„Fahrer werden dort zu schwer durchschaubaren Bedingungen und in oft nur mündlichen Verträgen als Subunternehmer verpflichtet, ohne dass GLS sie auf die unternehmerischen und finanziellen Risiken hinweist. Viele werden total ausgebeutet, geraten in eine Schuldenfalle - und GLS stiehlt sich geschickt und komplett aus der Verantwortung“, sagte Wallraff am Mittwoch in Düsseldorf.
GLS (General Logistics Systems) mit Sitz in Amsterdam hat nach eigenen Angaben gut 210.000 Kunden in Europa, davon rund 40.000 in Deutschland. Laut Homepage gibt es bundesweit für den Paket- und Express-Service 57 Depots, und 3850 Zustellerfahrzeuge sind im Einsatz.
Wallraffs Vorwürfe gegen GLS im Wortlaut
„Es konnten oft keine Pausen gemacht werden, nachts waren nur vier oder fünf Stunden Schlaf drin. Das Unfallrisiko ist enorm. [...] Es ist ein System, das eine Form von moderner Sklaverei mitten in Deutschland darstellt.“
„Wir waren in verbeulten Karren und bei Schnee und Eis auch mit Sommerreifen unterwegs.“
„Ein Skandal ist auch, dass die ersten Stunden gar nicht bezahlt werden. Wenn die Fahrer um 0500 Uhr die Pakete aus den Depots holen, vom Band nehmen, scannen und in die Wagen tragen, werden diese zwei, drei Stunden nicht bezahlt.“
„Fahrer werden dort zu schwer durchschaubaren Bedingungen und in oft nur mündlichen Verträgen als Subunternehmer verpflichtet, ohne dass GLS sie auf die unternehmerischen und finanziellen Risiken hinweist. Viele werden total ausgebeutet, geraten in eine Schuldenfalle - und GLS stiehlt sich geschickt und komplett aus der Verantwortung.“
„Gegenüber den Behörden werden manipulierte Angaben gemacht.“
Wallraff hat auch diesmal sein Aussehen verändert und sich auf jünger trimmen lassen. Seit den siebziger Jahren sorgt der Schriftsteller mit seinen Undercover-Recherchen für Schlagzeilen, etwa als „Bild“-Reporter oder als türkischer Gastarbeiter Ali. Seine Recherche über schlechte Bezahlung und mangelnden Arbeitsschutz in einer Großbäckerei, die einem Discounter zuliefert, führte zu einem noch laufenden Prozess gegen den Firmenchef.
Den Namen des Unternehmens hatte Wallraff bis kurz vor Ausstrahlung seiner einstündigen Reportage bei RTL nicht nennen wollen. Er habe eine einstweilige Verfügung gegen die Veröffentlichung im Fernsehen und auch im „Zeit-Magazin“ am Donnerstag befürchtet, sagte er zur Begründung.
Der Verbraucher könne diesem expandierenden europäischen Konzern möglicherweise Einhalt gebieten oder Verbesserungen bewirken, in dem er nicht immer „online, schnell und billigst“ bestelle, meinte Wallraff.
Mit Material von dpa und dapd