Alix Partners-Deutschlandchef "Oft fehlt es an Kontrollen"

Neben den etablierten Unternehmensberatern drängen neue Spieler auf den Markt. Der Deutschland-Chef vom Alix Partners über wachsenden Wettbewerb und die Aufklärung von Skandalen als Wachstumstreiber. Ein Interview.

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Andreas Rüter Quelle: PR

WirtschaftsWoche: Herr Rüter, sind Sie ein Opfer von Mario Draghi?
Andreas Rüter: Wieso?

Wegen der Niedrigzinsen der Europäischen Zentralbank finanzieren sich deutsche Unternehmen so günstig, dass kaum noch welche in finanzielle Schieflagen geraten. Das verdirbt Alix Partners das Geschäft mit Restrukturierungen.
Wir sind zwar vor allem für die Beratung in Turnaround-Situationen bekannt, tatsächlich machen diese aber nur noch ein Viertel unseres Umsatzes aus. Das meiste Geschäft machen wir mit gesunden Unternehmen. Und da läuft es gut.

So erkennen Sie gute Berater

Das heißt?
Wir sind in diesem Jahr zweistellig gewachsen und ich gehe davon aus, dass es 2016 so weiter geht. Wir wollen deshalb im kommenden Jahr 50 neue Berater einstellen und können uns auch weitere Zukäufe vorstellen. 

Der Beratermarkt ist in Bewegung, die Konkurrenz wächst. Es scheint, als könnten sich die großen Anbieter wie McKinsey und Boston Consulting absetzen, weil sie weltweit vertreten sind. Kleinere Spezialisten können da nicht mithalten.
Das sehe ich für uns nicht. Alix Partners hat weltweit 1500 Berater, damit können wir auch internationale Themen abdecken. Unser Angebot hebt uns von Wettbewerben ab. Wir stellen keine Hochschulabsolventen ein, unsere Berater haben mindestens fünf, meistens aber mehr als zehn Jahre Berufserfahrung im Management und der Beratung. Wir kommen dann ins Spiel, wenn schnelles Handeln und schnelle Resultate gefragt sind. Um die zu erreichen, übernehmen unsere Berater zeitweise sogar operative Funktionen im Unternehmen.  

Im Vergleich zur Konkurrenz ist ihr Angebot teuer. Kommen die Preise unter Druck?
Der Preisdruck kommt vor allem von den Wirtschaftsprüfern, deren Beratungsangebote oft deutlich günstiger sind als die der etablierten Anbieter. Bei den Projekten, die für uns interessant sind, sind diese aber keine Konkurrenz. Natürlich schauen die Einkaufsabteilungen kritisch auf die Kosten für Beratung. Wir vereinbaren in vielen Fällen einen erfolgsabhängigen Anteil bei der Bezahlung, das schätzen die Unternehmen.

Welche Themen sind für die Unternehmen wichtig?
Viele Unternehmen hinterfragen ihr Geschäftsmodell und passen es an große Trends wie etwa die Digitalisierung an. Wir rechnen auch in Deutschland mit mehr Verkäufen und Abspaltungen von Unternehmensteilen, deren Profitabilität sich vorher schnell und deutlich verbessern soll. Mit am stärksten wächst bei uns das Angebot für Unternehmenssicherheit und Untersuchungen nach Manipulationen und anderen illegalen Zwischenfällen.

Nach den Skandalen bei Großkonzernen wie Volkswagen und der Deutschen Bank ist das Thema besonders im Fokus. Warum braucht ein Unternehmen in diesen Fällen Berater?
Seit einigen Jahren hat sich der Aufwand in den Unternehmen extrem vergrößert. Wir unterstützen sie bei der Einrichtung von Compliance-Systemen, aber auch bei Themen wie Cybersicherheit. Meistens kommen wir aber im Auftrag großer Anwaltskanzleien ins Spiel, wenn schon etwas passiert ist. Unsere Spezialisten ermitteln dann anhand oft gigantischer Datenmengen, was genau passiert und welcher Schaden wirklich entstanden ist. Dabei geht es auch um mittelfristige Auswirkungen, etwa auf Zulieferer.

Wie lassen sich solche Skandale verhindern? 
Oft fehlt es an Kontrollen und den richtigen technischen Lösungen. Entscheidend ist aber die Kultur des Unternehmens. Wenn dort Fehlverhalten auch nur ansatzweise toleriert wird, lassen sich Skandale kaum vermeiden. 

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