In China kommt neben der angespannten wirtschaftlichen Lage noch eine weitere Wachstumsbremse dazu: „die Meinung der Öffentlichkeit und der Politik“, wie es Lowe ausdrückt. Hinter dieser sperrigen Formulierung steckt die Anti-Korruptionskampagne von Staatspräsident Xi Jinping, die seit 2012 hunderttausende Kadermitglieder den Job gekostet hat. „Die Nachfrage ist seit Xi Jinpings Machtantritt deutlich gesunken“, so Lowe.
Viele Unternehmer fürchten, durch den Kauf eines Luxusfliegers in den Fokus der chinesischen Sittenwächter zu geraten. Genug Geld für einen Luxusflieger zu haben macht verdächtig in China. Korrupt hin oder her, viele Interessen verschieben ihre Kaufpläne lieber auf ungewisse Zeit. Flugzeug-Besitzer wiederum versuchen die Maschinen los zu werden, so dass im vergangenen Jahr allein 38 Maschinen aus der Region verkauft wurden.
Für Lowe ist das ein großes Missverständnis. Denn Privatjets sind seiner Meinung nach nicht automatisch Vehikel für zwielichtige Gestalten und ihre Badeausflüge auf die kanadischen Inseln. „Business-Flüge sind wichtiger Bestandteil für Unternehmen“, sagt er. „Die meisten Käufer in China sind mittlerweile Unternehmer mit Geschäften in Asien und weltweit.
Deshalb kritisiert der Berater auch die aktuelle Politik Pekings scharf. Denn diese erhebt rund 23 Prozent Steuern auf die Luxusflieger. „Das ist eine große Belastung für den Markt“, sagt Lowe. Dabei sei ein Privatjet aus seiner Sicht ein Geschäftsvorteil, kein Luxus. Die Zentralregierung wolle, dass die Unternehmen in China wachsen, international expandieren und neue Jobs schaffen. Gleichzeitig erhebe sie aber so hohe Steuern auf Flugzeuge, dass Firmen sich den Kauf nicht leisten können. „Das passt nicht zusammen und wird und muss sich ändern“ sagt Lowe.
Mehr Flughäfen, besserer Service
Das sieht auch Ed Bolen so. Der Geschäftsführer des US-amerikanischen Interessenverbandes National Business Aviation Association, der unter anderem die Messe in Shanghai mitorganisiert, sieht einen gewaltigen Bedarf für Business-Flüge. „Die Flugstunden und die Einsätze von Business-Jets steigen trotz Krise“, sagt er. Das sei ein Beleg für den Bedarf der Flugzeuge. Er hält die aktuelle Phase deshalb nun für den richtigen Zeitpunkt, die Infrastruktur für Business-Jets auszubauen.
Das bedeutet unter anderem mehr Flughäfen und besseren Service. „China ist ein sehr junger Markt, der sich noch entwickeln muss“, sagt Bolen. Tatsächlich kommt laut der New York Times in China auf 100 Milliarden US-Dollar Bruttoinlandsprodukt schätzungsweise nur vier Business-Maschinen. In Afrika sind es im Schnitt 23, in Latein-Amerika 42 und in Nordamerika sogar 69.
Lowe bleibt allerdings verhalten. „Nach dem hohen Wachstum in den vergangenen Jahren muss sich der Markt nun erst einmal konsolidieren“, glaubt er. Mit einer Besserung rechnet er vor 2018 nicht.