Es lässt sich nicht beschönigen und deshalb spricht es Tui-Chef Fritz Joussen schon vor der Hauptversammlung des weltgrößten Reisekonzerns klar aus: Die Terrorfolgen in der Türkei und Nordafrika sind deutlich zu spüren. Besonders der Terroranschlag in Istanbul mit zehn toten deutschen Urlaubern im Januar hat die gesamten Türkei-Buchungen einbrechen lassen. Im Vergleich zum Vorjahr seien allein die Sommerbuchungen für den Bosporus um 40 Prozent zurückgegangen, heißt es bei Tui. Deshalb rechnet Joussen in diesem Jahr mit rund einer Million Türkei-Gästen und damit nur gut halb so vielen wie im Vorjahr.
Bei solchen Nachrichten zum wichtigsten Gewinnbringer des Unternehmens verwundert es nicht, dass die Tui-Aktie daraufhin ins Minus sackte. Reiseveranstalter schreiben im Winter meist rote Zahlen. Geld verdienen sie hauptsächlich mit der Hauptreisezeit im Sommer.
Es sind nicht die ersten schlechten Meldungen. Auch die Buchungen für Tunesien und weite Teile Ägyptens als Urlaubsziele waren in den vergangenen Wochen und Monaten bereits deutlich eingebrochen.
Kreuzfahrten mit Ziel Türkei abgesagt
Und Tui ist damit kein Einzelbeispiel. Starke Buchungsrückgänge für die entsprechenden Regionen bekommen sämtliche Reise-Anbieter zu spüren. So hat die Kreuzfahrtreederei Aida Cruises die für diesen Sommer geplanten Fahrten mit Zielen in der Türkei abgesagt. Zahlreiche Gäste hätten den Wunsch geäußert, ihre Reise auf eine andere Urlaubsregion umzubuchen, sagte das Unternehmen.
Auch der Online-Reiseanbieter Check24 berichtet, Reisen nach Tunesien, Ägypten und in die Türkei seien um bis zu 59 Prozent unbeliebter als im Vorjahresmonat. Der Reiseanbieter begründet diese Entwicklung ebenfalls mit der „Unsicherheit der Kunden in Folge der Terroranschläge in Tunesien, Ägypten und der Türkei“.
Diese Nationen verreisen am meisten
Die Kanadier landen auf Platz 6 der Nationen, die am meisten Reisen außerhalb ihres Landes machen. Auch bei den Ausgaben für ihre Urlaube landen die Kanadier auf Platz 6.
Platz 5 geht an die reisefreudigen Franzosen. Allerdings reisen Franzosen günstiger als andere Nationen: Betrachtet man die Ausgaben der Urlauber aus den unterschiedlichen Ländern, landet Japan auf Rang 5.
Rund 1,37 Milliarden Chinesen gibt es auf der Welt, immer mehr von ihnen reisen in andere asiatische Länder, aber auch nach Europa oder Amerika. Damit erreichen die Chinesen Platz 4 der Nationen mit den meisten Reisen. Was die Urlaubsausgaben angibt, erreichen die Chinesen sogar den zweiten Rang.
Die Briten lieben ihren All-Inclusive-Urlaub. Das bringt ihnen Rang 3 der reisefreudigsten Nationen. Bei den Ausgaben allerdings landet Großbritannien nur auf dem vierten Rang.
Kaum eine Nation ist häufiger im Ausland anzutreffen als die Amerikaner: Die USA erreicht mit ihren rund 320 Millionen Einwohnern Rang zwei der Nationen mit den meisten Urlaubsreisen. Bei den Ausgaben rücken die Amerikaner sogar auf den ersten Platz.
Urlaubsweltmeister aber bleiben die Deutschen: 80 Millionen Einwohner machen rund 70 Millionen Urlaubsreisen im Jahr - allerdings vor allem günstige. Beim Umsatz mit Auslandsreisen erreicht Deutschland nur Rang 3.
Insbesondere der letzte Terroranschlag von Istanbul verunsichert die deutschen Urlauber: „Wir merken, dass es für die Türkei eine gewisse Zurückhaltung gibt“, sagt Sybille Zeuch, die Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV).
Veranstalter Thomas Cook berichtete Ende Januar von insgesamt zurückhaltender Nachfrage nach Türkei-Reisen für die Sommersaison: „Wir gehen davon aus, dass die Buchungen für Badeziele in der Türkei noch reinkommen werden“, sagte ein Thomas-Cook-Sprecher. Auch DER Touristik sprach von zurückhaltenden Buchungen für das Land am Bosporus, Stornierungen gebe es aber nicht. „Der Wunsch nach Urlaub ist groß, das Interesse ist da, auch die Konjunkturaussichten sind positiv. Einzig die Buchungsentscheidung ist bei vielen noch nicht gefallen“, sagte René Herzog, der Chef von DER Touristik Central Europe.