Deutsche Firmen in den USA Optimismus made in America

Trotz oder wegen Trump? Deutsche Unternehmen in den USA gehen so zuversichtlich wie noch nie ins nächste Jahr, wie eine Umfrage zeigt. Sorge macht Firmen wie Porsche oder Kostal aber der Mangel an Fachkräften.

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Deutsche Konzerne sehen ihr US-geschäft durchgehend optimistisch. Quelle: dpa

New York Deutsche Unternehmen in den USA rechnen im kommenden Jahr mit Wachstum. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die deutsch-amerikanische Handelskammer mit der Beratungsfirma KPMG unter ihren Mitgliedern durchgeführt hat. Erstmals seit Beginn der Umfrage vor neun Jahren hätten dabei alle befragten Unternehmer Wachstum für ihre Firmen erwartet.

„Das ist das erste Mal, dass alle so optimistisch sind“, kommentierte Caroll Neubauer, Vorsitzender der deutsch-amerikanischen Handelskammern in den USA, die Umfrage gegenüber dem Handelsblatt. Den Grund für soviel Optimismus sieht Neubauer, Vorstandsmitglied beim Medizintechnikhersteller B. Braun Melsungen, vor allem in Washington.

Trotz der weit verbreiteten Kritik an US-Präsident Donald Trump sei das Geschäftsumfeld hervorragend. „Die Stimmung ist extrem gut“, sagt Neubauer dem Handelsblatt. „Das liegt an der Deregulierung der amtierenden Regierung und natürlich an der Steuerreform“. Der Kammervorsitzende geht davon aus, dass die Unternehmen das Geld investieren und damit neue Jobs schaffen werden.

Auch Klaus Zellmer, US-Chef von Porsche, ist positiv gestimmt: „Wenn die Regierung Jobs schafft und die Leute Geld haben, das sie ausgeben können, ist das gut für uns“, sagt Zellmer. Obwohl die VW-Tochter ihre Autos in Deutschland produziert, arbeiten in den USA 6000 Menschen für Porsche.

Walter Maisel, Nordamerika-Chef des Autozulieferers Kostal, beobachtet ebenfalls eine gute Stimmung in der Wirtschaft – „auch im Mittleren Westen“, wie er sagt. Aussagen Trumps wie „In der Fifth Avenue stehen zu viele BMWs“ seien rein politisch zu werten. Tatsächlich ginge es auch den deutschen Unternehmen in den USA blendend.

Kritischer sehen die Unternehmen den drohenden Protektionismus der Trump-Regierung. Drei Viertel der befragten Firmen gaben an, dass die Marktoffenheit der USA entscheidend für ihre Lieferketten und damit Produktionsprozesse sei. Zudem wird dem nordamerikanischen Freihandelspakt Nafta große Bedeutung beigemessen. Mehr als 80 Prozent der befragten Unternehmen glauben, dass die von Trump angedrohte Zurücknahme von Nafta ihrem Geschäft schaden würde.

Auch eine mögliche Strafsteuer für ausländische Unternehmen stößt auf Besorgnis. „Aber ich bin zuversichtlich, dass das in der letzten Version der Reform nicht mehr drinstehen wird“, sagte Handelskammer-Chef Neubauer. „Wir arbeiten jedenfalls in Washington daran, die Regierung zu überzeugen, dass sie nicht Unternehmen bestrafen können, die hier Milliarden investiert und Tausende von Jobs geschaffen haben.“ Auch Porsche-Manager Zellmer ergänzt: „Wir müssen Vernunft in diese Stammtischdiskussion bringen.“

Außer Steuern und Handel treibt die deutschen Unternehmen aber noch ein ganz anderes Thema um: die fehlenden Fachkräfte. 68 Prozent der Befragten gaben an, dass das ein sehr wichtiges Thema sei, das Washington angehen sollte. Damit steht der Fachkräftemangel bei den Deutschen in den USA auf Platz eins ihrer Anliegen.

Weil sie trotz der Klagen über mangelnde Jobs keine Mitarbeiter finden, sind ein Viertel der befragten Unternehmen bereits dazu übergegangen, eine Art deutsches System in den USA einzuführen – oft mit Unterstützung der dortigen Kammern. Viele andere denken darüber nach. „Wir müssen die amerikanischen Familien überzeugen, dass man nicht nur mit einem teuren Uni-Abschluss-Karriere machen kann, und natürlich entsprechende Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen für Menschen mit Lehre bieten“, sagte Neubauer.

Trump gilt als großer Fan des deutschen dualen Ausbildungssystems. „Es heißt, dass die Regierung dafür Mittel zur Verfügung stellt. Aber sie haben noch keinen konkreten Plan“, beobachtet Neubauer. Daher versuchen die Kammern und Unternehmen ihr Bestes, die Lücke zu füllen. Der Autozulieferer Kostal zahlt zum Teil jungen Menschen die Universität, wenn sie sich danach für ein paar Jahre beim Unternehmen verpflichten. Wenn Trump aber in seiner Steuerreform die Studienkosten nicht mehr von der Steuer absetzen lässt, könnte das teuer werden.

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