Das klingt nach teuren Investitionen.
Allerdings, aber es gibt keine Alternative. Die Digitalisierung führt dazu, dass unser Geschäft viel mehr vom Kunden getrieben wird. Bei Accor werden wir dafür in den kommenden fünf Jahren 225 Millionen Euro investieren. Das sichert unser Geschäft, und das macht uns unabhängiger von Booking.com oder HRS. Die kassieren bisher in der Hotelbranche bis zu 20 Prozent Provision. Jede Buchung, die direkt hereinkommt, verbessert unsere Rendite. Kleine Privathotels werden es aber schwer haben, die notwendigen Investitionen für die Digitalisierung aufzubringen. Wir bei Accor sind große Jungs, wir werden das schaffen.
Accor hat 2014 einen Rekordgewinn von mehr als 600 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern erzielt. Eine Folge Ihres Sparprogramms, oder hat vor allem der schwache Euro die Geschäfte beflügelt?
Mit dem Euro hat dieser Erfolg nichts zu tun, auch wenn mehr als zwei Drittel unserer gut 3.700 Hotels in Europa liegen. Geholfen hat uns die günstige wirtschaftliche Entwicklung. In Deutschland und Großbritannien sind die Zimmererträge gestiegen, auch Südeuropa hat sich erholt. Unser Sparprogramm hat ebenfalls geholfen. Das gute Ergebnis ist aber vor allem eine Folge des Strategiewechsels, den wir vor gut einem Jahr vollzogen haben.
Sie meinen Ihre Entscheidung, wieder vermehrt in eigene Hotels zu investieren? Die meisten Ketten konzentrieren sich ja auf das Betreibergeschäft und haben sich von Hotelimmobilien getrennt, weil die zu viel Kapital binden.
Viele waren von unserem Kurswechsel überrascht, weil sie unsere Entscheidung nicht wirklich verstanden haben. Wie unsere großen Mitbewerber haben wir Hotelmanagement und Immobilienverwaltung unter einem Dach betrieben, obwohl das zwei verschiedene Paar Schuhe sind. In der Konsequenz führt das oft dazu, dass der Immobilienbereich vernachlässigt wird und von der Rendite her weit unter seinen Möglichkeiten bleibt. Wir behalten beide Sparten mit stark unterschiedlichen Expertisen zwar unter dem gemeinsamen Accor-Dach, trennen sie aber sauber voneinander: Hotel Invest kümmert sich um das Immobilienportfolio, das Betreibergeschäft wird im Bereich Hotel Services gebündelt.
Sind schon Erfolge sichtbar?
Früher war Accor als Hotelbetreiber spitze, im Immobiliengeschäft haben wir die Chancen nicht genutzt und Geld verschenkt. Seitdem wir die Bereiche getrennt führen und einige Hotels gekauft haben, ist die Rendite des Immobilienbereichs von vier auf gut sechs Prozent gestiegen – und sie wird in den kommenden zwei Jahren weiter steigen. Mein Ziel ist, Accor in beiden Bereichen an die Weltspitze zu führen.
Bei niedrigen Zinsen ist es allerdings auch einfacher, mit Immobilien Geld zu verdienen, weil die Finanzierung billig ist.
Die Zinsen beeinflussen unsere Strategie nicht. Sie beeinflussen die Dynamik des Kaufens und Verkaufens. Es geht darum, das Immobiliengeschäft zu professionalisieren, um einen hohen Cash-Flow zu generieren. Wir kaufen Immobilien nicht nur, um sie zu besitzen, sondern um einen hohen Ergebnisbeitrag zu erwirtschaften.