Anschläge drücken Buchungen Terror-Angst drückt die Tourismus-Branche

Seite 2/2

Türkei vermeldet schon Einbußen im Tourismus

In den vergangenen Jahren gehörte die Türkei im Tourismusgeschäft immer zu den Gewinnern unter den Mittelmeerländern. 2012 strömten jedes Jahr mehr Deutsche in das Land. 2015 waren es nach türkischen Behördenangaben 5,5 Millionen Gäste aus Deutschland. Das Land war nach Spanien und Italien zuletzt das beliebteste Auslandsreiseziel der Deutschen. Durch die Terroranschläge kippt diese Stimmung.

Bereits Ende Januar hatte die Türkei von deutlichen Einbußen im Tourismusgeschäft 2015 gesprochen. Wie das türkische Statistikamt mitteilte, sanken die Einnahmen schon im vierten Quartal des vergangenen Jahres um rund 14 Prozent auf 6,6 Milliarden Dollar.

Schon diesen Rückgang begründeten die Experten mit den Anschlägen durch Extremisten im Jahresverlauf. Im Gesamtjahr 2015 hatte sich ein Rückgang des Tourismus-Geschäfts um mehr als acht Prozent auf knapp 31,5 Milliarden Dollar abgezeichnet. Die Zahl der Besucher sank um im Vergleich zu 2014 um 1,6 Prozent. Nach der Gewalttat in Istanbul im Januar dieses Jahres rechnet die Türkei nun mit noch stärkeren Rückgängen – und das zu Recht, wie die Zahlen der Reiseveranstalter nun ebenfalls zeigen.

Türkei droht ähnliches Schicksal wie Ägypten

Ähnlich erging es bereits dem Tourismusgeschäft in Ägypten. Der Verdacht, dass der Absturz eines russischen Urlauber-Airbus über der Halbinsel Sinai durch die Explosion eines eingeschmuggelten Sprengsatzes ausgelöst wurde, erwies sich als folgenschwer für die Tourismusindustrie des Landes.

Etwa eine Million Touristen haben Ägypten im November und Dezember besucht - das sind 41 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum und die niedrigsten Zahlen in diesen beiden Monaten der Hochsaison seit mindestens 2005. Das geht aus Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg hervor.

„Dies einen Einbruch zu nennen, wäre zu kurz gegriffen. Was hier passiert ist ein Kollaps", sagte Amani El-Torgoman aus dem Management der ägyptischen Tourismusvereinigung. Bei den Auswirkungen des Flugzeugabsturzes handele es sich "definitiv um eine Überreaktion" und die Folgen seien zerstörerisch für die Tourismusindustrie.

Die neuen Sicherheitsbedenken, sagte El-Torgoman, beträfen auch solche Gegenden in Ägypten, die sich im Zuge des Arabischen Frühlings und der folgenden Unruhen als kaum betroffen und weiterhin gut von Touristen besucht erwiesen hätten.

“Nach 2011 blieben die Touristen weg aus Kairo, Luxor und Assuan, denn diese Städte wurden als unsicher eingeschätzt", sagte sie. Aber der reine Strandtourismus sei kaum gebremst gewesen. "Jetzt ist Sharm El-Sheikh zu einer Geisterstadt geworden. Es ist wirklich sehr traurig".

Die ausbleibenden Gäste – insbesondere in der Türkei und Ägypten – werden Tui und den anderen Veranstaltern im Gegensatz zu den gebeutelten Ländern nicht verloren gehen. Wie die Buchungen bereits jetzt zeigen, gibt es eine Verschiebung auf andere Mittelmeerländer. Pauschaltouristen fragten laut Check24 Reiseziele in Spanien, Griechenland und Bulgarien häufiger nach, wodurch die Buchungsanteile dort um bis zu 66 Prozent gestiegen sein sollen. Das beliebteste Pauschalreiseziel Spanien buchten Kunden laut dem Online-Portal den Anteilen entsprechend sogar 19 Prozent häufiger als im Vorjahresmonat.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%