aber noch zustimmen. Die Commerzbank muss sich wegen der in Anspruch genommenen Staatshilfe auf Drängen der EU von verschiedenen Unternehmensteilen trennen.

Commerzbank musste Kleinwort Benson verkaufen

Wie die Commerzbank mitteilte, werden an RHJI die Gesellschaften Channel Islands Holdings Limited und Kleinwort Benson Private Bank Limited mit rund 650 Mitarbeitern (Ende 2008) verkauft. Ende vergangenen Jahres kamen sie auf ein verwaltetes Vermögen von 5,4 Milliarden britische Pfund (5,7 Milliarden Euro) und ein verwaltetes Treuhand-Vermögen (Assets under Administration) von 15,7 Milliarden Pfund (16,5 Milliarden Euro).

Der Finanzinvestor RHJI ließ wissen, er habe schon einige Zeit einen europäischen Finanzdienstleister entwickeln wollen. Kleinwort Benson mit Geschäften in Großbritannien und auf den Kanalinseln biete dafür exzellente Wachstumsaussichten.

Die Commerzbank war nach der Übernahme der Dresdner Bank vor gut einem Jahr mit Milliardensummen von der Bundesregierung gestützt worden. Wie bei anderen europäischen Instituten stimmte die Europäische Union den Staatshilfen nur unter der Auflage zu, dass die Commerzbank Unternehmensteile verkauft. Kleinwort Benson in Großbritannien gehört dazu.

"Lenny" Fischer - Nachwuchsstar der Bankenszene

Das Kreditinstitut hat sich nach den Angaben im Zuge der Integration der Dresdner Bank strategisch neu ausgerichtet. Der Fokus liege nun auf den Segmenten Privatkunden und Mittelstandsbank, den kundenbezogenen Investmentbanking-Aktivitäten sowie Mittel- und Osteuropa. Nicht zum Kerngeschäft passende Aktivitäten wie das Geschäft von Kleinwort Benson werden reduziert.

Vor allem RHJI-Chef Leonhard Fischer selbst dürfte sich dazu speziell Kleinwort Benson ausgeguckt haben. Denn der in Bielefeld aufgewachsene Fischer war einst selbst Chef der Investmentbank. 1995 war er zur Dresdner Bank gewechselt und dort nach vier Jahren in die Führungsetage aufgerückt. „Lenny“ Fischer galt als Nachwuchsstar in der Bankenszene und wurde mit 36 Jahren das jüngste Vorstandsmitglied einer deutschen Großbank.

Als die Dresdner Bank 2002 an die Allianz verkauft wurde, musste Fischer wegen unterschiedlicher Vorstellungen gehen. Er ging in die Schweiz und leitete erfolgreich Winterthur, die Versicherungstochter der Credit Suisse. Als er bei der Nachfolge des Credit Suisse-Chefs übergangen wurde, wechselte Fischer zu RHJI nach Belgien.

Nun holte sich der 46-jährige seine frühere Marke zurück. RHJI will  Kleinwort Benson als übergreifende Marke für seine Finanzdienstleistungen etablieren.

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