Die Deutsche Post versucht, dieses Potenzial auszunutzen. Neben der Packstation bietet der Bonner Konzern deshalb mittlerweile auch einen eigenen Paketkasten an, den sich Kunden vor die Haustür stellen können. Auch Modelle für Mehrfamilienhäuser testet die Post bereits.
Was die Post mit ihrer Strategie 2020 erreichen will
Auch der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß soll verringert werden: Bis 2020 will die Post ihre Energie-Effizenz um 30 Prozent verbessern. Vor kurzem kaufte der Dax-Konzern zum Beispiel den deutschen Elektroauto-Entwickler Streetscooter auf.
Die Aktie Gelb soll weiter steigen: Post-Chef Frank Appel möchte zur ersten Wahl für Anleger werden. Zwischen 40 und 60 Prozent des Nettogewinns sollen die Aktionäre jährlich als Dividende ausgeschüttet bekommen.
Auch die Kundenzufriedenheit soll steigen - auf über 80 Prozent. Nach Recherchen der WirtschaftsWoche beschwerten sich allerdings vor allem deutsche Großkunden zuletzt über die Briefzustellung.
Der Gewinn ist die wichtigste Ziellinie in der Strategie 2020: Bis zum Ablauf der Frist will Appel fünf Milliarden Euro Plus machen. Dazu müsste er pro Jahr den Gewinn um acht Prozent steigern. Die Brief- und Paketsparte, die ihren Umsatz vor allem in Deutschland macht, soll drei Prozent Gewinnsteigerung pro Jahr dazu beisteuern - das Expressgeschäft, die Logistik- und Speditionssparten müssen zehn Prozent mehr im Jahr verdienen.
Kein anderer Dax-Konzern hat so konkrete und zugleich so ehrgeizige Ziele.
In Deutschland hat der durch den Onlinehandel ausgelöste Paketboom die Deutsche Post weit nach vorne getrieben. Jetzt will der Bonner Konzern diesen Effekt auch in den Schwellenländern mitnehmen: Bis 2020 soll sich der Marktanteil in diesen Regionen von 22 auf 30 Prozent erhöhen. Der Fokus liegt dabei auf Brasilien, Indien, China, Russland und Mexiko.
Auch bei den Mitarbeitern möchte die Post die erste Wahl sein. Ziel des Vorstand ist es, in den Mitarbeiterbefragung eine Zustimmungsquote von über 80 Prozent zu erlangen. Zuletzt lag die Quote bei ungefähr 70 Prozent.
Doch gleichzeitig versuchen die Wettbewerber – Hermes, DPD und GLS – auf dem Markt Fuß zu fassen. Seit über einem Jahr arbeiten die drei Unternehmen gemeinsam an einer eigenen Paketbox für die Vorgärten. Parcellock heißt ihr Angebot, das im Herbst auf den Markt kommen soll. Im Gegensatz zum Angebot der Post sollen ihre Paketbox gegen Gebühr aber alle Anbieter nutzen können, auch die Apotheke, der Pizzabäcker, die Post – oder Amazon.
Dass die drei Unternehmen hinter Parcellock daneben auch in das Geschäft mit Packstationen einsteigen könnten, wollte DPD-Chef Boris Winkelmann im Interview zumindest nicht ausschließen: „Das ist durchaus denkbar“, sagt er. „Wir stellen nicht die Boxen her, sondern die Software und das Sicherheitssystem dahinter.“ Das könnte auf viele Produkte angewendet werden. „Auf Kästen mit mehreren Fächern für Mietshäuser oder auch auf eine Packstation.“ Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.
Sicher ist: Die Zahl der Angebote wie Parcellock oder der Amazon Locker wird zunehmen. Denn die Paketdienste bieten damit den Kunden nicht nur mehr Komfort – sie sparen sich selbst auch immense Kosten. „Dahinter steckt natürlich auch eine knallharte Kostenkalkulation der Paketdienste“, sagt Lierow von der Unternehmensberatung Oliver Wyman.
Die Paketzustellung der Zukunft
Bei der Auslieferung der Paketsendungen legen die Kunden vor allem Wert darauf, dass sie zu ihren Alltagsgewohnheiten passt: 37 Prozent der Befragten haben bereits Erfahrungen, ihre Pakete zum Wunschtermin (auch nach Feierabend) nach Hause liefern zu lassen, weitere 40 Prozent würden diese Option gerne nutzen. Die Lieferung zum Wunschtermin ist damit aktuell die erste Wahl der Verbraucher. Viele Versandhändler haben sich diesem Bedürfnis bereits angepasst.
Quelle: PricewaterhouseCoopers AG (PwC): Die Paketzustellung der Zukunft, November 2014
Laut PwC nutzt jeder vierte Deutsche heute gelegentlich bis häufig Paketstationen oder Paket-Shops verschiedener Logistikdienstleister als Zustellmöglichkeit. Rund die Hälfte der Deutschen steht dieser Lösung jedoch noch kritisch gegenüber und hat sie bisher nicht genutzt.
Als wichtigste Eigenschaften einer Paketstation gab eine klare Mehrheit der der Befragten (87 Prozent) an, dass eine Paketstation möglichst einfach und selbsterklärend zu bedienen sein muss. Ein weiterer kritischer Aspekt ist die Erreichbarkeit: 72 Prozent legen Wert darauf, dass die Station mit dem Auto gut erreichbar ist, 67 Prozent zu Fuß. Außerdem sollen Pakete in allen Größen und von verschiedenen Paketdienstleistern dort gelagert werden können (83 bzw. 80 Prozent der Befragten).
Die Lieferung an den Arbeitsplatz ist für viele Arbeitnehmer eine attraktive, da zeitsparende und praktische Option, sasgt die Studie: Knapp jeder zweite Berufstätige (49 Prozent) würde diesen Service gerne nutzen. Bislang lässt sich nur eine kleine Minderheit der Berufstätigen (5 Prozent) Pakete direkt ins Büro liefern. Einen Aufpreis für diesen Service würden aber nur 7 Prozent in Kauf nehmen.
Rund ein Drittel der Deutschen wäre unter bestimmten Voraussetzungen bereit, für eine Lieferung am gleichen Tag (Same Day Delivery) einen Aufpreis von bis zu 12 Euro zu zahlen. Die taggleiche Lieferung kommt für die meisten jedoch nur für bestimmte Anlässe und in Ausnahmefällen in Frage, beispielsweise für Weihnachts- und Geburtstaggeschenke in letzter Minute. Rund zwei Drittel geben an, den Service der Lieferung am selben Tag generell nicht nutzen zu wollen; entweder aus grundsätzlichen Überlegungen oder weil sie eine Gebühr von rund 12 Euro als zu hoch empfinden.
Die letzten Kilometer bis zu unserer Haustüre, die sogenannte letzte Meile, gelten als die teuersten Meter in der gesamten Lieferkette. Umso wichtiger ist es für die Paketdienste, dass der Zusteller nicht mehrfach an einer Haustür klingeln muss – oder das Paket sogar zurückbringt. Denn dann verursacht die Lieferung am nächsten Tag noch mal die gleichen Kosten.