Zum Zweiten ist die Niki-Übernahme Teil eines größeren Umbaus. Etihad wird den überteuert gekauften Anteil an Niki direkt in eine neue Ferien-Linie einbringen. In das Unternehmen mit dem Arbeitstitel Blue Sky bringt auch der Reisekonzern TUI seine 14 bislang an Air Berlin verleasten Maschinen ein und bekommt damit wie Etihad rund ein Viertel des neuen Unternehmens. Die Mehrheit hält die Niki Privatstiftung, die bisher formal auch die Mehrheit an Niki gehalten hat. Nur so kann die Linie als österreichische Linie gelten und ungehindert ins Ausland fliegen. Präsident der Stiftung ist derzeit noch Pichler, der den Posten nach mit Abschluss der Transaktion abgeben soll. Die neue Linie soll ab April 2017 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ziele rund ums Mittelmeer und auf den kanarischen Inseln anfliegen. Dazu zählen auch die Flüge nach Mallorca, mit denen Air Berlin in den neunziger Jahren groß wurde.
Ebenfalls im Frühjahr will Air Berlin dann 40 Maschinen an die Lufthansa-Töchter Eurowings und Austrian vermieten. Das ist freilich noch nicht sicher. Die Verhandlungen sollten zwar in den kommenden zwei Wochen abgeschlossen werden. Doch zuletzt waren sich beide Lager noch nicht einig, vor allem wann wieviel Lufthansa für die Maschinen an Air Berlin zahlt.
Dritter und am schwersten auszumachender Teil des Deals ist eine Art Gesichtswahrung für Etihad-Chef James Hogan. Denn der Aufbau von Blue Sky vergrößert das Herrschaftsgebiet der arabischen Fluglinie erneut, erschließt der Airline neue Kundschaft und lässt sich damit als eine Art Investition in die Zukunft rechtfertigen.
Das kann der Australier, der in der vorigen Woche seinen 60. Geburtstag feierte, gut brauchen. Denn er steht laut Insidern bei seinen Eigentümern in Abu Dhabis unter wachsendem Druck. Das unter der Marke Etihad Partners zusammengekaufte Reich aus Etihad und Minderheitsbeteiligungen an derzeit sechs Fluglinien schreibt wachsende Verluste. Zwar waren nicht alle Beteiligungen Verlustbringer. „Doch wenn eine Beteiligung Geld verdiente wie die irische Aer Lingus oder Virgin Australia, wurde Hogan sie wieder los“, so der Insider.
Bislang rechtfertigte Hogan das damit, dass die Gruppe die Marke Etihad weltweit bekannt gemacht habe. „Die Ausgaben“ so Hogan zu den Milliardenzuschüsse in die Partnerlinien, „liegen unter dem was wir hätten ausgeben müssen, um Etihad mit Hilfe von Werbe- und Marketingkampagne so bekannt zu machen wie wir heute sind.“.
Skytrax-Ranking: Die besten Airlines der Welt
Hainan Airlines
Vorjahr: Rang 12
Etihad Airways
Vorjahr: Rang 6
Lufthansa
Vorjahr: Rang 10
EVA Air
Vorjahr: Rang 8
Cathay Pacific
Vorjahr: Rang 4
Emirates
Vorjahr: Rang 1
ANA All Nippon Airways
Vorjahr: Rang 5
Singapore Airlines
Vorjahr: Rang 3
Qatar Airways
Vorjahr: Rang 2
Doch das zieht bei Hogans Gesellschaftern offenbar immer weniger. Denn auch wenn die lückenhaften Geschäftsberichte Profite anzeigen: auch nach gut zehn Jahren mit Hogan als Chef ist Etihad laut Insidern von einem echten Gewinn weiter entfernt denn je. „Da neigt sich auch die Gelassenheit der nicht für übertriebene Geduld bekannten Herrscher-Familie Abu Dhabis dem Ende zu“, so der Insider. „Und wenn Hogan fällt, schwindet auch die Hoffnung auf neues Geld für Air Berlin.
Somit könnte der aktuelle Umbau mit der Filetierung von Air Berlin auch eine der letzten Rettungsaktionen durch Etihad sein.