Air Berlin Drei bittere Pillen für Wolfgang Prock-Schauer

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Stefan Pichler wird die Lorbeeren ernten

Die zweite - noch bitterere - Pille ist: egal was Prock-Schauer tut, seine Hoffnungen könnten sich bald in Nichts auflösen. Denn der Erfolg des Sparprogramms und damit das Überleben von Air Berlin hängen entscheidend davon ab, dass die Linie weiterhin eng mit ihrem Hauptanteilseigner Etihad kooperieren darf. Das ist jedoch keineswegs sicher.

Das Bundesverkehrsministerium hatte den wichtigsten dieser Code Share genannten Gemeinschaftsflüge wie der Verbindung von Berlin nach Abu Dhabi jüngst bereits die Genehmigung entzogen, weil sie diese für nicht rechtmäßig hielt. Auch wenn das Ministerium die Sache dann doch noch genehmigte: es bleibt bei seinem Standpunkt, dass die Verbindungen gestoppt werden müssen.

Auch wenn Prock-Schauer das Thema am Donnerstag nur kurz am Rande streifte: es ist keineswegs sicher, dass es die Flüge und damit auch die bis zu 100 Millionen Euro Ertrag pro Jahr auch im nächsten Sommer noch geben wird.

Die dritte Pille ist eher persönlicher Natur. Prock-Schauer musste die Sanierung im vergangen halben Jahr dem Vernehmen nach gegen starke Zweifel im Verwaltungsrat durchkämpfen – und sich wegen des langsamen Fortschritts dann auch noch einen wankelmütigen Zauderer nennen lassen. Doch wenn sein Plan im Jahr 2015 dann endlich greift, erntet sein Nachfolger Stefan Pichler die Lorbeeren.

Prock-Schauer überließ das Rampenlicht stets anderen

Der hatte bereits angekündigt, dass er nach seinem Amtsantritt im kommenden Frühjahr selbstbewusst auftreten und kräftig zulangen will. Dass die bisherige Arbeit von Management und Aufsehern keinen rechten Erfolg hatte, gebe ihm „die Freiräume, nötige Veränderungen umzusetzen“, so Pichler. Und wer ihn kennt weiß, dass er - selbst wenn er als geläuterter und weniger aggressiv im Auftreten gilt - alles tut, um Erfolg zu haben.

Doch am Ende wird Prock-Schauer das wahrscheinlich gut wegstecken können. Denn auch seine beiden letzten Chef-Jobs bei Jet Airways oder BMI beendete er, bevor der Umbau vorbei war und überließ das Rampenlicht anderen.

„Nicht nur im Vergleich mit seinem Nachfolger zeigt er für einen Top-Manager wenig Ego und denkt gerade jetzt, mit Ende 50, erst relativ spät daran, seine eigene Karriere zu beschleunigen", bescheinigt ihm ein früherer Mitarbeiter.

Und die Aussicht, künftig wieder mehr Zeit mit seiner Frau und den drei Kindern in der Donaustadt Klosterneuburg bei Wien zu verbringen, dürfte dem „klaanen Wolferl“ - wie er sich selbstironisch nennt - die bitteren Pillen sicher versüßen.

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