Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin verhandelt jetzt parallel mit Easyjet und Condor über den Verkauf von Teilen des Unternehmens. Das teilte ein Air-Berlin-Sprecher am Donnerstag auf Anfrage mit. „Es ist ein knappes Rennen zwischen den beiden“, sagte er. Knapp wird auch die Zeit für eine Einigung mit einem oder beiden Bietern. Denn Air Berlin stellt an diesem Freitag ihren Flugbetrieb ein. Am späten Abend werden die letzten Maschinen unterwegs sein.
Eine Lösung wurde für die Techniksparte von Air Berlin gefunden. Eine Bietergemeinschaft der Wartungsfirma Nayak und des Berliner Logistikers Zeitfracht werde Air Berlin Technik erwerben, teilte Air Berlin mit. Der Vertrag solle noch diese Woche unterzeichnet werden.
Rund 300 Mitarbeiter würden übernommen. „Für die weiteren rund 550 Mitarbeiter steht eine Transfergesellschaft zur Abfederung sozialer Härten bereit“, hieß es. Die Auffanggesellschaft könne „aufgrund der Liquiditätssituation“ in diesem Verfahren ohne staatliche Beihilfe oder Unterstützung Dritter finanziert werden.
Die Flotte von Air Berlin
38 Flugzeuge der Airbus-Mittelstreckenfamilie A320 sind für sechs Jahre an den Lufthansa-Konzern mit seinen Töchtern Austrian und Eurowings verleast worden. Die Flugzeuge gehören zumeist schon der Lufthansa oder sind von ihr bei den Leasinggesellschaften angemietet. Die Crews der Air Berlin will der Lufthansa-Konzern weitgehend übernehmen.
35 Flugzeuge sind für Touristikflüge in die österreichische Touristik-Tochter Niki ausgegliedert, die nicht von der Insolvenz betroffen ist. Dazu gehören 14 Boeing 737, die vom Touristikanbieter Tuifly betrieben werden. Ein neuer Eigentümer von Niki müsste sich mit Tuifly über die Zukunft dieser Teilflotte einigen.
Zur Flotte von Air Berlin gehören zudem 20 Propellermaschinen vom Typ Bombardier Dash 8Q-400. Sie werden von der Tochter LG Walter betrieben und mit ihren 74 Sitzen vor allem im Regionalverkehr eingesetzt.
Von den einstmals 17 Langstreckenflugzeugen wurden am Wochenende 10 an den irischen Leasinggeber Aer-Cap zurückgegeben. Auch für die übrigen 7 Langstrecken-Airbus-Jets gibt es bislang kein Gebot.
Somit besteht die restliche Air-Berlin-Flotte aus 34 Maschinen, es handelt sich dabei um A320.
Air Berlin - die nach Lufthansa bisher zweitgrößte deutsche Fluglinie - hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Der Flugbetrieb seitdem war nur durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro gesichert.
Air Berlin und der Berliner Senat bemühten sich am Donnerstag weiter um die Einrichtung einer Auffanggesellschaft für den Mutterkonzern. Diese soll nach unterschiedlichen Angaben 1200 bis 1400 bisherigen Air-Berlin-Mitarbeiten eine bessere Jobperspektive eröffnen. Darunter sind vor allem die Verwaltungsmitarbeiter aus der Berliner Zentrale, deren Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt als schwieriger gilt als die von Piloten und Flugbegleitern.
Transfergesellschaft beginnt am 1. November
Wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte, soll die Transfergesellschaft durch einen Kooperationsvertrag am 1. November ihre Tätigkeit aufnehmen. Ihre Einrichtung war aber nach Angaben der Berliner Senatskanzlei noch nicht unter Dach und Fach. Air Berlin hatte zuvor in einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) offiziell um finanzielle Unterstützung bei der Einrichtung einer Transfergesellschaft gebeten, wie ein Unternehmenssprecher sagte.
Die Berliner Arbeitsagenturen stellen sich darauf ein, dass sich kommende Woche bis zu 1200 Mitarbeiter von Air Berlin in der Hauptstadt arbeitslos melden könnten. „Das wird eine Herausforderung“, sagte der Leiter der Arbeitsagentur Berlin-Nord, Christoph Möller, der dpa. Sollte die Transfergesellschaft für die Verwaltungsangestellten nicht entstehen, rechnet er mit mehr Arbeitslosenmeldungen.
Im Ringen um den Verkauf der übrig gebliebenen Teile von Air Berlin blieb zunächst offen, wann im laufenden vorläufigen Insolvenzverfahren spätestens noch ein Abschluss mit der britischen Easyjet oder dem deutschen Ferienflieger möglich ist. Mit Easyjet verhandelt Air Berlin seit gut einem Monat über die Übernahme von etwa 25 Flugzeugen. Easyjet bestätigte, dass die Verhandlungen am Donnerstag noch liefen. Zu den Erfolgsaussichten machte ein Unternehmenssprecher keine Angaben.
Mit dem deutschen Marktführer Lufthansa hatte sich Air Berlin bereits vor zwei Wochen auf die Übernahme von 81 Maschinen verständigt, das ist mehr als die Hälfte der Flotte. Zudem sollen bis zu 3000 Mitarbeiter von Air Berlin zum Lufthansa-Konzern wechseln.