Air Berlin ist insolvent Die wichtigsten Antworten zur Airline-Pleite

Weil Etihad den Geldhahn zugedreht hat, ist Air Berlin pleite. Wie es mit der Krisen-Airline jetzt weiter geht und was die Insolvenz für die Air-Berlin-Kunden bedeutet.

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Die arabische Fluggesellschaft Etihad hat das Ende ihrer Unterstützung von Air Berlin mit der schlechten Lage beim deutschen Partner begründet. Das Geschäft von Air Berlin habe sich zuletzt „rapide verschlechtert“, teilte Etihad am Dienstag mit. Deshalb hätten „entscheidende Herausforderungen nicht bewältigt und alternative strategische Optionen nicht umgesetzt werden“ können. „Unter diesen Gegebenheiten kann Etihad als Minderheitsgesellschafter keine weitere Finanzierung leisten, welche unsere Verbindlichkeiten erhöhen“, stellte der Staatskonzern aus Abu Dhabi fest. Man sei „weiterhin bereit dabei zu unterstützen, eine kommerziell gangbare Lösung für alle Beteiligten zu finden“. Quelle: REUTERS
Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries Quelle: dpa
Der Berliner Senat hat „mit Bedauern“ auf den Insolvenzantrag der Fluggesellschaft Air Berlin reagiert Quelle: REUTERS
Air-Berlin-Insolvenz Quelle: dpa
VC zur Air-Berlin-Insolvenz Quelle: REUTERS
Verdi zur Air-Berlin-Insolvenz Quelle: REUTERS
Berliner Flughäfen zur Air-Berlin-Insolvenz Quelle: dpa

Was hat Air Berlin genau beantragt?

Die Fluggesellschaft Air Berlin hat einen Insolvenzantrag gestellt. Man sei „zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Air Berlin PLC keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht“, hieß es in einer Pflichtmitteilung an die Börse.

Vor diesem Hintergrund hätten sie beim zuständigen Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt, teilte Air Berlin mit. Bei dieser Variante des Insolvenzverfahrens würde das Management des Unternehmens weiter die Geschäfte führen. Das Gericht hat inzwischen ein solches Verfahren angeordnet.

Wie die WirtschaftsWoche berichtet, sollen die Juristen Frank Kebekus und Lucas Flöther Air Berlin durch das Insolvenzverfahren steuern. Flöther wurde vom Amtsgericht Berlin Charlottenburg bestätigt.

Was passiert mit den Urlaubern, die in den kommenden Tagen mit Air Berlin fliegen wollen?

Sie können aufatmen. Da der Bund einen Kredit zur Verfügung gestellt hat, soll der Flugbetrieb uneingeschränkt weiter gehen. „Aufgrund der insolvenzrechtlichen Regelungen wäre Air Berlin verpflichtet gewesen, den Flugbetrieb unmittelbar nach Einreichung des Insolvenzantrags einzustellen. [...] Dieser Übergangskredit wird durch die KfW zur Verfügung gestellt und durch eine Bundesbürgschaft abgesichert“, teilten das Bundeswirtschafts- und Verkehrsministerium in einer gemeinsamen Erklärung mit. „Wir befinden uns in einer Zeit, in der sich mehrere Zehntausend Reisende sowie Urlauberinnen und Urlauber an verschiedenen internationalen Urlaubsorten und Destinationen aufhalten. Der Rückflug dieser Reisenden nach Deutschland mit Air Berlin wäre andernfalls nicht möglich gewesen. Kurzfristige Alternativen für einen Rückflug dieser Reisenden nach Deutschland waren nicht zu gewährleisten.“

Warum hat Air Berlin das gemacht?

Weil Etihad kein Geld mehr zuschießen will und die Geduld mit der deutschen Krisen-Airline verloren hat. Etihad könne kein weiteres Geld bereitstellen, erklärte die Airline aus Abu Dhabi nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin. „Diese Entwicklung ist äußerst enttäuschend für alle Beteiligten, vor allem da Etihad in den vergangenen sechs Jahren weitreichende finanzielle Unterstützung für Air Berlin während früherer Liquiditätskrisen und für deren Sanierungsbemühungen gewährt hat.“ Erst im April habe Etihad weitere 250 Millionen Euro zugeschossen. „Doch das Geschäft von Air Berlin hat sich in einer beispiellosen Geschwindigkeit verschlechtert.“

Als Minderheitsaktionär könne Etihad kein weiteres Geld zuschießen und das eigene Risiko erhöhen. Die Fluggesellschaft war 2011 bei Air Berlin eingestiegen und hält knapp 30 Prozent an der Airline.

Wie die Deutsche Presseagentur dpa inzwischen berichtet, soll sich der Insolvenzantrag bereits Ende vergangener Woche abgezeichnet haben. Unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet die dpa, soll Etihad bereits am Mittwoch eine vereinbarte Kredittranche in Höhe von 50 Millionen Euro nicht überwiesen haben. Am Freitagabend habe Etihad dann mitgeteilt, Air Berlin künftig nicht mehr zu unterstützen, hieß es. Die 50 Millionen Euro wären Teil eines Darlehens über 350 Millionen Euro gewesen, den der Großaktionär Etihad Air Berlin Ende April zugesagt hatte.

Das ist Air Berlin

Hätte Air Berlin nicht sofort per Ad-hoc-Mitteilung melden müssen, dass der Kredit nicht überwiesen wurde?

Diese Frage könnte zu einem späteren Zeitpunkt die Gerichte beschäftigen. Nach den Darstellungen der von der Deutschen Presseagentur zitierten Unternehmenskreise musste Air Berlin die neue Lage nicht sofort melden, weil sie sich damit selbst geschadet hätte. Die Argumentation: Ohne die erfolgreichen Verhandlungen mit der Bundesregierung über einen Brückenkredit, die jetzt den Flugbetrieb vorerst weiter ermöglichen, hätte das die sofortige Einstellung des Flugbetriebs bedeutet – und damit dem Unternehmen, den betroffenen Kunden und auch den Anteilseignern mehr geschadet.

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