Ära der Geheimniskrämerei vorbei Von wem sich Unternehmen beraten lassen

Die Ära der Geheimniskrämerei in der Beraterbranche neigt sich ihrem Ende zu. Immer häufiger reden Berater und Kunden offen darüber, mit wem sie zusammenarbeiten. Davon profitieren beide.

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Ein Mann flüstert einem andern Mann etwas ins Ohr Quelle: Fotolia

Immer wenn Eva Manger-Wiemann auf den Flughäfen London-Heathrow oder Zürich unterwegs ist, kann die Expertin für Unternehmensberatung an den Plakatwänden ablesen, dass es mit der Geheimniskrämerei in der Consultingbranche vorbei ist. Auf großflächigen Werbepostern verrät Konsumgüterriese Unilever, dass er zusammen mit der Unternehmensberatung Accenture seine Geschäftsprozesse standardisiert hat und dadurch eine Milliarde Euro einsparte. Auf einem anderen Plakat rühmt sich Caterpillar - weltgrößter Hersteller von Bau- und Bergbaumaschinen – über 300 Prozent Wachstum in Südostasien hingelegt zu haben.

Auch hier hatten laut Werbung die Accenture-Berater ihre Finger mit im Spiel. Sie entwickelten für Caterpillar ein neues Warenwirtschaftssystem und beschleunigten so dessen Produktionsprozesse. Und auch ihrem Beratungsprojekt bei Marriott widmeten die Accenture-Berater ein eigenes Plakat: Darauf preist die US-Hotelkette ihr neues, schnelleres Online-Reservierungssystem an, das ihr die Consultants von Accenture getreu dem Werbeslogan „High Performance. Delivered“ beschert haben.

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„Mit seiner Werbekampagne gehört Accenture sicher noch zu den Vorreitern. Doch auch insgesamt zeichnet sich eine neue Ära der Transparenz im einst so verschwiegenen Beratungsmarkt ab“, urteilt Manger-Wiemann, die als Partnerin der Schweizer Metaconsultingfirma Cardea Unternehmen bei der Auswahl von Beratern unterstützt. „So wie sich Computerhersteller wie Hewlett Packard oder Dell jahrelang rühmten „Intel inside“ zu haben, ist es für Unternehmen und Berater heute immer öfter kein Tabu mehr, offen darüber zu berichten, welcher Berater gerade mit welchem Konzern zusammenarbeitet und was sie gemeinsam vorhaben“.

Im Gegenteil. Als Roland Berger Strategy Consultants jüngst den Zuschlag als Berater des Berliner Großflughafens erhielt, stand dies wie selbstverständlich in der Zeitung. Auch bei der Boston Consulting Group macht man auf Anfrage zumindest keinen Hehl daraus, dass das Haus für Lufthansa oder Siemens tätig ist. Und auch wenn McKinsey - wie aktuell bei dem Schraubenhersteller Würth – die Strukturen von Unternehmen nach Einspar- und Verbesserungspotenzialen durchforstet, landet das als Nachricht Ruckzuck in der Presse.

Von der neuen Transparenz profitieren beide – Kunden wie Berater. Würth macht mit dem Engagement der Nummer eins der weltweiten Strategieberatung deutlich: Bei uns passiert was, wir streben Veränderung an und wollen ganz klar die Nummer eins bleiben. Und McKinsey wird am Ende möglicherweise ein Vorzeigeprojekt mehr im deutschen Mittelstand vorzuweisen haben.

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