Accor Neue Strategie, neues Ibis-Design

Nachdem sich die internationale Hotelbranche in den vergangenen 20 Jahren fast vollständig aus dem Immobiliengeschäft zurückgezogen hat, will Sebastien Bazin - ehemaliger Chef des Private Equity Unternehmens Colony - in Zukunft wieder stärker in Eigentum investieren.

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Sebastien Bazin Quelle: REUTERS

Was Bazin an diesem Montag anlässlich der Eröffnung des weltweit 1000. Ibis-Hotels in Berlin ankündigte, ist für die internationale Hotellerie so etwas wie eine Revolution und bedeutet eine totale Abkehr von den Grundprinzipien, die die großen Ketten in den vergangenen Jahren verfolgt haben. Während den Hotelketten früher ein Großteil ihrer Hotels selbst gehörte, setzte Anfang der Neunzigerjahre eine Neuorientierung ein: Fortan beschränkten sich die Hotelketten darauf, Hotels zu führen - das Investment überließen sie Banken oder Versicherungen und deren Immobiliengesellschaften.

Ob Sheraton, Marriott, Hilton oder eben auch Accor: Die Ketten schlossen mir den Investoren langjährige Pachtverträge oder (noch lieber) Managementverträge ab. Die haben im Vergleich zu Pachtverträgen den Vorteil, dass der Hotelbetreiber einen Großteil des Risikos beim Investor abladen kann: Statt selbst jährlich die Pacht verdienen und zahlen zu müssen, bekommt der Betreiber bei Managementverträgen eine Gebühr vom Eigentümer der Immobilie.

Die Ketten brauchen dazu kaum Eigenkapital, sondern nur eine starke Marke, Know-how in der Vermarktung und einen guten Vertrieb. Die konsequenteste Umsetzung dieser sogenannten Asset-Light-Strategie sind Franchise-Veträge, bei denen die Hotelkette nur noch die Marke beisteuert und dafür kassiert - das Risiko trägt ausschließlich der Investor.

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Auch Accor war bisher ein Verfechter dieser Strategie, Bazins Vorgänger Denis Hennequin konzentrierte sich darauf, Hotels, die noch im Besitz der Gruppe waren, zu versilbern. Wachstum war nur noch im Rahmen von Management- oder Franchiseverträgen geplant. Bazin, vor seinem Wechsel in den Vorstand Aufsichtsratschef bei Accor, mochte nicht warten, bis Hennequins Strategie sich auch in der Rendite zeigte. Nach nicht einmal zwei Jahren musste der Mann an der Spitze gehen.

Jetzt steht der ehemalige Heuschrecken-Manager selbst an der Accor-Spitze und versucht seinen 160.000 Mitarbeitern den 180-Grad-Kurswechsel zu erklären. Denn in Zukunft will Bazin in Europa, dem immer noch wichtigsten Accor-Markt, möglichst viele neue Projekte durch eigene Investitionen und Immobilien-Eigentum realisieren. Nur in den Schwellenländern behält der neue Accor-Chef die Strategie seiner Vorgänger bei, dort will das Unternehmen vor allem durch Management- und Franchise-Verträge wachsen.

Luxus, Mittelklasse und Budget

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"Der Besitz von Immobilien gehört zur Accor-DNA", sagte Bazin in Berlin, "wir hatten auch in der Vergangenheit viele Immobilien in unserem Besitz, haben daraus aber nichts gemacht, ich sehe nicht ein, dass wir das Geschäft den Private Equity-Firmen überlassen." Bazin hat Accor darum ein Umbauprogramm verordnet:  In Zukunft wird das Unternehmen in zwei Bereiche aufgeteilt: Die Betreibergesellschaft ist für das Management der Hotels, das Marketing, den Vertrieb und die künftige Entwicklung zuständig, der Real Estate-Arm soll die Immobilien möglichst lukrativ vermarkten.

Der Hotelbetrieb wiederum wird ebenfalls neu organisiert und in die drei Bereiche Luxus, Mittelklasse und Budget unterteilt. Wachsen will die französische Kette, die in 93 Ländern vertreten ist und unter zwölf Marken in allen Kategorien mehr als 3600 Hotels mit rund 460.000 Zimmern betreibt, aber vor allem im Budget-Segment mit der ibis-Markenfamilie.

Mit mehr als 1700 Häusern ist Accor schon heute weltweit führend im Budget-Segment, "ibis ist die Accor-Lokomotive, fast 60 Prozent unserer Umsätze stammen von ibis, ibis styles und ibis budget", sagte Bazin Berlin. In den kommenden Jahren will Accor weiter in dieses Segment investieren, "alle drei Tage eröffnet irgendwo in der Welt ein neues Hotel dieser Marke, wir haben für die kommenden Jahre 212 ibis, 97 ibis styles und 95 ibis budget Projekte in der Pipeline."

Parallel werden die bestehenden Häuser modernisiert: Die vor zwei Jahren angelaufene Unterteilung der ibis-Familie in die drei Sub-Marken ist so gut wie vollzogen, die Modernisierung noch in vollem Gange. So wurden 100.000 neue, besonders bequeme Betten angeschafft und die Zimmer umgestaltet, in 300 Häusern wurden auch die öffentlichen Bereiche und die Bistro-Restaurants modernisiert.

Wo sich die ibis-Designer Anregungen geholt haben, ist klar erkennbar: Die jungen, lebhaften Farben und das stylische Dekor der neuen Zimmer hat viel Ähnlichkeit mit zwei Hotelmarken, die in den vergangenen Jahren besonders erfolgreich waren: MotelOne und 25Hours.

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