Air Berlin Was die Linie von ihrem Retter alles braucht

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Eine Einkaufsgemeinschaft bilden

3. Eine Einkaufsgemeinschaft bilden

Ähnlich miese Konditionen wie bei den Banken bekommt Air Berlin auch bei den Flugzeugverleihern. Aus gutem Grund. „Wir haben einen miserablen Ruf, weil wir unsere Maschinen immer gewagter finanziert haben, um unsere Löcher zu stopfen“, so ein Insider. Zwar waren beim Börsengang mal alle Maschinen im Besitz des Unternehmens oder ihrer Gesellschafter. Doch die wachsenden Verluste aus den vielen Zukäufen wie der Düsseldorfer LTU und mäßiges Management rissen so große Löcher, dass der damalige Finanzchef Ulf Hüttmeyer nach und nach alle verkaufte und zurück leaste.

„Und in der Regel waren bei jedem Deal waren die Leasingraten bei jedem Deal etwas höher“, heißt es im Unternehmen. Am Ende zahle die Fluglinie pro Flugzeug und Monat bis zu gut einem Drittel mehr als andere Fluglinien. Im vergangenen Geschäftsjahr summierte sich das angeblich auf mehr als zu 200 Millionen Euro.

Die größten Fluggesellschaften Europas

Das wäre bei einem starken Partner anders. Selbst wenn die Linie wie geplant nicht nur 38 Maschinen an die Lufthansa gibt und weitere 33 in das geplante Gemeinschaftsunternehmen mit Etihad und dem Reiseriesen Tui einbringt, ließen sich bei den verbliebenen 75 Flugzeugen bis zu 150 Millionen sparen. „Da haben wir mit einem Partner, der ein paar Hundert Flugzeuge hat, einen anderen Hebel als heute mit 75 Flugzeugen“, sagt ein Insider.

Wie das geht hat Air Berlin bei ihrem Deal mit der Lufthansa gezeigt. Bei fast allen Maschinen, die Air Berlin für sie betreibt, hat sie die Leasingverträge neu verhandelt. Die dem Vernehmen nach gut 30 Millionen Ersparnis hat sie an Air Berlin weitergegeben. „Eine Triple-Win-Situation“, nannte Winkelmann dies einmal: Seine Linie habe niedrigere Kosten, Lufthansa hat weniger Ausgaben und die Leasingfirmen mit der Lufthansa einen zuverlässigen Kunden, mit dem sie bei ihren Geldgebern punkten können.

Das Modell will Winkelmann auch auf den Umgang mit anderen Kunden übertragen. Infrage kommen nicht nur die Flughäfen mit ihren Gebühren für Landung und Abfertigung oder Spritlieferanten. Der größte Posten sind Einsparungen bei den Reservierungssystemen wie Amadeus, über die vor allem Reisebüros und Firmenkunden ihre Flugbuchungen abwickeln.

Hier will Air Berlin gut 120 Millionen einsparen. Denn wie bei den Flugzeugfinanzierungen hat Air Berlin auch hier aus Geldmangel reichlich unvorteilhafte Deals abgeschlossen. Gegen üppige Vorauszahlungen hat sich die Linie etwa verpflichtet, alle ihre Buchungen über diese Netze laufen zu lassen. Nun zahlt sie im Gegensatz zu allen anderen Fluglinien selbst dann bis zu zehn Euro Gebühr pro Ticket, wenn Kunden auf airberlin.de buchen und dafür nur weniger als 40 Euro bezahlen. „So blöd sind nur wir“, sagt ein Mitarbeiter.

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