Air Berlin Die verborgenen Seiten des Etihad-Deals

Der angeschlagenen Fluglinie verschafft der teilweise Verkauf der Österreichtochter Niki an Etihad etwas Luft in letzter vor einer Bewährungsprobe im Frühjahr. Die Transaktion ist Teil eines größeren Plans.

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Aufstieg und Niedergang von Air Berlin
Kim Lundgren (l), Mitgründer und Präsident der 'Air Berlin Inc.' und Pilot, mit seinem Sohn Shane Lundgren, ebenfalls Pilot bei Air Berlin Inc. Quelle: airberlin
Joachim Hunold Quelle: airberlin
Einstieg ins Linienfluggeschäft Quelle: airberlin
Service an Bord von Air Berlin 2003 Quelle: airberlin
Niki Lauda (2009) Quelle: dpa
Airbus A 320 (2005) Quelle: airberlin
dba Air Berlin Quelle: AP

Wenn es um Air Berlin geht, stellen sich Kunden und Wettbewerber seit fünf Jahren eigentlich nur eine Frage: Wie lange kann die Fluglinie angesichts tiefroter Zahlen und einem ständig wachsenden negativen Eigenkapital eigentlich noch durchhalten. Denn, so der Chef einer anderen Fluglinie: „Etihad kann als Hauptaktionär doch nicht auf Dauer Geld in das Unternehmen hineinpumpen.“ Denn die Linie aus dem Emirat Abu Dhabi, die seit 2012 knapp 30 Prozent an Air Berlin hält, hat nach Schätzungen direkt und indirekt zwar bereits mehr als eine Milliarde Euro an die Spree geschickt.

Damit liegt der Mann offenbar leider gründlich falsch. Denn spätestens seit gestern ist klar: Etihad kann. Denn gerade hat die arabische Staatsfluglinie angekündigt, dass sie ihrer  Tochter für rund 300 Millionen die Hälfte des österreichischen Ablegers Niki abkaufen wird.

Auf den ersten Blick erinnert die Transaktion zwar an frühere Aktionen, mit denen Etihad auf verschlungenen Wegen Geld nach Berlin schickte. Denn deutsche Fluggesellschaften müssen mehrheitlich deutschen Anteilseignern gehören und aus Deutschland heraus geführt werden, will eine Linie nicht den größten Teil ihre Flugrechte verlieren. Darum steckte Etihad seit 2012 nicht offen Geld in ihre Tochter, sondern übernahm einen Mehrheitsanteil am Air-Berlin-Vielfliegerprogramm Topbonus für 184 Millionen Euro oder zeichnete eine Anleihe der deutschen Tochter in Höhe von 300 Millionen Euro mit unbegrenzter Laufzeit.



Doch der aktuelle Deal ist es noch merkwürdiger als seine vielen Vorgänger.

Denn Etihad zahlt deutlich mehr als die Beteiligung wert ist. Nicht nur, dass Etihad über Air Berlin ja schon ein Teil von Niki gehörte.  Die ganze Air-Berlin-Gruppe hat heute einen Börsenwert von rund 70 Millionen Euro und Niki macht mit ihren 20 Flugzeugen nicht mal ein Sechstel der Gruppe aus.

Tatsächlich stecken hinter dem Deal drei ganz andere Dinge.

Zuerst ist die Vereinbarung eine Art Blutspende in letzter Minute. So sehr sich Etihad und Air-Berlin-Chef Stefan Pichler in ihren offiziellen Mitteilungen auch mühen, die Transaktion als „einen entscheidende Schritt in Richtung unserer neuen strategischen Ausrichtung“, zu loben wie es Pichler gestern tat. Tastsächlicher Treiber ist, dass  Air Berlin dringender denn je Geld braucht.

Die Linie hat nicht nur als fast einzige Fluggesellschaft in Europa im vergangenen Sommergeschäft rote Zahlen geschrieben. Nun drohen im Winter nicht nur wie auch viele gesündere Fluglinien höhere Verluste. Ab dem kommenden März können Anleger eine 140 Millionen Euro schwere Wandelanleihe vorzeitig kündigen und der ohnehin klammen Air Berlin viel Geld entziehen. Das ist mehr als wahrscheinlich, denn die Anleihe ist derzeit hoch attraktiv. Sie notiert derzeit mit einem Kurs von 89 Prozent deutlich unter dem Auszahlungswert. Dazu gibt es nochmal gut 1,5 Prozent Zinsen. „Schneller lässt sich mit einer Airline derzeit kaum Geld machen“, so ein Air-Berlin-Mitarbeiter.

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