Affäre um die Fußball-WM 2006 Fifa eröffnet gegen Beckenbauer Verfahren

Wegen Bestechungsverdacht im Zuge der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland leitet das Fifa-Ethik-Komitee ein Verfahren gegen Franz Beckenbauer ein. Im Fokus: 6,7 Millionen Euro.

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Der Präsident des deutschen Fifa-Organisationskomitees, Franz Beckenbauer im Dezember 2005 am Rande einer Pressekonferenz. Quelle: dpa

Die FIFA-Ethikkommission hat ein Verfahren wegen der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland eröffnet. Die Untersuchungen richten sich unter anderem gegen den früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und den damaligen Organisationskomitee-Chef Franz Beckenbauer, wie der Weltverband FIFA am Dienstag mitteilte. Zudem wird gegen den ehemaligen DFB-Chef Theo Zwanziger, die früheren Generalsekretäre Helmut Sandrock und Horst R. Schmidt sowie den Ex-Direktor Stefan Hans ermittelt. Alle sechs waren Mitglieder des Organisationskomitees für die WM. Sie werden jeweils verdächtigt, den FIFA-Ethikcode verletzt zu haben.

Die FIFA-Ethikhüter erklärten, dass sie vor Einleitung des Verfahrens den Untersuchungsbericht der vom DFB beauftragten Kanzlei Freshfield geprüft hätten.

Im Zentrum der Affäre stehen zwei Zahlungen von 6,7 Millionen Euro. Mit Hilfe von Robert Louis-Dreyfus überwiesen Beckenbauer und sein Manager Robert Schwan diese Summe 2002 zunächst über ein Konto in der Schweiz an eine Firma des früheren FIFA-Funktionärs Mohamed bin Hammam in Katar. 2005 zahlte das WM-OK die 6,7 Millionen an den früheren Adidas-Chef Louis-Dreyfus zurück - allerdings bewusst falsch deklariert als Beitrag zu einer WM-Gala, die am Ende nie stattfand.

Die WM-Affäre - Was wir wissen - und was nicht

Schadenersatz in der WM-Affäre?

Wegen möglicher Schadenersatzforderungen in der WM-Affäre sollen Franz Beckenbauer, Wolfgang Niersbach und Co. am Dienstag nach Ostern zudem vor einer Schlichtungsstelle in Hamburg aussagen. Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag einen entsprechenden Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Auch Zwanziger ist als weiterem Mitglied des Organisationskomitees der Fußball-WM 2006 der Gütetermin bei der Öffentlichen Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle (ÖRA) mitgeteilt worden.

Laut SZ-Bericht ist allerdings keiner der WM-Macher verpflichtet, vor der Hamburger Schlichtungsstelle auszusagen. Beckenbauer, Niersbach, Fedor Radmann und Hort R. Schmidt wollen demnach zu dem Termin auch nicht erscheinen. Lediglich Zwanziger erklärte auf Nachfrage: „Ich halte mir offen, mit meinem Anwalt dorthin zugehen.“

Der Deutsche Fußball-Bund hatte Ende 2015 mehrere Güteanträge bei der Öffentlichen Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle eingereicht. Sie richten sich gegen die früheren OK-Mitglieder, gegen den Weltverband FIFA sowie den Testamentsvollstrecker des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus. Der DFB möchte damit verhindern, dass mögliche Ansprüche in der WM-Affäre verjähren. Sollte dem Verband in diesem Skandal ein finanzieller Schaden entstehen, möchte er die Möglichkeit behalten, das Geld von den früheren WM-Machern zurückzufordern.

Im Zentrum der gesamten Affäre und auch dieser Auseinandersetzung stehen zwei Zahlungen von 6,7 Millionen Euro. Mit Hilfe von Louis-Dreyfus überwiesen Beckenbauer und sein Manager Robert Schwan diese Summe 2002 zunächst über ein Konto in der Schweiz an eine Firma des früheren FIFA-Funktionärs Mohamed bin Hammam in Katar. 2005 zahlte das WM-OK die 6,7 Millionen an den früheren Adidas-Chef aus Frankreich zurück - allerdings bewusst falsch deklariert als Beitrag zu einer WM-Gala, die am Ende nie stattfand.

Der DFB wirft den OK-Mitgliedern vor, in der Steuererklärung zur WM 2006 „mutmaßlich unzutreffende Angaben“ gemacht zu haben. Der Verband droht deshalb, für das Jahr 2006 nachträglich seine Gemeinnützigkeit zu verlieren. Sollte das passieren, käme auf den DFB ein „erheblicher zusätzlicher Schaden“ zu, heißt es in den Anträgen an die ÖRA.

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