Airbus, Boeing und Co. Harte Landung für die Flugzeugbauer in China

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Anti-Korruptionskampagne lässt Nachfrage sinken

In China kommt neben der angespannten wirtschaftlichen Lage noch eine weitere Wachstumsbremse dazu: „die Meinung der Öffentlichkeit und der Politik“, wie es Lowe ausdrückt. Hinter dieser sperrigen Formulierung steckt die Anti-Korruptionskampagne von Staatspräsident Xi Jinping, die seit 2012 hunderttausende Kadermitglieder den Job gekostet hat. „Die Nachfrage ist seit Xi Jinpings Machtantritt deutlich gesunken“, so Lowe.

Viele Unternehmer fürchten, durch den Kauf eines Luxusfliegers in den Fokus der chinesischen Sittenwächter zu geraten. Genug Geld für einen Luxusflieger zu haben macht verdächtig in China. Korrupt hin oder her, viele Interessen verschieben ihre Kaufpläne lieber auf ungewisse Zeit. Flugzeug-Besitzer wiederum versuchen die Maschinen los zu werden, so dass im vergangenen Jahr allein 38 Maschinen aus der Region verkauft wurden.

Für Lowe ist das ein großes Missverständnis. Denn Privatjets sind seiner Meinung nach nicht automatisch Vehikel für zwielichtige Gestalten und ihre Badeausflüge auf die kanadischen Inseln. „Business-Flüge sind wichtiger Bestandteil für Unternehmen“, sagt er. „Die meisten Käufer in China sind mittlerweile Unternehmer mit Geschäften in Asien und weltweit.

Die beliebtesten Business-Flugzeuge Europas
Auf der Paris Airshow 2001 feierte die französische Antwort auf die Gulfstream G550 ihre Premiere. Der Jet ist das größte, schnellste und reichweitenstärkste Privatflugzeug des französischen Luftfahrtkonzerns Dassault. 2014 legte die Falcon F7X kräftig zu und verzeichnete 12,8 Prozent mehr Starts in Europa. Quelle: Die Rangliste basiert auf Angaben von WINGX Advance. Das Marktforschungsinstitut hat dafür die Daten der europäischen Luftverkehrskontrolle Eurocontrol für 2014 ausgewertet. Quelle: PR
Die kleinere Maschine der Challenger-Reihe von Bombardier hatte ihren Jungfernflug ebenfalls 2001. Die Kanadier wollen als Nachfolger die Challenger 350 auf den Markt bringen. Doch noch läuft es für die Challenger 300: Die Abflüge stiegen um 1,7 Prozent. Quelle: PR
Die Global-Serie von Bombardier setzt insbesondere in der Reichweite Maßstäbe. Je nach Ausführung können die Maschinen zwischen 9630 und 14.631 Kilometer weit fliegen. 2014 gab es 9,4 Prozent mehr Starts in Europa. Quelle: PR
Die Gulfstream G500 des gleichnamigen US-Herstellers und das Vorgängermodell liegen ebenfalls im Trend. 2014 nahm die Zahl der Abflüge um 2,7 Prozent zu. Die G500 überzeugt vor allem durch ihre Reichweite von mehr als 9000 Kilometern. Quelle: PR
Bereits seit Mitte der 80er-Jahre ist die Falcon 900 im Einsatz. Der dreistrahlige Dassault-Flieger war 2014 allerdings auf dem absteigenden Ast: Der Jet verzeichnete 4,4 Prozent weniger Abflüge in Europa. Quelle: PR
Der Flugzeugbauer Cessna ist gleich fünfmal in den Top 10 der Business-Flugzeuge in Europa vertreten. Den Anfang macht die Citation II. Zusammen mit ihrem Nachfolgemodell Citation Bravo verlor der zweistrahlige Jet aber 9,4 Prozent aller Abflüge. Die Citation II ging Ende der 70er-Jahre erstmals in die Luft. Quelle: PR
Im Jahr 1978 schickte Bombardier die erste Version des zweistrahligen Jets an den Start. Seitdem hat sich die Challenger zu einem der beliebtesten Privatjets gemausert. Zusammen gab es für die Flugzeuge der 600er-Reihe 2014 allerdings Einbußen – die Starts gingen um 4,2 Prozent zurück. Quelle: PR

Deshalb kritisiert der Berater auch die aktuelle Politik Pekings scharf. Denn diese erhebt rund 23 Prozent Steuern auf die Luxusflieger. „Das ist eine große Belastung für den Markt“, sagt Lowe. Dabei sei ein Privatjet aus seiner Sicht ein Geschäftsvorteil, kein Luxus. Die Zentralregierung wolle, dass die Unternehmen in China wachsen, international expandieren und neue Jobs schaffen. Gleichzeitig erhebe sie aber so hohe Steuern auf Flugzeuge, dass Firmen sich den Kauf nicht leisten können. „Das passt nicht zusammen und wird und muss sich ändern“ sagt Lowe.

Mehr Flughäfen, besserer Service

Das sieht auch Ed Bolen so. Der Geschäftsführer des US-amerikanischen Interessenverbandes National Business Aviation Association, der unter anderem die Messe in Shanghai mitorganisiert, sieht einen gewaltigen Bedarf für Business-Flüge. „Die Flugstunden und die Einsätze von Business-Jets steigen trotz Krise“, sagt er. Das sei ein Beleg für den Bedarf der Flugzeuge. Er hält die aktuelle Phase deshalb nun für den richtigen Zeitpunkt, die Infrastruktur für Business-Jets auszubauen.

Das bedeutet unter anderem mehr Flughäfen und besseren Service. „China ist ein sehr junger Markt, der sich noch entwickeln muss“, sagt Bolen. Tatsächlich kommt laut der New York Times in China auf 100 Milliarden US-Dollar Bruttoinlandsprodukt schätzungsweise nur vier Business-Maschinen. In Afrika sind es im Schnitt 23, in Latein-Amerika 42 und in Nordamerika sogar 69.

Lowe bleibt allerdings verhalten. „Nach dem hohen Wachstum in den vergangenen Jahren muss sich der Markt nun erst einmal konsolidieren“, glaubt er. Mit einer Besserung rechnet er vor 2018 nicht.

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