Besonders günstig telefonieren, eine monatliche Grundgebühr von weniger als zehn Euro, monatlich kündbar statt zwei Jahre Vertragslaufzeit – mit solchen Versprechen buhlen Billiganbieter um die Aufmerksamkeit der Mobilfunkkunden. Wer sich von solchen Angeboten wie 7,99 Euro pro Monat locken lässt, sollte einiges beachten – die Wahl des richtigen Tarifs für Handy oder Smartphone ist komplexer, als es die Werbung erscheinen lässt.
Häufig stellen Kunden fest, dass sie für ihren Tarif zu viel zahlen. Etwa weil beim Vertragsabschluss die eigenen Nutzungsgewohnheiten falsch eingeschätzt wurden und der Vertrag mit zu vielen Freiminuten oder Flatrates überdimensioniert ist. Oder der umgekehrte Fall: Die enthaltenen Freiminuten oder das Datenvolumen werden zu schnell aufgebraucht – danach geht es richtig ins Geld.
Es gibt Hunderte Mobilfunktarife, dazu noch unzählige Optionen für Datenvolumen, Auslandstelefonie oder spezielle Streaming-Angebote. Klar ist: Nicht jeder Tarif eignet sich für jeden Nutzer. So gibt es zwischen den großen Anbietern mit eigenen Netzen Unterschiede, dazu kommen noch unzählige Mobilfunkdiscounter, die das Netz der Großen nur nutzen.
Zahlen und Fakten zum Mobilfunk-Markt
Im vergangenen Jahr wurden rund 1,5 Milliarden Smartphones verkauft. Das war ein Wachstum von zwei bis fünf Prozent im Vergleich zu 2015 - die Berechnungen einzelner IT-Marktforscher weichen etwas voneinander ab.
Noch im Jahr davor war der Absatz um mehr als zehn Prozent gewachsen. Als zentrale Auslöser für die Abkühlung gelten die wirtschaftlichen Turbulenzen im größten Smartphone-Markt China sowie anderen Ländern wie Russland.
Samsung blieb auf das gesamte Jahr gerechnet der größte Smartphone-Anbieter mit einem Marktanteil von gut 20 Prozent, Apple ist die Nummer zwei mit knapp 15 Prozent.
Im Weihnachtsgeschäft wurden die Apple-Verkäufe aber vom iPhone 7 beflügelt und bei Samsung schlug das Batterie-Debakel beim Galaxy Note 7 auf den Absatz. Im Ergebnis schob sich Apple in dem Quartal mit 78,3 Millionen verkauften iPhones knapp an Samsung vorbei.
Anbieter aus China haben sich - vor allem dank der Größe des heimischen Marktes - weltweit in die Spitzengruppe vor. Die drei Hersteller Huawei, Oppo und BBK schließen nach Samsung und Apple die globale Top 5 ab und kamen zusammen auf gut 20 Prozent Marktanteil.
Bei den Smartphone-Betriebssystemen dominiert Googles Android-Software mit einem Marktanteil über 80 Prozent. Den Rest füllt weitgehend das iOS von Apples iPhones aus. Andere Betriebssysteme wie Windows Phone oder Blackberry OS sind inzwischen praktisch bei Null angekommen. Dabei wurde mit ihnen einst die Hoffnungen verbunden, dass sie zur starken Nummer drei im Markt werden könnten.
Im vergangenen Jahr gab es nach Berechnungen von Experten weltweit rund 7,4 Milliarden Mobilfunk-Anschlüsse. Zum Jahr 2020 dürfte ihre Zahl auf knapp 8,4 Milliarden ansteigen, prognostiziert der IT-Marktforscher Gartner.
Um herauszufinden, welche Mobilfunkanbieter und welche ihrer Tarife für welchen Nutzertyp das beste Angebot sind, hat das Deutsche Kundeninstitut (DKI) zum zweiten Mal im Auftrag der WirtschaftsWoche den Markt analysiert. Allerdings wurden in diesem Jahr die Kriterien angepasst – im Fokus stehen nicht feste Tarifklassen der Anbieter, sondern mögliche Nutzungsszenarien der Kunden. „Da sich die Konditionen der angebotenen Tarife teilweise stark unterscheiden, sind je nach Nutzungsverhalten verschiedene Tarife empfehlenswert“, sagt Sonja Kränz, verantwortliche Projektmanagerin beim DKI. „Deshalb haben wir Konditionen und Angebote für Privat- und Geschäftskunden mit mehreren Musterfällen untersucht.“
Drei Privat- und zwei Geschäftskunden
Wegen der unterschiedlichen Anforderungen und Vertriebswege wurde in dem Test zwischen Privat- und Geschäftskunden unterteilt. Dafür hat das DKI neben den nach Marktanteilen größten Mobilfunkanbietern auch bewusst kleinere Unternehmen ausgewählt, um zu prüfen, ob deren Konditionen und Leistungen mit denen der Marktführer mithalten können. Dabei wurde darauf geachtet, dass sich unter den kleinen Anbietern sowohl Eigenmarken (zum Beispiel Otelo von Vodafone) als auch Branding-Marken (zum Beispiel Aldi Talk) befinden.
Befragt wurden die Anbieter in Hinblick auf:
- ihre Konditionen: etwa die monatlich zu zahlenden Tarifkosten, die Laufzeit und Kündigungsfrist, sowie
- ihr Angebot: Leistungen, die die Tarife umfassen und Zusatzoptionen wie Freiminuten, Frei-SMS oder Datenvolumen.
- Beide Wertungen ergeben zusammen das Preis-Leistungs-Verhältnis, welches für den jeweiligen Nutzertyp ermittelt wird. Angebot und Konditionen fließen je zur Hälfte ein.
Neben dem Preis-Leistungs-Verhältnis für die fünf Musterfälle wurde auch der Kundenservice geprüft. Hier zählt unter anderem das Informationsangebot der Anbieter auf ihrer Internetseite oder dem Social-Media-Auftritt. Wichtiger ist aber die direkte Kommunikation mit dem Kunden: Wie lange wartet er in der Hotline, wie schnell wird auf Mail- oder Facebookanfragen reagiert? Wie freundlich, hilfsbereit und kompetent sind die Antworten? Der Service via Social Media wurde allerdings bei den Geschäftskunden ausgeklammert, da davon ausgegangen wurde, dass sie in erster Linie via Telefon oder Mail mit dem Anbieter in Kontakt treten.
Am Ende bleibt vor allem eine Frage: Was bekomme ich für mein Geld? Wo die Fallstricke liegen können, zeigt sich gleich beim ersten Musterfall – dem privaten Vieltelefonierer.