Air-Berlin-Rettung Wie die Lufthansa die Wettbewerbshüter narrt

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„Gegen die Lufthansa anzutreten ist ein harter Kampf“

Dass dies lange so bleibt, halten Wettbewerber allerdings für unwahrscheinlich. „Die Linie hat für diesen Flugplan zu wenig Maschinen und muss über kurz oder lang noch einige Routen streichen“, sagt ein führender Manager der Branche. Und bis dahin rechnet er auch beim bestehenden Flugplan mit einem begrenzten Wettbewerb. „Wo Air Berlin weiter fliegt, werden sie wohl kaum Lufthansa scharf angreifen.“ Das zeigt die Erfahrung, urteilt auch Ralf Rettig, Vizepräsident des Geschäftsreiseverbands VDR und oberster Mobilitäts-Manager beim Autozulieferer ZF aus Friedrichshafen: „Gegen die Lufthansa anzutreten ist ein harter Kampf.“

Deshalb vermuten Wettbewerber, dass Air Berlin mit ihrem überraschend üppigen Flugplan erstmal nun Einwänden der Kartellbehörden zuvorkommen will. Darum wehren sie sich weiter gegen die Kooperation der beiden größten deutschen Linien. „Wir werden dagegen vorgehen, und es würde mich sehr überraschen, wenn nicht noch andere Airlines dasselbe tun“, sagt Ryanair-Verkaufschef David O’Brien.

Das sind die Renditekönige der Lüfte
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Zumal, so die einhellige Meinung der deutschen Airline und Airport-Chefs, der heutigen Kooperation wahrscheinlich eine komplette Übernahme der restlichen Air Berlin folgt.

Offiziell will Lufthansa-Chef Spohr davon freilich nichts wissen. „Bei einer möglichen Übernahme sehen wir große Probleme“, wiegelt er ab und verweist zunächst auf die Milliardenschulden von Air Berlin und die hohen Betriebskosten. „Wir haben mit den bestehenden Projekten so viel zu tun, dass dies nicht auf der Agenda steht“, ergänzt der für Eurowings zuständige Lufthansa-Konzernvorstand Karl Garnadt.

Das sieht der Chef eines großen deutschen Flughafens anders. „Aus meinen Gesprächen mit der Lufthansa schließe ich: Es geht nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wann.“



Bei einer kompletten Übernahme von Air Berlin würde dann in jedem Fall die EU-Wettbewerbskommission aktiv. Doch Beobachter bezweifeln, dass Brüssel allzu hart bremsen würde. Aus Sicht von Spohr „ist man sich in Berlin einig, das Vorhaben zu unterstützen“. Denn ohne Lufthansa droht dem Rest der Berliner über kurz oder lang das Aus.

Da könnte Berlin dann bei der EU auf Genehmigung dringen. „Die Frage ist doch, ob die Bundesregierung zum Schutz des Wettbewerbs wirklich ein populäres Unternehmen mit Tausenden Jobs untergehen lässt“, formuliert Marktforscher Jaeger die in der Branche diskutierten Gedankenspiele.

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