Air Berlin Das steckt hinter dem Börsen-Trubel der Airline

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Die Schwierigkeiten von Air Berlin und der Einfluss von Etihad

Wie ist die finanzielle Lage von Air Berlin?

Mehr als angespannt. 2014 flog Air Berlin 300 Millionen Euro Minus ein. Der größte Verlust der Geschichte. Bei der Vorstellung des Jahresberichts Ende April wird Pichler minimal bessere Zahlen für 2015 verkünden können, aber keine guten. Die ersten beiden Quartale brachten einen Verlust von mehr als 247 Millionen Euro ein. Nur in den traditionell starken Sommermonaten des dritten Quartals blieb ein Plus von 56,2 Millionen. Immerhin eine Stabilisierung.

Gibt es weitere Anzeichen für Probleme?

Ja. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Gehälter der Topmanager um fünf bis zehn Prozent gekürzt werden. Außerdem will Air Berlin die Zahlung von Überstundenzuschlägen an seine Piloten vorübergehend aussetzen. Die Linie versucht an allen Enden zu sparen.

Wie sieht die Strategie von Air Berlin aus?

In der Branche wird sie als „Eiertanz“ bezeichnet. Kurz nach Amtsantritt plante Stefan Pichler noch die radikale Schrumpfkur. Was Verlust bringt, so der Gedanke, sollte nach Möglichkeit gestrichen werden. Das Vorhaben scheiterte am Widerstand von Großaktionär Etihad. Nun versucht sich Air Berlin an einer Mischung aus Einsparungen und dem Ausbau von Langstreckenangeboten - letzteres auf Wunsch von Etihad. Eine stärkere Kooperation mit Alitalia wäre ein erneuter Richtungsschwenk, der Air Berlin ein weiteres Stück Eigenständigkeit kosten würde.

Wie groß ist der Einfluss von Etihad wirklich?

Offiziell halten die Araber knapp 30 Prozent an Air Berlin. In Wahrheit ist ihr Einfluss deutlich größer. Etihad hält Air Berlin mit immer neuen Finanzspritzen am Leben. Etihad soll auch gehörigen Einfluss auf die Personalentscheidungen im Spitzen-Management haben. Air Berlins neuer Chief Operations Officer Oliver Iffert etwa kommt direkt von Etihad Airways.

Was hat Etihad mit Air Berlin und den anderen europäischen Partnern vor?

„Etihad hat eine Legion der Fußkranken um sich versammelt“, sagt Luftfahrt-Experte Großbongardt. Tatsächlich haben sich die Araber in den vergangenen Jahren bei finanzschwachen Fluggesellschaften eingekauft. An Linien wie Alitalia, Air Serbia, Air Seychelles halten die Araber zwischen 25 und 49 Prozent.

Dass die Linien keine Gewinnbringer sind, stört den Großaktionär vom Golf dabei nicht. "Etihad will die Präsenz im europäischen Raum um jeden Preis erhöhen", sagt Großbongardt. Die Beteiligungen sollen der Golf-Linie Zugang zu den wichtigen Märkten verschaffen, und Kunden locken, die dann über die Drehkreuze in Abu Dhabi weitergeleitet werden. So gelang Etihad vom kleinen Markt im Heimatstaat aus bereits ein rasanter Aufstieg.

Wo wird der Einfluss von Etihad zum Problem?

Weil es der Golf-Airline bei seinen Beteiligungen vor allem um die Zubringerfunktion geht, werden Strecken aufrechterhalten, die Air Berlin kaum wirtschaftlich fliegen kann. Dass sich die deutsche Fluglinie nun stärker auf der Langstrecke  engagiert, ist ebenfalls dem Wunsch der Araber geschuldet. Die fehlende Gesamtstrategie macht sich bemerkbar: Wie die WirtschaftsWoche vorab berichtet, wurde die Langstreckenverbindung nach Dallas schon vor dem eigentlich Start wieder abgesagt. Das Interesse war zu gering.

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