Über die amerikanische Privatzimmer-Vermittlung Airbnb gibt es einige Horrorgeschichten: Von Gästen, die das gebuchte Zimmer in eine Partyhölle verwandelten. Von Sexfilmen, die in den Mietunterkünften gedreht wurden. Oder auch einfach nur Fälle, in denen die Mieter keinen eigenen Schlüssel für die Zimmertür hatten, dafür aber unerwartete Nachbarn, die die Wohnung ebenfalls gebucht hatten.
Trotzdem: Die Nutzerzahlen von Airbnb und der Konkurrenz wachsen in Deutschland. Und die sind noch gar nichts im Vergleich zu den Buchungen, die jeden Tag über Hotelportale wie HRS oder Booking.com getätigt werden. Deutsche klicken sich immer häufiger in den Urlaub: In den vergangenen zehn Jahren stieg der Anteil der Online-Bucher von rund 22 auf 37 Prozent. Internetportale gewinnen dabei an Beliebtheit - und auch an Marktmacht. Doch dieser Vergleich ist oft trickreicher als gedacht, warnt die Stiftung Warentest: Werbeprogramme verzerren die Trefferlisten. Und wer nicht aufpasst, zahlt für sein Hotelzimmer oder Ferienhaus schnell das Doppelte des erwarteten Preises - oder bucht ausversehen noch eine Versicherung dazu.
Insgesamt 21 Portale für Hotels, Ferienunterkünfte und Privatzimmer haben die Tester untersucht. Dabei klickten sich die Mitarbeiter der Stiftung Warentest durch die einzelnen Portale, buchten und stornierten je fünf Reisen und stellten auch Beratungsanfragen per E-Mail.
Das Ärgernis fängt oft schon bei der Suche an: Wer zum Beispiel gehbehindert ist oder im Rollstuhl sitzt, braucht einige Portale gar nicht erst anzuklicken. Denn das Auswahlkriterium "barrierefrei" ist dort nicht zu finden. Vorsichtig sollten Verbraucher auch bei den Hotels und Unterkünften sein, die in der Trefferliste der Portale ganz oben auftauchen. Denn diese Positionen müssen die Unterkünfte beinahe immer bezahlen. "Preferred Programm" nennt sich der Service beispielsweise bei Booking.com. "Die Trefferliste ist bei vielen Vermittlern intransparent", kritisieren die Tester der Stiftung Warentest.
Augen auf bei den Preisen
Bei einigen Ferienhaus-Portalen wie AirBnb, Wimdu oder Housetrip können Urlauber ihre bevorzugte Unterkunft oft gar nicht online buchen. Die Seiten führen die Ferienhäuser zwar auf, aber Urlauber müssen ihre Anfrage dann doch direkt an die Hausbesitzer senden.
Andere Anbieter tricksen mit den angezeigten Preisen: Hotelreservierung.de gibt als einzige Seite im Test bei Doppelzimmern einfach einen Preis pro Person an. Das sei verwirrend, Reisende sollten sich nicht von den niedrigen Preisen täuschen lassen, mahnt die Stiftung Warentest.
Das Portal des Leipziger Internetunternehmens Unister rügte Stiftung Warentest gleich mehrfach: Der Vermittler wolle bei jeder Buchung eine Versicherung verkaufen - mit der trickreichen Frage "Soll die Buchung kostengünstig stornierbar sein?". Dahinter verbirgt sich eine Jahres-Reisversicherung mit Selbstbeteiligung eines Berliner Direktversicherers, bei der ohne fristgerechte Kündigung im zweiten Jahr gleich die doppelte Prämie fällig wird. Selbst wenn der Nutzer auf "Nein" klickt, warnt ein rotes Fenster: "Achtung - nicht empfehlenswert!" Man stehe zu diesem Angebot, da die Jahrespolicen preislich hochattraktiv seien, teilte ein Unister-Sprecher der WirtschaftsWoche mit.
Die Urlaubs-Trends 2015
Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK hat die Bedeutung von Katalogen leicht abgenommen. Demnach nutzen nur noch gut ein Drittel der Urlauber Reisekataloge, um sich über Angebote zu informieren. Das Internet ist für 45 Prozent das Urlaubs-Recherche-Tool. Glaubt man einer Analyse von Google und TUI, gilt das sogar für satte 80 Prozent aller Reisebuchungen.
Ganz persönlich auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten - so wollen immer mehr Deutsche urlauben, so das Ergebnis der GfK-Umfrage. Demnach sind Zusatzleistungen wie der Privattransfer zum Hotel, individuelle Ausflugserlebnisse oder die Wahl zwischen verschiedenen Flugklassen für Reisende immer wichtiger und werden häufiger nachgefragt.
Auch wenn Individualität von vielen geschätzt wird, so machen es setzen die Deutschen trotzdem gerne auf eines: die All-Inclusive-Reisen. Laut GfK wuchs diese Urlaubsform weiter leicht - damit wird ein Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt. Mittlerweile seien 24 Prozent aller Flug- und Autoreisen, die über ein Reisebüro oder einen Reiseveranstalter gebucht wurden, All-Inclusive-Reisen, so der Bericht.
Familien sind mehr unterwegs - ob mit dem Auto oder dem Flugzeug. Laut GfK ist der Familienanteil bei beiden Reisetypen, die über ein Reisebüro oder einen Reiseveranstalter gebucht wurde, überproportional gestiegen. Allein im Vergleich zur vergangenen Saison 2013/14 stieg die Zahl der Buchungen um 20 Prozent an.
Reisen im Luxussegment werden ebenfalls höher nachgefragt, so die GfK. Demnach werden besonders hohe Zuwächse bei Haushalten mit höherem Einkommen, sprich ein Haushaltsnettoeinkommen größer als 4000 Euro, mehr nachgefragt.
Eine ausdrückliche Warnung spricht Stiftung Warentest auch für HotelDe, e-Domizil, Otel.com und Tourist-online.de aus. Alle Seiten haben unerlaubte Klauseln in ihren Geschäftsbedingungen - zum Beispiel wollen sie Haftungssummen nur auf den Reisepreis beschränken. Bei dem Anbieter eHotel geben auch die Bewertungen Rätsel auf: Dort sieht man erst die Punktzahl des Bewertungsportal Tripadvisor und dann ein Gesamturteil von eHotel. Wie das zustande komme, sei jedoch unklar, kritisieren die Tester.
Am besten schnitten die bekannten Buchungsportale HRS, Expedia und Hotels.com ab. Der amerikanische Anbieter Booking.com landete hingegen nur im Mittelfeld. Wer nach einem Ferienhaus sucht, ist bei den Internetportalen Casamundo und Holidayinsider gut beraten. Auch Atraveo schnitt im Test gut ab, einziges Manko: Die etwas umständliche Stornierung. Für Privatzimmer raten die Tester zu den Angeboten von 9flats.com. Wimdu und Airbnb erreichten hingegen nur ein "befriedigend".