100 Tage Tom Blades Der Bilfinger-Karren steckt noch im Dreck

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Hindernis zwei: Die US-Justiz misstraut Bilfinger

Bilfinger ist das dritte und derzeit einzige deutsche Unternehmen, das wegen Korruptionsvergehen unter Aufsicht des US-Justizministeriums steht.  Eigentlich sollte diese Kontrolle 2016 enden. Nun aber wurde das 2013 abgeschlossene sogenannte „Deferred Prosecution Agreement“ (DPA) mit den US-Behörden bis zum 9. Dezember 2018 verlängert, bestätigte der Konzern unlängst gegenüber dem „Handelsblatt“. Bei einer US-Reise im November hat Bilfinger-Chef Blades deshalb unter anderem Termine mit der US-Staatsanwältin Laura Perkins.

Bilfingers Compliance-Probleme sind also trotz jahrelanger Bemühungen nicht ausgestanden – auch wenn der Konzern „null Toleranz - auf allen Stufen unseres Unternehmens“ verkündet. Die Vorgeschichten: ein Korruptionsfall in Nigeria, für dessen Beilegung Bilfinger vor drei Jahren 32 Millionen Dollar Strafe zahlte; ein weiterer Fall in Brasilien, wo im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 für Aufträge rund eine Million Euro an Staatsbeschäftigte geflossen sein sollen. Fünf Ex-Vorstände, darunter Herbert Bodner, wurden bei der diesjährigen Hauptversammlung unter anderem deshalb nicht entlastet.

Die Aufarbeitung der Vergangenheit kostet Bilfinger nach eigenen Angaben 50 Millionen Euro für „Einmalaufwendungen im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung und dem Re-Design unseres Compliance-Systems sowie des Abschlusses von Altfällen“. Bilfinger bezahlt indirekt den Juristen Mark Livschitz, der für das US-Justizministerium als Überwacher („Monitor“) fungiert und Aufsichtsrats- und Vorstandssitzungen besuchen darf. Der frühere FBI-Direktor Louis Freeh wird von Bilfinger als Berater honoriert.

Umso unangenehmer, dass gerade ein weiterer Fall neu bekannt wird: Die Staatsanwaltschaft Würzburg bestätigte Anfang September Recherchen der WirtschaftsWoche, wonach sie seit Oktober 2015 unter anderem gegen Helmut Welp, den Geschäftsführer der Würzburger Bilfinger-Tochter Babcock Noell, wegen Untreue ermittelt. Aufzuklären ist, ob beim Bau von drei Kraftwerken in Rumänien zweifelhafte Zahlungen in sechsstelliger Höhe an einen Dienstleister flossen.
Babcock-Noell-Geschäftsführer Welp nahm auf Anfrage dazu nicht Stellung. „Ob gegebenenfalls Anklage erhoben“ wird, ist laut Staatsanwaltschaft Würzburg noch offen. Über den Babcock-Noel-Fall hat einem Konzernsprecher zufolge Bilfinger „die Behörden in Eigeninitiative informiert“.

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